Bei der Deutschen Bahn wird vieles digital. Fahrscheine und Ermäßigung können künftig vielerorts nur noch am Smartphone vorgezeigt werden. Der Fahrgästeverband Pro Bahn spricht sich nun gegen diesen Trend aus.
Fahrgäste, die kein Smartphone besitzen oder die schlicht digital nicht bewandt sind, werden durch den Transformationsschritt der Deutschen Bahn vollkommen ausgeschlossen. Dagegen stemmt sich der Fahrgästeverband Pro Bahn nun auf und spricht sich gegen den Zwang zum digitalen Fahrschein aus, wie fvw berichtet.
Was tun, wenn der Akku leer ist?
Das Angebot der Deutschen Bahn wird zunehmend digitalisiert. So werden beispielsweise ab Juni 2024 die BahnCards 25 und 50 im Plastik-Format abgeschafft. Auch das Deutschland-Jobticket im öffentlichen Dienst wird nur noch digital ausgegeben. Doch was passiert, wenn der Akku leer ist? Würde dies bedeuten, dass Passagiere, die den Fahrschein nicht am Smartphone vorweisen können, ein neues Ticket kaufen müssen? Laut Beförderungsbestimmungen sei diese Praxis legitim, doch schließlich werden Risiken wie eine unterbrochene Internetverbindung oder leere Akkus auf die Fahrgäste übertragen. Dagegen verlautbarte der Fahrgästeverband Pro Bahn laute Kritik.
Pro Bahn fordert dahingehend, dass auch Vielfahrern die Option auf eine Chipkarte als Alternative zum Handy-Ticket einberaumt werden müsse. Lukas Iffländer, Sprecher des Fahrgastverbands, befürchtet, dass zunehmend mehr Verbünde und Bahnen zur digitalen Ticketpflicht tendieren und kritisiert:
Zukünftig müssen betroffene Fahrgäste dann zwingend darauf achten, dass eine Lademöglichkeit für ihre Smartphones vorhanden ist.
Lukas Iffländer, Sprecher des Fahrgastverbands Pro Bahn
Weiters bekräftigte Iffländer, dass Fahrgästen nicht die Entscheidung genommen werden dürfe, ob sie einen digitalen Fahrschein am Handy oder eine Chipkarte erhalten wollen – und zwar unabhängig davon, ob sie ein Smartphone besitzen oder nicht.
Einer Erhebung im Auftrag des Digitalverbands Bitkom zufolge würden 40 Prozent der Befragten Chipkarten bevorzugen.
Das Argument des Umweltschutzes
Die Deutsche Bahn begründete ihre digitale Transformation damit, dass durch die Umstellung auf Plastik verzichtet und damit die Umwelt geschützt werden. Iffländer entgegnete:
Die Argumentation, dass durch den Smartphonezwang tonnenweise Plastik eingespart wird, hält einem seriösen Mengenvergleich nicht stand und ist aus unserer Sicht vorgeschoben, zumal es auch plastikfreie Lösungen gibt.
Lukas Iffländer, Sprecher des Fahrgastverbands Pro Bahn
Bereits im letzten Jahr informierte die Bahn über die bevorstehende Umstellung auf rein digitale BahnCards. Schließlich wurden die Probe BahnCards 25 und 50 seit dem Fahrplanwechsel am 10. Dezember 2023 ausschließlich in digitaler Form ausgestellt. Verbraucher erfreuen sich den Veränderungen allenfalls nicht besonders. Nichtsdestotrotz hält die Deutsche Bahn an den Plänen ihrer digitalen Transformation fest.
Fazit zur Kritik an der DB-Digitalisierungsstrategie
Der Fahrgästeverband Pro Bahn spricht sich gegen die Digitalisierungswelle der Deutschen Bahn aus. Kritisiert wird insbesondere die Exklusion gewisser Fahrgäste, die durch die Umstellung auf rein digitale Fahrscheine ausgegrenzt werden. Das Argument der Umwelt zieht in diesem Zusammenhang wenig, da auch andere plastikfreie Lösungen in Betracht gezogen werden könnten. Beispielsweise könnten Tickets über das Kundenportal der Deutschen Bahn heruntergeladen und ausgedruckt werden. Es bleibt abzuwarten, ob der Aufruf des Verbands erhört wird und ob an der Digitalisierungsstrategie noch zu rütteln ist.
Der Titel ist absolut irreführend und falsch! Der Fahrgastverband ist nicht gegen eine Digitalisierung, sondern gegen einen Smartphonezwang. Es muss zur digitalen Variante auch eine Möglichkeit geben, dass Menschen ohne Smartphone, bspw. Senioren, nicht abgehängt werden.
Lieber Noah,
vielen Dank für Deinen Kommentar. Ich stimme Dir vollkommen zu. Gerne habe ich das Wording im Titel angepasst.
Beste Grüße, Beate