Dass die Generalsanierung des Schienennetzes unumgänglich ist, ist seit langem bekannt. Nun hat der Chef der DB InfraGo einen detaillierten Sanierungsplan vorgelegt.
Erst Anfang September hatte der Verkehrsminister die Deutsche Bahn zu konkreten Verbesserungen aufgefordert. So will er schnellere Ergebnisse und bereits 2027 erste Fortschritte bei der Modernisierung des Schienennetzes sehen. Alle drei Monate soll der Verkehrsminister zudem einen Bericht erhalten, ob die Ziele erreicht werden oder nicht. Passend dazu hat nun Philipp Nagl, Chef der DB InfraGo, einen Plan zur Sanierung des deutschen Schienennetzes bis 2027 vorgelegt, der unter anderem vorsieht, dass es keine Abstriche bei der Sanierung wichtiger Bahnstrecken geben soll, wie Bahnblogstelle berichtet.
Das Wichtigste in Kürze
- Bis 2027 sollen 1.500 Kilometer des Schienennetzes saniert und 100 Bahnhöfe zu Zukunftsbahnhöfen umgebaut werden
- Aufgrund der Schuldenbremse stellt der Bund nur 27 Milliarden statt 45 Milliarden Euro bereit, was Kürzungen bei Ausbauprojekten und der Digitalisierung zur Folge hat
- Wichtige Korridore werden mit dem ETCS-Zugsicherungssystem ausgestattet, während der flächendeckende Einsatz digitaler Stellwerke zugunsten bewährter elektronischer Systeme zurückgestellt wird
Keine Abstriche
In drei Jahren könnte es auf einigen Bahnstrecken in Deutschland anders aussehen, zumindest was den Sanierungsplan angeht. Nach einem Bericht des Tagesspiegels, der sich auf interne Mitarbeiterinformationen beruft, soll es keine Abstriche bei der umfangreichen Sanierung von 14 Hauptstrecken, den so genannten Hochleistungskorridoren, geben. Auch die Modernisierung des übrigen Streckennetzes soll wie geplant weitergehen. DB InfraGo-Chef Nagl plant, bis Ende 2027 rund 1.500 Kilometer des Schienennetzes zu erneuern. Zudem sollen jährlich 100 Bahnhöfe zu sogenannten Zukunftsbahnhöfen umgebaut werden, um die Infrastruktur moderner und effizienter zu machen.
Vorausgegangen war ein langer Streit über die Finanzierung der Bahnsanierung, ausgelöst durch das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Schuldenbremse. Statt der ursprünglich geplanten 45 Milliarden Euro stellt der Bund bis 2027 nur noch 27 Milliarden Euro für die Sanierung und Digitalisierung des Zugnetzes zur Verfügung. Dieser finanzielle Rückschlag führt dazu, dass einige Ausbauprojekte und Digitalisierungsmaßnahmen verschoben oder gekürzt werden müssen. Laufende Projekte sollen zwar weitergeführt, neue Projekte aber nur bei gesicherter Finanzierung in Angriff genommen werden.
Auf kleinere Projekte setzen
Trotz Budgetkürzungen bleibt die Digitalisierung des Schienennetzes eine Priorität. Nagl plant, wichtige Korridore mit dem europäischen Zugsicherungssystem ETCS auszurüsten. Auf den ursprünglich geplanten flächendeckenden Einsatz digitaler Stellwerkstechnik wird jedoch verzichtet. Stattdessen sollen rund 200 veraltete Stellwerke durch bewährte elektronische Systeme ersetzt werden. Beim Streckenausbau will Nagl auf kleinere Projekte setzen, die sich schneller realisieren lassen. Insgesamt sollen bis 2027 rund 200 solcher Maßnahmen umgesetzt werden, um das Schienennetz auch unter den eingeschränkten finanziellen Möglichkeiten zukunftsfähig zu machen.