Eines der aktuell wohl erfolgreichsten Modelle aus dem Hause Boeing kommt ebenfalls ins Straucheln. Nach dem Produktionsstopp im Juni sind nach derzeitigen Stand keine weiteren Auslieferungen vor Oktober zu erwarten.
Der Dreamliner wird bereits seit Juni nicht mehr ausgeliefert, nachdem Boeing von der Federal Aviation Administration (FAA) eine entsprechende Anweisung erhalten hat. Weitere Produktionsfehler seien bei 100 nicht ausgelieferten Modellen zudem noch gefunden worden. Die Produktion wurde reduziert, doch Aufatmen ist nicht in Sicht. Wie Reuters berichtet, seien erste Auslieferungen nicht vor Oktober erwartbar.
Wieder kein Ende in Sicht?
Die Krise bei Boeing hält bereits seit einigen Jahren an. Was mit den Unglücken der Boeing 737 MAX begann, zieht sich während der Corona-Pandemie mit der Boeing 777X weiter. Einstige Verkaufsschlager wie die Boeing 747 finden ebenfalls keine Abnehmer mehr. Der einzige Lichtblick war die Boeing 787. Die letzte große Investition wurde für die Entwicklung dieses Modells getätigt. Und der Dreamliner setzte tatsächlich neue Maßstäbe und avancierte zu einem der aktuell beliebtesten Flugzeuge auf der Welt. Doch auch die Boeing 787 geriet ins Straucheln.
Die FAA teilte Anfang Juni mit, dass Boeing die Auslieferung von 787 Dreamlinern vorübergehend gestoppt hat. Die Behörde müsse auf weitere Daten warten, um festzustellen, ob die geplante Inspektionsmethode des Flugzeugherstellers den Bundesanforderungen entspricht. Dabei habe man etwa einen Monat später Produktionsfehler in nicht ausgelieferten Dreamlinern entdeckt. Boeing gab dazu bereits bekannt, dass man die Produktionsfehler noch vor der Auslieferung der Jets beheben werde. Jener Fehler soll sich laut FAA „nahe der Nase“ der nicht ausgelieferten Dreamliner befinden. Infolgedessen musste Boeing die Produktionsrate drastisch reduzieren und erklärte dazu, dass man weniger als die Hälfte der Dreamliner ausliefern werde. Mittlerweile ist klar: Der Auslieferungsstopp hält mindestens bis Oktober an.
Ein erneuter Versuch seitens Boeing, die Inspektionsmethode im Einklang mit den Anforderungen der FAA zu bringen, scheiterte zuletzt. Nach derzeitigem Stand sei deshalb nicht absehbar, dass die Auslieferungen vor Ende Oktober wieder aufgenommen werden könnten. Das betrifft auch die Lufthansa, die kurzfristig diverse fertig produzierte Dreamliner gekauft hat. Die Erwartungshaltung beim Kranich ist jedoch noch immer, dass das Flugzeug zum Winter 2021 den Betrieb aufnehmen werden könne. Die FAA weist währenddessen darauf hin, dass das interne Expertenteam bei Boeing noch viele Hausaufgaben zu erledigen hätte. Dem fügte die FAA noch hinzu, dass man das Verfahren so lange nicht freigeben werde, bis es zu 100 Prozent den Sicherheitsanforderungen entsprechen würde. Boeing hingegen erklärte, dass man auch weiterhin der FAA alle Schritte und Maßnahmen in vollständiger Transparenz darlegen werde.
Fazit zum Auslieferungsstopp
Die Probleme im Hause Boeing halten an. Scheint ein Schwerpunkt zunächst geklärt, eröffnet sich ein anderer. Der Auslieferungsstopp der Boeing 787 bleibt bis mindestens Ende Oktober bestehen. Aktuell sei sogar keine Lösung in Sicht. Das entpuppt sich zum einen selbstverständlich als Problem für Boeing selbst, da die Zahlungen für die Flugzeuge im Großteil erst bei Auslieferung getätigt werden. Den US-Amerikanern fehlen also eingeplante liquide Mittel. Auf der anderen Seite erwarten Airlines ihre bestellten Flugzeuge, wie die Lufthansa, die kurzfristig weitere fertig produzierte Boeing 787 bestellt hat. Ob diese noch wie geplant Ende des Jahres zur Flotte hinzustoßen können, bleibt aber noch offen.