Der Flugzeughersteller Boeing gerät bei der Zulassung des seines neusten Modells massiv unter Druck.
Boeing plante eigentlich, bis zum Ende des Jahres die Zertifizierung für das neuste Modell der 737 MAX einzuholen. Die Bundesluftfahrtbehörde der USA zweifelt an diesen Plänen und fordert den Hersteller dazu auf, realistischere Pläne einzureichen, wie aero berichtet. Welche Folgen eine Zulassung nach dem 31. Dezember 2022 hätte, zeigen wir Euch im Folgenden.
Die FAA macht Druck
Der US-amerikanische Flugzeughersteller arbeitet aktuell darauf hin, die neuste Modell der 737 MAX-Reihe an den Start zu bringen. Derzeit visiert man unter Zeitdruck die Zertifizierung bis zum Ende des Jahres an. Boeing hatte nämlich bekannt gegeben, die Flugzeuge ab 2023 ausliefern zu wollen. Die 737 MAX 10 soll dabei eine Alternative zum Airbus A321neo der Konkurrenz aus Europa sein. Bei dem geplanten Zulassungsdatum für das neue Schmalrumpfflugzeug scheint es allerdings starke Komplikationen zu geben.
Laut simpleflying zweifelt die FAA, die staatliche Luftfahrtbehörde der Vereinigten Staaten daran, dass die Pläne zur Zulassung des Modells bis zum 31. Dezember dieses Jahres realistisch sind. Ab dem 1. Januar 2023 gelten andere Regularien für das Zulassungsverfahren von Flugzeugen und die neuen Kriterien wollen sowohl Boeing als auch die Bundesluftfahrtbehörde mit allen Mitteln umgehen. Erst diese Woche soll sich Letztere wohl schriftlich bei dem Flugzeughersteller gemeldet haben. Demnach fordert Boeing-Chefaufseher Ian Won in dem Brief die Erstellung eines belastbaren Zeitplans, da der Jetzige in seiner aktuellen Form nicht haltbar sei.
Massive Veränderungen ab nächstem Jahr
Aktuell liegt Boeing im Rennen mit Airbus deutlich zurück. Das Startverbot für ältere Flugzeuge der MAX-Reihe hat den Hersteller stark getroffen. Während bei der Konkurrenz also die Produktion der Airbus A321neo in die Höhe getrieben wird, bangt man darum, ob man die 12 Fluggesellschaften, die 737 MAX 10 Flugzeuge bestellt haben, pünktlich beliefern kann. Aktuell gibt es 673 Aufträge für den neuen Flugzeugtyp. Um diesen Verpflichtungen nachzukommen, muss das Modell jedoch noch in diesem Jahr zugelassen werden. Mit dem Beginn des nächsten Jahres tritt nämlich der “Aircraft Certification, Safety and Accountability Act” in Kraft.
Da dieser jedoch für neu zugelassene Flugzeuge verbindlich ein zentrales Warnsystem vorsieht, wäre dies eine Katastrophe für den Flugzeughersteller. Andere Flugzeugtypen von Boeing verfügen zwar mit dem sogenannten “Engine Indicating and Crew Alerting System (EICAS)” bereits über eine gesetzeskonforme Warnarchitektur. Die 737 MAX ist aktuell aber noch davon ausgenommen und hatte eine Ausnahmeregelung erwirkt. In den MAX-Modellen kann durch das Cockpitdesign, das auf den ursprünglichen 737-Maschinen aus den 1960er-Jahren basiert, das neue Warnsystem nicht verbaut werden.
Kostspielige Folgen für Boeing
Da eine weitere Verzögerung der Zulassung für den Flugzeughersteller aus den USA also weitreichende Folgen haben würde, versucht man nun die 737 MAX 10 Reihe schnellstmöglich auf den Markt zu bringen. Dazu soll Boeing bereits Mitarbeiter aus anderen Projekten zur 737 MAX 10 abgezogen haben, um die Zertifizierung zu beschleunigen. Der US-Kongress brachte außerdem eine Ausnahmeregelung für das betroffene Flugzeugmodell ins Spiel, welche die Deadline für die Zulassung nach hinten verschieben würde. Eine solche Regelung hatte man bisher ausnahmslos für alle Modifizierungen der 737-Reihe erwirkt.
Falls diese Pläne fehlschlagen sollten, würde es für Boeing teuer werden. Die Kosten für die Umschulung der Piloten, die in einem solchen Falle mit der verbauten Technik nicht vertraut sind und somit nicht einfach von einem Vorgängermodell auf das aktuellere MAX 10 Flugzeug wechseln könnten, würde schätzungsweise 10 Milliarden Dollar kosten.
Fazit zur Zulassungskrise bei Boeing
Der Flugzeughersteller steht im Zuge der Zertifizierung der neuen 737 MAX 10 Reihe unter Druck. Noch bis zum Ende des Jahres müssten die Flugzeuge zugelassen werden, wenn man den kostspieligen Folgen eines Verpassens dieser Vorgabe entgehen wollte. Es bleibt abzuwarten, wie und ob sich Boeing aus dieser Situation befreien kann.