Überraschende Neuigkeiten aus Hongkong: Die oneworld-Fluggesellschaft Cathay Pacific hat den Kauf des Konkurrenten und Günstigfliegers Hong Kong Express bekanntgegeben. Für die Übernahme bezahlt Cathay Pacific 638 Millionen US-Dollar an den Konzern HNA.
In Asien bewegt sich auf dem Luftfahrtmarkt in den letzten Jahren einiges, das gilt besonders für den Standort Hongkong. An diesem haben insgesamt vier große Fluggesellschaften ihren Sitz. Dabei handelt es sich um Cathay Pacific, Cathay Dragon, Hong Kong Airlines und Hong Kong Express. Drei davon gehören zukünftig zum selben Konzern, denn nachdem sich Cathay Pacific vor über zehn Jahren Dragonair, die später in Cathay Dragon unbenannt wurde, einverleibt hat, folgt nun die nächste Airline, die vollständig in den Konzern integriert wird.
Hong Kong Express verfolgt anderes Geschäftsmodell
Im ersten Moment mag man denken, dass Cathay Pacific sich allen voran für den Kauf entschieden hat, um einen Konkurrenten vom Markt zu nehmen. Dies allerdings nur teilweise, denn die beiden Airlines konkurrieren nur auf sehr wenigen Strecken. Das zeigt sich bei einem Blick auf das doch sehr interessante Streckennetz von Hong Kong Express:
Außer auf den Routen nach Japan und nach Bangkok konkurriert zumindest Cathay Pacific nirgendwo mit Hong Kong Express, bei Cathay Dragon sieht das allerdings anders aus. Die Tochter von Cathay Pacific steuert ähnlich wie HK Express auch hauptsächlich Urlaubsdestinationen an, darunter zum Beispiel Da Nang oder Chiang Mai. Dennoch liegen die Überschneidungen nur bei knapp über 50 Prozent der Strecken, sodass die Konkurrenz durch Hong Kong Express sicherlich eine Rolle, aber wohl nicht die entscheidende bei der Übernahme gespielt hat.
Besonders interessant ist am Streckennetz von Hong Kong Express sicherlich, dass ein Großteil der Flüge nach Japan, aber es außer Ningbo kein einziges reguläres Ziel in China gibt. Cathay Pacific und die Tochter Cathay Dragon bieten jeden Tag über 100 Flüge nach China. Hong Kong Express dagegen konzentriert sich auf Urlaubsstrecken für Menschen in Hongkong sowie ethnischen Verkehr zwischen kleineren Städten in Japan, Südkorea und Taiwan sowie Hongkong.
Cathay Pacific entscheidet sich gegen den Kauf von Hong Kong Airlines
Dieser Logik sollte man auch deshalb folgen, weil es zwischenzeitlich auch Gerüchte gab, dass Cathay Pacific die finanziell angeschlagene Hong Kong Airlines, die vierte Airline mit Basis in Hongkong kaufen würde. Hong Kong Airlines, genauso wie Hong Kong Express, sind beziehungsweise waren im Besitz der HNA Group, einem chinesischen Mischkonzern, der ebenfalls Probleme bei der Refinanzierung hat. Die Gruppe ist unter anderem auch Mehrheitseigner von Radisson. Schon länger versucht HNA verschiedene Assets zu verkaufen, weswegen wohl sowohl Hong Kong Airlines als auch HK Express auf dem Markt waren. Dass sich Cathay Pacific dabei für die Günstigairline entschieden hat, ist ein klares Zeichen. Die Überschneidungen im Streckennetz von Hong Kong Airlines sind nämlich signifikant größer, womit Cathay Pacific einen direkten Konkurrenten hätte vom Markt nehmen können.
Dass Cathay sich dennoch für Hong Kong Express entschieden hat, lässt sich allerdings ebenfalls nachvollziehen. Schon lange wird nämlich spekuliert, dass Cathay Pacific zukünftig auf eine Low-Cost-Tochter setzen wird. Viele andere Airlines in Asien haben bereits Töchter mit diesem Geschäftsmodell, etwa Singapore Airlines mit Scoot oder auch die großen Airlines in Südkorea. Deshalb ist auch davon auszugehen, dass sich am Geschäftsmodell von Hong Kong Express nichts verändern wird und die Airline nicht auf dasselbe Servicelevel wie Cathay Pacific und Cathay Dragon angehoben wird. Man kann auch davon ausgehen, dass die Airline nicht zu einem Teil der oneworld Allianz wird.
Dabei muss man auch wissen, dass Cathay Dragon anders als oft vermutet, keine Günstigairline ist. Vielmehr bietet Cathay Dragon mehr oder weniger denselben Service wie Cathay Pacific und hat sogar eine First Class in ausgewählten Flugzeugtypen. Der Unterschied zwischen den beiden Airlines liegt allen voran im Streckennetz und nur minimal im Bereich des Service, zudem sind beide Airlines vollwertige Mitglieder der oneworld Allianz. Cathay Dragon fliegt allerdings allen voran auf Strecken nach China sowie zusätzlich auf verschiedenen Urlaubsstrecken ab Hongkong, deshalb auch die Überschneidungen mit dem Streckennetz von Hong Kong Express.
Fazit zur Übernahme von Hong Kong Express
Dass Cathay Pacific die Chance nutzt, sich Hong Kong Express einzuverleiben, kommt nicht überraschend. Der Kaufpreis von 638 Millionen US-Dollar ist nicht günstig, die reduzierte Konkurrenz sowie die Möglichkeit einen Low-Cost-Carrier zu übernehmen anstatt einen selbst aufzubauen, sollte allerdings signifikante Ersparnisse bringen. Wenngleich man nicht auf eine oneworld-Mitgliedschaft von Hong Kong Express hoffen sollte, könnte es zukünftig zumindest die eine oder andere Codeshare- oder zumindest Interline-Verbindung über Hongkong zu mehr Urlaubszielen in Südostasien und Fernost geben!