Wirkt sich das Spiel auf Zeit der Lufthansa auf den Flugverkehr in den Sommerferien aus?
Bereits im September 2022 sah es im Streit um die Tarifkonditionen für Piloten bei der Lufthansa eigentlich gut aus. Der in Aussicht gestellte Pilotenstreik konnte abgewendet werden und es hatte den Anschein, als würden die Lufthansa und Vereinigung Cockpit (VC) sich einigen können. Doch dann kam alles anders und Anfang April stand fest: Die Lufthansapiloten könnten diesen Sommer wieder streiken. Die VC fordert zeitnah ein “verhandlungsfähiges” Angebot, berichtet aero.
Friedenspflicht endet im Juni
Ein langer Verhandlungszeitraum liegt bereits hinter der Lufthansa und der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit. Streiks, angedrohte Streiks, kurzweilige Einigungen und erneute Brüche zwischen den zwei Lagern zeichnen seit über einem Jahr die Tarifverhandlungen zwischen der Lufthansa und VC aus. Nun endet die vereinbarte Friedenspflicht für die mehr als 5.000 Piloten am 30. Juni. Weitere Streiks wären somit bereits in der Sommerferienzeit möglich.
Auch wenn die genauen Details der Tarifkonditionen bislang unter Verschluss geblieben sind, steht fest: Die Pilotengewerkschaft fordert einen höheren Belastungsschutz, bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie um eine neue Vergütungsstruktur und Gehaltssteigerungen. Vorstandsvorsitzender von VC, Marcel Gröls, warnte die Lufthansa angesichts der endenden Friedenspflicht davor, auf Zeit zu spielen, um die Situation nicht eskalieren zu lassen:
Als Lufthansa und als Pilotenvereinigung Cockpit haben wir uns im letzten Sommer ein neues, sozialpartnerschaftliches Miteinander als Ziel gesetzt. Jetzt wird es Zeit, den Ankündigungen Taten folgen zu lassen. […] Wir erwarten vom Unternehmen nun dringend ein verhandlungsfähiges Angebot.
Marcel Gröls, Tarifvorstand VC
Streiks trotz Teileinigung?
Die Pilotengewerkschaft hatte sich im vergangenen Herbst auf eine Teileinigung eingelassen. Im Zuge dessen wurde mit der Arbeitgeberseite die lange Friedenspflicht bis Ende Juni 2023 vereinbart, um weitere Streiks zu verhindern und ohne Zeitdruck eine für beide Seiten akzeptable Lösung zu finden.
Trotz der diversen gemeinsamen Verhandlungsrunden rückt nun die das Ende der Friedenspflicht immer näher und eine Einigung ist nicht in Sicht. Gröls wirft der Lufthansa vor, bis dato nur auf einzelne Punkte der Forderungen eingegangen zu sein und diese direkt mit Gegenforderungen verknüpft zu haben. Da die Lufthansa aufgrund von Personalmangels bereits 34.000 Flüge in diesem Sommer streichen musste, sollte eine zeitnahe Einigung auch auf Arbeitgeberseite höchste Priorität haben. Sonst drohen ab Juli wieder Streiks und eventuell sogar ein Chaos-Sommer wie in 2022 bei der Lufthansa.
Fazit zu den Tarifverhandlungen und drohenden Streiks
Über ein Jahr handeln die Lufthansa und die Vereinigung Cockpit bereits die Tarifkonditionen für Piloten beim Kranich aus – bislang ohne Konklusion. Am 30. Juni endet nun die gemeinschaftlich vereinbarte Friedenspflicht. Sollte zeitnah keine zufriedenstellende Einigung für beide Parteien erzielt werden können, ist ab Juli auch wieder mit Streiks zu rechnen, die erhebliche Auswirkungen auf den Sommerflugverkehr haben können.
Was ist eigentlich mit den entlassenen Piloten bei Aeroflot, Pobeda, S7 u.a. (gerade in aero gelesen)? Mit dem ausgedünnten Personal in der deutschen Botschaft in Moskau wird die Welt zwar nicht unbedingt einfacher, ein Weg für ein Arbeitsvisum lässt sich vielleicht dennoch finden.
Hat jetzt nicht unbedingt mit den Tarifverhandlungen zu tun. Personell sieht es bei den Piloten nach den vielen Vorruhestandsregelungen m.W. auch nicht unbedingt rosig aus.
Da rächt sich die katastrophale Personalpolitik der Lufthansa.