Der Plan ist zwar ambitioniert, aber durchaus realistisch. Noch vor der Bundestagswahl will die Lufthansa die Staatshilfen zurückzahlen. Was steckt dahinter?
Die Corona-Pandemie ging vor allem auch an einer der größten europäischen Fluggesellschaften nicht spurlos vorbei. Die Lufthansa hat nach langem Hin und Her im vergangenen Sommer Staatshilfen von insgesamt neun Milliarden Euro gewährt bekommen. Knapp die Hälfte wurde davon bereits in Anspruch genommen. Dieser Teil soll aber noch pünktlich vor der Bundestagswahl zurückgezahlt werden, um die Airline wieder in Stellung bringen zu können – das berichtet Aero.
Ambitioniert oder realistisch?
Anfang des Jahres lief alles noch nach Plan. Die Lufthansa konnte vor Ende der ersten Fristen die ersten Teile der Staatshilfen an die Bundesregierung zurückzahlen. Kurze Zeit später wurde bei der Hauptversammlung der Weg für die Beschaffung von insgesamt 5,5 Milliarden Euro am freien Kapitalmarkt frei gemacht. Damit wollte man weitere Tranchen der Staatshilfen tilgen. Vor allem aber ging es darum, sich aus der Abhängigkeit des Staates zu lösen. Zum einen waren die Enttäuschungen zu den Entscheidungen der EU-Wettbewerbskommission zu hoch. Auf der anderen Seite war der Lufthansa-Group um Carsten Spohr vor allem aber der Ausgang der diesjährigen Bundestagswahlen zu ungewiss.
Im Laufe der vergangenen Monate hat die Lufthansa bereits vier Milliarden Euro von den gewährten Staatshilfen der deutschen, belgischen, österreichischen und schweizerischen Regierung in Anspruch genommen. Nachdem Anfangs die Tranchen jedoch pünktlich zurückgezahlt werden konnten, gerät der Plan nun vermeintlich ins Stocken. Deshalb sucht Carsten Spohr nach Möglichkeit noch vor den Bundestagswahlen das Gespräch mit der aktuellen Bundesregierung, um alle Eventualitäten zu besprechen. Der Plan sieht es vor, bis dahin alle in Anspruch genommenen Staatshilfen vollständig zurückzuzahlen. Ob das realistisch ist, ist nach derzeitiger Lage jedoch unklar. Dennoch ist das Ziel klar: Die Lufthansa will sich lieber am freien Kapitalmarkt als beim Staat verschulden.
Diese Devise ist für einen langfristigen Plan wichtig. Mit aktuellen Umsätzen und Gewinnen könne die Lufthansa bereits ebenfalls erste Kredite tilgen. Ohne weitere Anleihen ist alles Weitere momentan jedoch noch unrealistisch. Wenn die Staatshilfen jedoch gänzlich an den Staat zurückgezahlt sind, kann die Lufthansa wieder in den Angriffsmodus schalten. Nach Ansicht von Spohr verfügt der europäische Markt über zu viele Airlines. Ohne Staatsanleihen wären Übernahmen anderer Fluggesellschaften wieder erlaubt. Dafür möchte sich die Lufthansa in Position bringen. Zudem steht die Rückkehr in den Deutschen Leitindex DAX auf der Liste. Zwar hätte dies laut Spohr nicht die oberste Devise, der Anspruch sollte dennoch gegeben sein.
Fazit zu den Plänen Spohrs
Die Lufthansa will sich aus der Abhängigkeit des Staates noch vor der Bundestagswahl befreien. Diesen Plan verfolgte der Konzern bereits bei der Hauptversammlung vor einigen Monaten. Ob man dennoch rechtzeitig den Kredit zurückzahlen könne, ist aktuell offen. Gelingen kann das aktuell nur mit Anleihen am freien Kapitalmarkt, die selbst erwirtschafteten Gewinne sind noch zu gering. Sollte es aber gelingen, so will sich die Lufthansa damit wieder am Markt in Stellung bringen und schnell zu alter Stärke zurückfinden.