Die Lufthansa Group veröffentlicht die ersten Quartalszahlen und stellt einen umsatzstarken Sommer in Aussicht – doch auch die Ticketpreise können steigen.
Der Luftverkehrskonzern gibt in einer Pressemitteilung bekannt, dass sich das Konzernergebnis im ersten Quartal 2023 im Vergleich zum Vorjahr deutlich verbessert hat. Auch wenn der Konzern noch rote Zahlen schreibt: Ein höherer Konzernumsatz und mehr Fluggäste im Verhältnis zum ersten Quartal 2022 sind nur einige der Fortschritte, die die Lufthansa Group verzeichnen kann. Ob der prognostizierte Reise-Boom im Sommer auch mit verteuerten Tickets und vollen Flugzeugen einhergehen wird?
Verluste zum Vorjahr halbiert
Das Konzernergebnis in den ersten drei Monaten ist noch negativ. Das habe zum einen saisonale Gründe, berichtet der Konzern, denn das Fluggastaufkommen sei in dieser Zeit des Jahres für gewöhnlich geringer. Zum anderen nennt der Konzern als Gründe für die roten Zahlen die Kosten für die geplante Ausweitung des Flugbetriebs im Sommer und Investitionen in die operationelle Stabilität nach dem Chaos-Sommer 2022. Inwiefern diese Bemühungen Früchte tragen werden, bleibt abzuwarten, denn bereits in dieser Woche kam es aufgrund von Personalengpässen zu Einschränkungen des Flugverkehrs am Münchener Flughafen.
Auch die Auswirkungen von diversen Streiks an deutschen Flughäfen, in denen die Lufthansa Group nicht Tarifpartner war, haben das Ergebnis von Q1 negativ belastet. Der operative Verlust konnte im Vergleich zum ersten Quartal von 2022 jedoch halbiert werden.
Insgesamt verzeichneten die Airlines der Lufthansa Group im ersten Quartal rund 22 Millionen Fluggäste (im Vorjahr: 13 Millionen). Der Umsatz allein der Passagier-Airlines stieg zwischen Januar und März dieses Jahres auf 5,2 Milliarden Euro (im Verhältnis zu den drei Milliarden Euro im Vorjahr) um 73 Prozent. In Summe ist der Konzernumsatz um 40 Prozent auf sieben Milliarden Euro gestiegen.
Versprechen die Nachholeffekte hohe Fluggastzahlen und teurere Tickets?
Noch immer sind Nachholeffekte infolge der Pandemie im Flugverkehr stark spürbar: Die Reiselust treibt die Menschen in die Ferne. Auf touristischen Kurz- und Mittelstrecken übersteigt die Nachfrage bereits den Schwellenwert von 2019. Die Lufthansa Group erwartet daher einen umsatzstarken Reisesommer, besonders im privaten Segment. Das Interesse an Städte- und Kurzreisen wächst deutlich und auch die Nachfrage in den Premiumklassen bleibt stark.
Carsten Spohr, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Lufthansa AG, bewertet den aktuellen Kurs des Konzerns positiv:
Im Fokus steht jetzt, unseren Gästen bei allen Airlines der Gruppe wieder ein durchgängiges Premium-Produkt-Erlebnis anzubieten. […] Die Lufthansa Group ist gut aufgestellt, ihre Position unter den Top fünf Airline-Gruppen im globalen Wettbewerb weiter zu stärken.
Carsten Spohr, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Lufthansa AG
Das aktuelle Interesse an Buchungen von Premiumklassen könnte allerdings damit zusammenhängen, dass der reduzierte Flugplan Privatpersonen dazu zwingt, auf teurere Tickets auszuweichen, berichtet die Süddeutsche.
Denn die Summe der Geschäftsreisenden beläuft sich auf rund 60 Prozent im Vergleich zu 2019 und Privatreisende kompensieren diese Ausfälle auch in den teureren Sitzkategorien. Die Nachfrage treffe auf ein beschränktes Angebot am Markt und die Lufthansa könne daher auch höhere Ticketpreise durchsetzen, heißt es. Ausgelastete Flugzeuge werden ebenfalls erwartet, da auch im zweiten Quartal nur mit rund 82 Prozent der Kapazitäten des Vorkrisenniveaus gerechnet werden kann.
Jahresausblick der Lufthansa Group
Für 2023 plant die Lufthansa Group im Durchschnitt weiterhin mit einer Gesamtkapazität der Passagier-Airlines von rund 85 bis 90 Prozent im Vergleich zum Vorkrisenniveau von 2019. Probleme im zweiten Quartal erwartet der Lufthansa-Chef Spohr weniger von den ab Juli streikfähigen Piloten der Kerngesellschaft, sondern von der NATO-Übung “Air Defender 23”, denn diese könnte zivilen Flugverkehr für zwei Wochen erheblich beeinträchtigen. Dennoch zeigt sich der Vorstandsvorsitzende zuversichtlich, dass die Lufthansa Group ihre geplanten Ziele für 2023 erreichen wird.
Fazit zu dem erwarteten Reise-Boom der Lufthansa Group
Im Verhältnis zum ersten Quartal von 2022 verzeichnet die Lufthansa Group einen starken Jahresbeginn mit deutlich weniger operativen Verlusten. Der Flugplan wird im Rahmen der Kapazitäten sukzessive ausgebaut, um dem ungebrochenen Ansturm auf Flugreisen nachkommen zu können. Mitunter könnte die hohe Nachfrage jedoch zu teureren Tickets und volleren Flugzeugen führen. Es bleibt also abzuwarten, ob die gesteckten Ziele der Lufthansa Group für 2023 zulasten der Passagiere erreicht werden.
An mangelnden Kapazitäten kann es ja wohl nicht liegen – noch immer stehen Lufthansa Maschinen geparkt in der Weltgeschichte herum. Heute gesehen in Budapest, wo sechs Maschinen der LH auf der grünen Wiese des BUD airports geparkt sind – zwei davon sogar mit der neuen Bemalung.