Die Kritik kurz vor EM-Start ist groß. Viele Nationalmannschaften setzen beim Turnier nicht auf ihre Flag-Carrier und chartern stattdessen Flugzeuge anderer Anbieter. Doch ist das wirklich ein Skandal?

Die Europameisterschaft startet am morgigen Freitag und macht dabei ihrem Namen alle Ehre – das Turnier wird erstmals in ganz Europa ausgetragen. Glücklicherweise lässt es das aktuelle Infektionsgeschehen auch mehr oder weniger zu. Um zu den Austragungsorten zu gelangen, müssen die Nationalmannschaften mitunter weite Strecken mit dem Flugzeug zurücklegen. Die DFB-Elf unter Joachim Löw wird dabei jedoch nicht auf die Lufthansa setzen. Auch die österreichische und belgische Nationalmannschaft wird auf andere Fluggesellschaften als ihre jeweiligen Flag-Carrier zurückgreifen. Lediglich die Schweizer Nati wird auch weiterhin bei Swiss ihre Meilen sammeln, wie aeroTELEGRAPH berichtet.

Siegerflieger ohne Einsatz

Erster Skandal bereits vor EM-Start? Nicht ganz, denn dafür hat die UEFA schon genügend in den vergangenen Wochen und Monaten gesorgt. Davon abgesehen dürfen sich Fußball-Fans auf das nächste große Fußball-Turnier in Europa freuen. Die Europameisterschaft wird morgen mit dem Spiel zwischen die Türkei und Italien beginnen. Damit die Spiele jedoch überhaupt stattfinden können, müssen die jeweiligen Nationalmannschaften zu den Austragungsorten gelangen. Das gestaltet sich in diesem Jahr etwas schwieriger als üblich, da das Turnier auf dem gesamten Kontinent stattfinden wird. Dafür setzen die Mannschaften naturgemäß auf das Flugzeug als Fortbewegungsmittel.

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Die DFB-Elf hat dabei immer auf die Lufthansa vertraut, die die Nationalmannschaft unter anderem 2014 mit dem Siegerflieger sicher nach Brasilien und zurück geflogen hat – inklusive WM-Pokal. Daher erscheint die aktuelle Nachricht durchaus wie ein Paukenschlag. Wie mehrere Medien übereinstimmend berichten, wird die Mannschaft bei eventuellen Spielen ab dem Achtelfinale nicht auf die Lufthansa setzen, sondern stattdessen ein Flugzeug chartern. Zuvor ist die Mannschaft in München stationiert, wo alle Gruppenspiele stattfinden werden.

Berechtigte Kritik?

Damit war der Eurowings-Flug nach Nürnberg am vergangenen Dienstag der vorerst letzte Flug mit einer Airline der Lufthansa Group. Welche Airline die DFB-Elf im möglichen Achtelfinale fliegen wird, ist aktuell noch nicht bekannt. Davon abgesehen sorgte diese Meldung für viel Empörung, doch nicht nur hierzulande. Auch die österreichische und belgische Nationalmannschaft wird künftig nicht auf ihre Flag-Carrier vertrauen. Austrian Airlines und Brussels Airlines – ebenfalls Fluggesellschaften der Lufthansa Group – werden beide Teams nicht durch Europa fliegen.

Brussels Airlines A330 03

Während über diese Umstände viel diskutiert wird, sollte man nicht vergessen, dass der DFB sogar noch eine Partnerschaft mit der Lufthansa pflegt. Laut Website des Fußballverbands läuft die Partnerschaft sogar noch bis 2022. Nähere Informationen zum Inhalt dieser Partnerschaft sind nicht bekannt. So ist es durchaus möglich, dass die DFB-Elf genauso gut auf deutsche Fluggesellschaften wie Condor oder TUIfly setzen könnte. Oder noch besser: Als Zeichen gegen den Klimawandel könnte die Mannschaft auch auf die Deutsche Bahn setzen. Die belgische Nationalmannschaft könnte genauso gut ihre Flüge bei Air Belgium chartern oder den Thalys zum nächsten Spiel nehmen. Die Österreichischen Bundesbahnen ÖBB haben ebenfalls wieder rechtzeitig ihr Nachtzugnetz aufgenommen und planen dies sogar mit weiteren europäischen Metropolen zu ergänzen.

Für die Flüge nach den ersten beiden Gruppenspielen wurde für das Team für den Flug zwischen Baku und Rom ein Airbus A330 gechartert, nach dem letzten Gruppenspiel wird ein Airbus A320 eingesetzt.

Statement einer Swiss-Sprecherin gegenüber aeroTELEGRAPH

Nur eine Mannschaft tanzt jedoch aus der Reihe: die Schweizer Nati. So wird die Nationalmannschaft der Schweiz in ihrer Heimat nämlich genannt. Sie bleibt auch bei der EM 2020 der Swiss treu und wird auf Flügen zu den kommenden Spielen auf sie als Airline setzen.

Fazit zur Entscheidung der DFB-Elf gegen Lufthansa

Die Kritik ist zwar aktuell groß, meiner Meinung nach jedoch überzogen. Die DFB-Elf wird bei der anstehenden EM nicht auf die Lufthansa als Partner für die Auswärtsspiele setzen. Der DFB ist zwar mit Skandalen gespickt und hat viel berechtigte Kritik in den vergangenen Wochen und Monaten einstecken müssen. Die Branche in Deutschland bietet genügend Alternativen, die es ebenfalls verdient haben, die DFB-Elf zum Erfolg zu fliegen. Welche Folgen das jedoch für die Partnerschaft zwischen DFB und Lufthansa haben könnte, ist bislang nicht klar.

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Autor

Alexander Fink ist als Content Editor seit Januar 2021 für reisetopia tätig. Zuvor war er als Account Manager in der Industrie beruflich unterwegs und schrieb von seinen Reiseerfahrungen im eigenen Blog. Heute ist er Euer Ansprechpartner für alle Airline- und Kreditkartenthemen.

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  • Auch ich werde, wann immer möglich, nicht mehr mit Lufthansa fliegen. Grund: LH lässt all‘ meine angesammelten Meilen verfallen, obwohl ich wegen der Corona-Pandemie nicht fliegen kann bzw. konnte.

  • Den Spielplan habt ihr euch aber schon mal angesehen, oder…?

    Wie soll die belgische Nationalmannschaft zu ihren Spielen mit dem Thalys anreisen? Die spielen ihre Vorrunde in Kopenhagen und Sankt Petersburg…

  • Laut DFB Homepage ist die Deutsche Lufthansa Partner. Könnte die Mannschaft wirklich so einfach auf eine andere Fluggesellschaft setzen? Hinter diesen Partnerschaften stehen ja Verträge.

    • Hallo Patrick, gut aufgepasst. Tatsächlich war mir nicht bewusst, dass beide doch noch eine Partnerschaft zu laufen haben. Im beiderseitigen Einvernehmen können natürlich Verträge gekündigt oder ausgesetzt werden. Was hier der tatsächliche Grund ist, warum der DFB nun nicht mehr auf die Lufthansa setzt, wäre dann rein spekulativ.

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