Immer mehr Experten fordern von der Politik den Cut bei den Finanzhilfen für den BER. Das würde das Ende für den Flughafenbetreiber FBB bedeuten, der allein im Krisenjahr 2020 ein großes Minus erwirtschaftete.
Der Flughafen Berlin-Brandenburg kommt einfach nicht zur Ruhe. Die letzten Bilder von den Chaostagen am Airport markierten einen neuen Tiefpunkt in der jungen Geschichte des Hauptstadtflughafens. Doch als wären die enormen Warteschlangen und zahlreichen Defekte nicht schlimm genug, ist es vor allem der Schuldenberg, unter dem der BER ächzt – und ein Ende ist noch lange nicht in Sicht. Deshalb fordern immer mehr Experten die Politik auf, den Geldhahn zuzudrehen. Für den Flughafenbetreiber wäre dies wohl das Ende, wie aero.de berichtet. Wie nun bekannt wurde, erwirtschaftete der BER allein im Jahr 2020 ein Minus von 391 Millionen Euro, wie morgenpost.de berichtet. Ein Gespräch zwischen Flughafenchefin und Verkehrsminister Scheuer soll in wenigen Tagen stattfinden.
Gekommen um zu bleiben: 4,5 Milliarden Euro Gesamtschulden
Droht dem BER das Aus? Zumindest könnte es für den Hauptstadtflughafen bald ganz dicke kommen, sollte die Politik tatsächlich die Geldhähne zudrehen, wie von Experten gefordert. Zumindest werden die Stimmen nach einem kompletten Neustart lauter, der ein Ende des Flughafenbetreibers FBB bedeuten würde. Die jüngste Situation setzte dem enormen Schuldenbergen zudem noch die Krone auf: Warteschlangen, die so lange sind, dass die Lufthansa ihren Gästen rät, vier Stunden früher zu kommen. Anhaltende technische und operative Defekte und dann eben die massiven Schulden. Diese belaufen sich aktuell auf 4,5 Milliarden Euro, eine Summe, die der BER in absehbarer Zeit nicht zurückzahlen können wird. Deshalb fordert auch die neue Flughafenchefin Aletta von Massenbach, dass eine deutliche Entschuldung stattfinde. Doch die Politik mauert dagegen vermehrt.
Auch gegen die zweite Option, das Eigenkapital des Airports um 2,4 Milliarden Euro aufzustocken, scheint den Inhabern um Berlin, Brandenburg und dem Bund nicht zu schmecken. Schließlich scheint der Flughafen Berlin-Brandenburg derzeit auch einfach nicht als gescheiter Airport zu funktionieren, wie besonders die Bilder und Berichte vom vergangenen Wochenende verdeutlichten. Zwar haben die Herbstferien auch an den anderen deutschen Flughäfen teils große Auswirkungen, die auch in langen Schlangen und Wartezeiten resultieren, doch die Situation am BER gilt als besonders heikel.
BER muss Bericht erstatten
All die Bilder und Schlagzeilen sind momentan keine Gründe dafür, den Flughafen, wie er aktuell ist und betrieben wird, am Leben zu erhalten. Das Bundesverkehrsministerium hat deshalb um einen schriftlichen Bericht zum ersten Jahr des Betriebs sowie zur finanziellen Situation gebeten, welcher bis zum 5. November dem Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer vorliegen soll. Im Anschluss soll ein Gespräch mit der Leitung der Flughafengesellschaft sowie dem Bundesverkehrsministerium stattfinden.
Allein im ersten Corona-Krisen-Jahr 2020 erwirtschaftete der Flughafen ein Minus von 391 Millionen Euro. Allerdings werden diese Verluste noch hauptsächlich mit den massiven Baukosten des BERs begründet. Deshalb half der Bund hier im selben Jahr mit zusätzlichen 111 Millionen Euro aus, die an die Flughafenbetreibergesellschaft flossen. Bis 2026 benötigt die FBB laut Aussagen der Flughafen-Chefin weitere 2,4 Milliarden Euro von ihren drei Eignern, dem Land Berlin sowie Brandenburg und dem Bund. Und die Geldsorgen scheinen bereits jetzt akut zu werden:
Wir brauchen schnell Geld, wir brauchen Cash. Wir können den Kapitaldienst für eine lange Zeit nicht selbst stemmen.
Aletta von Massenbach, Flughafen-Chefin im Interview mit dem Tagesspiegel
Somit ist der Hauptstadtflughafen eines der wenigen Unternehmen des Landes Berlin, dass nicht gut durch die Coronavirus-Pandemie gekommen ist und kommt. So fuhren 48 der insgesamt 55 Unternehmen und Anstalten öffentlichen Rechts im letzten Jahr noch Gewinne ein. Neben dem BER erhielten demnach auch die Charité, die BVG, die Messe und der Klinikkonzern Vivantes millionenschwere Unterstützungen von Berlin und vom Bund.
