Die größte Deutsche Fluggesellschaft wird wie geplant den Kredit der KfW tilgen – dafür hat die Lufthansa neue Kredite vom Kapitalmarkt erhalten.
Die gesamte Lufthansa Group musste im Rahmen der Corona-Pandemie mit Staatshilfen gerettet werden. Um diesen Kredit planmäßig zurückzuzahlen, hat die Lufthansa selbst mitgeteilt, neue Anleihen erfolgreich entgegengenommen zu haben. Damit sind alle fälligen Verbindlichkeiten im Jahr 2021 gesichert, der Kredit der KfW kann damit sogar schon vorzeitig getilgt werden.
Neue Anleihen zur Rückzahlung der Staatshilfen
Die Lufthansa und ihre Tochtergesellschaften haben bisher mitunter hart unter der weltweiten Pandemie leiden müssen. So ergeht es nahezu jeder Fluggesellschaft aktuell, die aufgrund der strikten Reisebeschränkungen wenig bis gar keine Passagiere transportiert – einige Fluggesellschaften haben den Betrieb sogar zeitweise gänzlich eingestellt oder die Insolvenz anmelden müssen. Um das Unternehmen mit seinem Personal am Leben zu halten, hat die Bundesregierung einen milliardenschweren Kredit erteilt. Zur Rückzahlung der Staatshilfen wurde ein Plan vereinbart, an welchen sich die Lufthansa möglichst gerne halten möchte. Dieser Plan sieht vor, dass bereits erste Teile in diesem Jahr zurückgezahlt werden. Dafür hat die Lufthansa nun mitgeteilt, konnte sie erfolgreich weitere Anleihen in Höhe von 1,6 Milliarden Euro besorgen.
Diese Anleihe wurde in zwei Tranchen mit unterschiedlichen Laufzeiten platziert. Die erste Tranche mit 750 Millionen Euro soll bis Februar 2025 laufen und hat einen Zinswert von 2,875 Prozent, die zweite Tranche mit einem Volumen von 850 Millionen Euro wird mit 3,75 Prozent verzinst. Noch Ende des Jahres hat man weitere Anleihen in Höhe von ungefähr 500 Millionen Euro erhalten, sodass die Lufthansa nun insgesamt über 2,1 Milliarden Euro verfügt. Im Jahr 2021 sind insgesamt 2,6 Milliarden Euro an Verbindlichkeiten fällig. Die Finanzierung dieser Verbindlichkeiten ist mit den neuen Anleihen gesichert. Damit kann die Lufthansa sogar schon früher erste Teile der Staatshilfen in Höhe von einer Milliarde Euro zurückzahlen.
Liquidität gesichert
Lufthansa kann zum aktuellen Zeitpunkt eine Liquidität von über zehn Milliarden Euro vorweisen. Derzeitig musste die Fluggesellschaft lediglich knapp drei Milliarden Euro der Staatshilfen in Höhe von insgesamt bis zu neun Milliarden Euro in Anspruch nehmen. Das Hilfspaket setzt sich aus finanziellen Unterstützungen Deutschlands, Österreichs, der Schweiz und Belgiens zusammen, was zur Verfügung der gesamten Lufthansa Group stehen sollte. Der Anteil der stillen Beteiligung des Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) in Höhe von 4,5 Milliarden Euro wurde noch nicht in Anspruch genommen.
Wir sind sehr dankbar für die Unterstützung, die wir in unseren Heimatmärkten erhalten. Die heute erfolgreich platzierte Anleihe ermöglicht uns die Rückzahlung des gesamten KfW-Darlehens. Die Refinanzierung senkt sogar unsere Finanzierungskosten. Trotz der Rückzahlung ist es jedoch wahrscheinlich, dass wir weitere Elemente des Stabilisierungspakets in Anspruch nehmen werden, die derzeit ungenutzt sind. In welchem Umfang wir dies tun werden, hängt vom weiteren Verlauf der Pandemie ab
Remco Steenbergen, Finanzvorstand der Deutschen Lufthansa AG
Auch wenn die Lufthansa Group damit sogar die Staatshilfen zurückzahlen kann, ist aktuell ungewiss inwiefern man auf das Hilfspaket wieder zurückgreifen muss. Dabei schließt der neue Finanzvorstand nicht aus von weiteren Staatshilfen Gebrauch zu machen. Aktuell sorgen Reisebeschränkungen für rekordverdächtige Negativergebnisse, vor allem auch am größten deutschen Flughafen in Frankfurt. Aufgrund der geringen Nachfrage sah sich die Lufthansa bereits gezwungen die Flotte zu verkleinern. Von insgesamt knapp 800 aller Flugzeuge verbleiben aktuell nur noch 700 in den eigenen Reihen. Die gesamte Boeing 747-400 und Airbus A340-600 Flotte wurde bereits ausgemustert, erste Airbus A380-800 folgen momentan. Die Schweizer Tochter Swiss hat hingegen den Flugplan auf das absolute Minimum reduziert.
Fazit zu den neuen Anleihen und der Rückzahlung der Staatshilfen
Der neue Finanzvorstand arbeitet fleißig daran, die Lufthansa Group in der aktuellen Krise mit maximal möglichen liquiden Mitteln auszustatten. Dafür wurden erneut weitere Anleihen vom Kapitalmarkt aufgenommen, die Staatshilfen können dafür aber sogar frühzeitig zurückgezahlt werden. Ein gutes Zeichen, welches ein wenig trügt. Denn zum aktuellen Zeitpunkt kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Lufthansa weitere Staatshilfen und Anleihen in Anspruch nehmen muss.