Pünktlich zur Sondersitzung des Lufthansa-Aufsichtsrats wendet sich das Personal in einem offenen Brief an die Unternehmensführung.

Die Lage bei der Lufthansa ist brenzlig. Wegen der andauernden Krise lädt das Unternehmen den Chef Carsten Spohr am Mittwoch zu einer außerplanmäßigen Sondersitzung ein. Diese Chance nutzt nun auch das Personal des Konzerns und wendet sich in einem Brief an den Aufsichtsrat, der unseren Kollegen bei aero.de vorliegt.

Personal wirft dem Vorstand übertriebene Sparmaßnahmen vor

Wer Schuld an der momentanen Situation hat, ist für die Mitarbeitenden ziemlich klar: Der Vorstand hat mit seinen Sparmaßnahmen im Zuge der Pandemie übertrieben. Es kam zu massenweise Fehlentscheidungen. Zu viele Leute wurden entlassen, zu spät wurden die Kapazitäten wieder hochgefahren. Im Februar war das Unternehmen angeblich trotz offensichtlich hoher Nachfrage für die Sommermonate immer noch auf Sparkurs – man hätte die Reisewelle erahnen können, so der Vorwurf des Personals.

Es wurde vom Konzernvorstand (…) noch bis Februar 2022 suggeriert, man müsse Lufthansa massiv redimenisionieren und Personal freistellen. Bereits zu diesem Zeitpunkt war eine spürbare Buchungsnachfrage für die Sommermonate 2022 erkennbar.

Ein Auszug aus dem Brief an den Lufthansa-Vorstand

Jetzt fehlt es an ausreichend Personal – und die übrigen Mitarbeitenden müssen unter der Situation leiden. Sie sehen sich allein gelassen in der Konfrontation mit dem Frust der Passagiere.

Dramatische Szenen an den Flughäfen

In dem Brief wird die momentane Lage und die daraus resultierenden Probleme für die Mitarbeitenden genaustens geschildert. Und es scheint dramatisch zu sein. Es wird von aggressiven Reisenden berichtet, die Monitore nach dem Personal werfen sowie von Kollegen und Kolleginnen, die niedergeschlagen und von der Polizei in den Feierabend eskortiert werden. Die Mitarbeitenden sind laut eigener Aussage nach psychisch und physisch am Ende ihrer Kräfte – und das in allen Einsatzbereichen.

Ende mit den Sparmaßnahmen

Die Arbeitervertreter haben eine klare Forderung: die Sparmaßnahmen müssen sofort beendet werden. Was es nun braucht, sind Investitionen in das Personal, das über die Krise hinweg so viel aushalten musste. Entlassene müssen zurückgeholt werden, zahlreiche Neueinstellungen zu attraktiven Konditionen sind nötig. All das kann nicht schnell genug passieren.

Lufthansa Check In

Denn die Aussicht auf die nächsten Wochen und Monate sind düster. Der Konzern berät im Moment über weitere Flugstreichungen, während die bevorstehenden Sommerferien in Berlin der Pilotenvereinigung Sorge bereiten. Die Branche ist nicht gewappnet, es drohen weitere Desaster.

Fazit zum offenen Brief des Lufthansa-Personals an den Aufsichtsrat

Der Brief macht deutlich, wie belastend die derzeitige Situation für die Mitarbeitenden von Lufthansa tatsächlich ist. Sie fordern eine Kursänderung und lassen gleichzeitig ihre Enttäuschung gegenüber der Unternehmensführung durchscheinen. Für Carsten Spohr selbst könnte dieser Brief ein weiterer Schritt in Richtung Karriereende sein.

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Autor

Sonja Issel ist seit Juni 2022 als Autorin Teil des reisetopia Content-Teams. Sie ist mit Leib und Seele Journalistin. Besondere Orte und Geschichten aufzuspüren sind ihre Leidenschaft. Ihre Expertise setzt sie jetzt für euch ein, um die besten Reisedestinationen zu finden - und um euch bezüglich News Up-To Date zu halten.

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  • Die ersten Jahre war Spohr der richtige Mann … Allerdings merkt man im laufe der Jahre zunehmend eine Abkopplung von der Basis! Die Sparmaßnahmen hat sich Herr Spohr doch teilweise bei Mitbewerbern der Branche angesehen … Das dieses jedoch nicht der Anspruch einer Lufthansa sein kann, war vielen klar … Es tut mir leid für den Konzern Lufthansa … Soviel hart erarbeitetes Geld und Personalpower sinnlos verblasen …. Das hätte nicht sein dürfen …. Schadensbegrenzung und Imagepflege muss nun her … mit einem Entschuldigungsbrief ist es nicht getan, wenn die Kunden ohne Hotel am anderen Ende der Welt oder auch nur in Spanien oder sonst wo festhängen und später noch auf den Kosten hängen bleiben!

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