Situation auf Dauer „nicht tragfähig“
Der Flughafen gilt dabei nicht mal als überlaufen und sollte die derzeitigen Menschenmengen, für einen Airport dieser Größe, mit Leichtigkeit handeln können. Doch das ist, beziehungsweise war nicht der Fall. Denn inzwischen soll sich die Lage wieder beruhigt haben. Die Betreibergesellschaft FBB musste zudem schon vor der Krise jeden zweiten Euro des Umsatzes – 2019 gut 98 von insgesamt 204 Millionen Euro – nutzen, um Zinsen zu bezahlen. Die finanzielle Situation sei laut Airport-Chefin von Massenbach auf Dauer „nicht tragfähig“. Berlin, Brandenburg und der Bund sind entsprechend wenig begeistert von der aktuellen und seit Eröffnung anhaltenden Situation.
Wenngleich man sich im März vergangenen Jahres dazu verpflichtete, dem BER, beziehungsweise der FBB bis Ende des nächsten Jahres „finanziell so auszustatten, dass sie in der Lage ist, ihre Verbindlichkeiten fristgerecht zu erfüllen“. Schon jetzt machte von Massenbach deutlich, dass bereits im ersten Quartal 2022 wieder Geld fließen müsse – die Liquidität würde nur noch bis dahin reichen. Aber auch wenn alles nach dem ambitionierten Plan klappen sollte, wurde aus einem Vermerk aus dem Jahresabschluss des vergangenen Jahres deutlich, dass die FBB noch lange auf Hilfe angewiesen sein werde – besonders 2022. Auch deshalb mehren sich die Stimmen der Experten, die einen Neuanfang fordern. So sei eine „geplante Insolvenz“ der „sauberste Weg und sicherlich nicht teurer als das Weiter-so“.
Fazit zur Situation am BER
Der BER kommt einfach nicht aus den Schlagzeilen raus. Nachdem letztens die Berichte und Bilder über die schier endlos langen Schlangen für Entsetzen sorgten, sind es besonders die enormen Schulden, die dem Flughafen Berlin-Brandenburg auch weiterhin schwer zu schaffen machen. Diese Themen liegen mittlerweile auch im Verkehrsministerium ganz oben auf dem Stapel der Prioritäten. Die Flughafengesellschaft soll deshalb bis zum 5. November in einem Bericht Stellung zu den Geldsorgen und Betriebsproblemen beziehen. Allein im vergangenen Jahr beliefen sich die Schulden auf mehrere Hundert Millionen Euro. So wird noch lange mehr Geld aus der Politik fließen müssen, um den BER-Betrieb aufrechtzuerhalten. Für Experten ist der Zenit jedoch schon längst überschritten und auch der Bund, Berlin und Brandenburg zeigen sich zusehends genervt. Die Zukunft des BERs? Immer ungewisser…
Die Politik ist selber schuld.
Die Experten haben vor etwas gewarnt. Und man hatte nix Besseres zu tun als TXL Tegel zu schließen. Es ist hinlänglich bekannt das Easy jet oder Noch andere Große Firmen Tegel weiterführen wollte. Und wollten auch richtig Geld dafür geben. Aber Berlin Bund wer sonst noch sich die Taschen vollgemacht sagen wir brauchen das Geld nicht. UND WAS da am BER passiert oder auch nicht kostet nur unsere Steuern. Bravo Politik..
Nun ja, alles geht den Weg des irdischen Glück, wenn die Abschreibung diesestotal überteuerten Monstrums das Eigrnkaital wie Schnee in der Sonne weglaufen lässt, dan. Hilft nur die Insolvenz , eine anschließende Abwertung der Aktiva mit Anpassung der Passiva ist die Lösung , nur müssten dann die Gesellschter ihrem Wahlvolk über das Missnagment informieren , sollte nicht doch besser Tesla den Laden übernehmen? ( gegen eine wohlwollende Betriebsgenehmigung?
“jeden zweiten Euro des Umsatzes als Zinsen zahlen”? Wie soll man denn da jemals auf einen grünen Zweig kommen? Bei der Entwicklung des Flughafens lief viel schief und ja, grundsätzlich sind bei Darlehen Zinsen zu bezahlen, aber wenn die so hoch sind, dann läuft gefühlt etwas falsch und man sollte zugunsten des Flughafens zumindest die Zinszahlung pausieren, so dass FBB bessere Chancen hat, sich zu erholen.
Gruß
Alex
Ein weiterer Beweis, wie gut der Staat wirtschaften kann. Höchste Zeit, einen privaten Betreiber zu suchen.
Ich hätte auch nichts gg. einen privaten Betreiber. Es wird aber keinen geben der neben dem Flughafen auch die Schulden mit übernimmt.
Gruß