Gewerkschaftschef Claus Weselsky kritisiert unwahre Zugdurchsagen der Deutschen Bahn, da diese Mitarbeitende in ein falsches Licht rücken.
Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) befindet sich aktuell inmitten eines mehrtägigen Arbeitskampfes gegen die Deutsche Bahn. Der Unmut beider Parteien ist groß. Nun wirft Weselsky dem DB-Personalvorstand Martin Seiler falsche Durchsagen vor, die Bahnreisende bewusst in die Irre führen würden. Im SPIEGEL-Spitzengespräch beklagt der GDL-Chef das Tricksen und Täuschen des Konzerns.
Weselsky hält DB für unfähig
Der Tarifkonflikt zwischen der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) und der Deutschen Bahn will kein Ende nehmen. Erst gestern setzte Weselsky die Deutsche Bahn weiter unter Druck, indem er zusätzliche Streiks ankündigt, sollte bis morgen Freitag kein neues Angebot vorgelegt werden. Indessen äußert der Gewerkschaftsvorsitzende vehemente Kritik an der Deutschen Bahn, welche die Lokführer dazu auffordere, irreführende Unwahrheiten im Rahmen von Zugdurchsagen zu verbreiten. Weselsky begründet seine Anklage mit dem Beispiel einer Durchsage, dass sich Personen im Gleis befänden. Er behauptet, dass dies zwar formal stimmen möge, aber nichts mit der eigentlichen Verspätung zu tun hätte, da sich die Personen im Gleis in Hamburg befänden, der Zug jedoch in München verspätet sei.
Heftige Kritik verlautbart der Gewerkschaftschef gegenüber falscher Schuldzuweisung:
Was mich am meisten stört, ist, wenn die Ansage kommt: ›Zugverspätung, weil der Lokführer zu spät kommt.‹ Das klingt nämlich so, als würden unsere Leute alle verschlafen. Der wahre Grund ist Unfähigkeit. Sie wissen, in einem Eisenbahnsystem müssen sie operativ reagieren, da müssen sie Reserven haben, da müssen sie einen Lokführer in der Bereitschaft haben.
Claus Weselsky, Gewerkschaftschef GDL
Bewusst gelogen
Überdies wirft Weselsky – unter Verweis auf die Verhandlung am Hessischen Landesarbeitsgericht – dem DB-Personalvorstand vor, Lügen zu verbreiten:
Das, was er mitunter mit der Öffentlichkeit macht und das, was er auch mit uns macht, ist bewusst gelogen.
Claus Weselsky, Gewerkschaftschef GDL
Weiters beanstandet Weselsky die mangelnde Gesprächsbereitschaft des DB-Vorstands, da dieser nicht über die Absenkung der wöchentlichen Arbeitszeiten bei voller Vergütung verhandeln wolle, wie auch nicht über einen Tarifvertrag für Fahrdienstleiter und einen Rahmentarifvertrag für die Instandhaltung. Zuletzt kritisierte der Gewerkschaftsführer auch die Ampelkoalition, die in seiner Auffassung “kopflos, planlos, ohne strategische, lange Linie” handle.
Fazit zu Weselskys Vorwürfen gegen die DB
Die Uneinigkeit zwischen der GDL und der Deutschen Bahn polarisiert. Nun wendet sich Gewerkschaftschef Weselsky öffentlich mit Anklagen und Vorwürfen gegen den DB-Konzern. Der Tarifkonflikt scheint verhärtet wie noch nie zuvor. Unlängst forderte Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) die Streitparteien auf, sich nochmals an den Verhandlungstisch zu setzen und nach einer gemeinsamen Lösung zu suchen. Es bleibt spannend, ob und vor allem wann eine Einigung erschlossen werden kann.
Für mich als Schweizer sind die einst hoch angesehenen und sehr geschätzten Deutschen (Made in Germany, das wollte etwas heissen!) in den letzten Jahren leider zusehends zur Lachnummer verkommen, worüber ich nur noch den Kopf schütteln kann.
Ich verzichte in Deutschland wenn immer möglich aufs Bahnfahren (während ich in der Schweiz fast nur mit dem öffentlichen Verkehr unterwegs bin) sowie die LH-Group (ausser Swiss, wenn ich nicht über FRA oder MUC muss). Seit kurzen fliege ich sogar, meist via Amsterdam, so nahe wie möglich an mein Ziel, wenn ich in Deutschland zu tun habe. Streikhansa und DB? Mein Geduldsfaden ist nach zig miesesten Erfahrungen mit diesen Institutionen gerissen – und das nachhaltig, um dieses Wort zu bemühen.
Ein gewisser Herr Sarrazin hat es auf den Punkt gebracht: Deutschland schafft sich ab. Es tut einem in Herz und Seele weh.
Du hast es auf den Punkt gebracht!
Das ist doch alles bekannt!
Jeder, der die Bahn nutzt (oder muss), hat es schon erlebt, dass bei einem Zug drei oder vier Gründe durchgesagt werden.