Die Lufthansa muss damit leben, zukünftig nicht mehr im höchsten Aktienindex des Landes vertreten zu sein. Nach einem Kurssturz fliegt das Gründungsmitglied raus – mit relevanten Folgen.

Es hatte sich schon vor zwei Wochen angedeutet, dass die Lufthansa durch das sogenannte Fast Exit-Verfahren aus dem DAX fliegen könnte. Nun hat sich bewahrheitet, worüber wir schon zu diesem Zeitpunkt berichtet haben. Die deutsche Reiseikone fällt aus dem wichtigsten Aktienindex heraus und findet sich zukünftig im sogenannte MDax wieder, neu in den DAX steigt dafür der Immobilienkonzern Deutsche Wohnen auf.

Lufthansa gehört nicht mehr zu den wertvollsten Unternehmen

Der traurige Abschied der Lufthansa aus dem DAX kommt leider nicht überraschend, denn die Marktkapitalisierung der Fluggesellschaft hatte sich in den letzten Monaten stark reduziert. Besonders problematisch im Vergleich zu anderen Krisen war dabei allerdings nicht nur der Wertverfall per se, sondern die im Vergleich zum restlichen Markt besonders schwache Entwicklung. Als Reiseunternehmen ist dies zwar nicht weiter verwunderlich in diesen Zeiten, doch für die Lufthansa sorgt der Verfall der Marktkapitalisierung auf aktuell als weniger als fünf Milliarden Euro dafür, dass die Firma zukünftig nicht mehr im DAX gelistet ist.

Die Marktkapitalisierung per se ist allerdings nicht der einzige entscheidende Faktor für den Auf- und Abstieg in den DAX, denn besonders relevant ist das frei verfügbare Aktienkapital. Deshalb sind etwa Airbus (Marktkapitalisierung von mehr als 55 Milliarden Euro) oder Siemens Healthineers (mehr als 45 Milliarden Euro) nicht im DAX, sondern im MDax. Im Falle der Lufthansa hat die starke Beteiligung des Staates, die in den kommenden Wochen folgen soll, entsprechend auch keinen Einfluss auf die Zugehörigkeit zu den Aktienindizes.

Lufthansa Boeing 747 800x500

Die Lufthansa gehörte schon vor der Krise zu den eher schwachen Mitgliedern des DAX, nach Marktkapitalisierung gehörte das Unternehmen schon länger nicht mehr zu den Top 30 in Deutschland. Auch im MDax wird sich das Unternehmen eher im Mittelfeld einordnen, mehr als 20 andere Firmen in dem Index kommen aktuell auf einen höheren Marktwert an der Börse, was die negative Entwicklung der Lufthansa im Verhältnis zum Markt in beeindruckender Deutlichkeit zeigt.

Abstieg der Lufthansa hat relevante Folgen für die Kapitalisierung

Der Abstieg der Lufthansa hat natürlich primär den Verfall des Prestiges zur Folge: Die Airline war Gründungsmitglied des Index und seit nun mehr 32 Jahren mit von der Partie. Die Fluggesellschaft folgt mit ihrem Niedergang den beiden deutschen Ikonen ThyssenKrupp (Abschied im Vorjahr) und Commerzbank (Abschied in 2018). Gleichzeitig wird die Firma vom wenig beliebten Berliner Unternehmen Deutsche Wohnen im höchsten Index ersetzt, womit nun zwei Immobilien- und kein Reisekonzern mehr im DAX vertreten sind. Die TUI war als zweites deutsches Unternehmen im höchsten Aktienindex schon vor Jahren abgestiegen.

Doch es geht bei dem Abstieg der Lufthansa keineswegs nur um Prestige. Vielmehr muss die Airline auch damit leben, dass die Kapitalisierung schwieriger wird. Das gilt im MDax zwar nicht grundlegend und es gibt auch Vorteile des kleineren Index, etwa weniger Beobachtung, aber bei einem Abstieg muss die Lufthansa mit einem Abfluss von Kapital rechnen. Dies gilt insbesondere mit Blick auf ETFs und andere Investitionsvehikel, deren Zusammensetzung an einen Index gebunden ist. Bei einem Abstieg kommt es deshalb üblicherweise zu einem weiteren Kursverfall, der den Wert der Lufthansa-Papiere und damit die Marktkapitalisierung noch weiter reduzieren könnte.

Lufthansa Embraer 190 Hamburg

Besonders bitter für die Lufthansa ist auch das Timing, denn eigentlich findet im Juni nicht die Neuaufstellung des Index statt. Der DAX wird einmal jährlich, üblicherweise im September, auf eine Zusammensetzung geprüft. Hier kommt es regelmäßig zu Auf- und Abstiegen, sofern sich relevante Veränderungen der Marktkapitalisierung ergeben haben. Die Lufthansa aber wird Opfer der sogenannten Fast Exit-Regel, die dann greift, wenn ein Unternehmen besonders schnell an Wert verliert. Dann ist ein Ausscheiden auch auf Quartalsbasis möglich, allerdings mit strikteren Regeln. Hier ist die Lufthansa am Ende tatsächlich recht knapp daran gescheitert, den Abstieg zu verhindern – spätestens im September hätte es die Airline aber wohl eh erwischt.

Fazit zum DAX-Abschied der Lufthansa

Die große Luftfahrtikone ist zukünftig kein Mitglied des höchsten deutschen Aktienindex mehr. Nach 32 Jahren gehört die Lufthansa damit zumindest mit Blick auf die Märkte nicht mehr zu den wichtigsten Unternehmen des Landes. Ob die Lufthansa sich erholen und in den Aktienindex zurückkämpfen kann, bleibt abzuwarten. Schwierig wird es allemal, denn einen Wiederaufstieg hat in über 30 Jahren nur ein einziges Unternehmen geschafft.

Ihr habt spannende Informationen, Euch fehlen wichtige Themen oder Ihr habt einfach eine Anregung für neue Content Ideen? Dann sendet sie uns über dieses Formular!

Autor

Moritz liebt nicht nur Reisen, sondern auch Luxushotels auf der ganzen Welt. Mittlerweile konnte er über 500 verschiedene Hotels testen und dabei mehr als 100 Städte auf allen Kontinenten kennenlernen. Auf reisetopia lässt er Euch an seinen besonderen Erlebnissen teilhaben!

Fragen? In der reisetopia Club Lounge auf Facebook beantworten wir Eure Fragen.

  • Danke für den Artikel, auch wenn dieser etwas trauriges mit sich bringt.
    Eine deutsche Luftfahrt Ikone und der unglaubliche Fall, was mich wütend macht ist warum
    ein Unternehmen wie dieses keine paar Monate über die Runden kommt.
    Hauptsache die Manager schaufeln sich mit Millionen die Taschen voll, diese sollten meiner Meinung nach vollumfänglich
    mit ihren Eigenkapital zur Rechenschaft gezogen werden!

Alle Kommentare anzeigen (1)