Immer mehr Politiker sprechen sich für eine 3G-Regelung auch im Schienenverkehr aus – als zusätzliche Maßnahme, die vierte Welle zu brechen. Doch das Zugpersonal und die Polizei wollen nicht kontrollieren.
Kommt die 3G-Regelung für Zugreisende? Wenn es nach Grünen-Chef Robert Habeck und SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach geht, dann sei eine Verschärfung der Reisebedingungen im Schienenverkehr dringend notwendig, wie fvw.de berichtet. So sei es „unverantwortlich“, Menschen in vollen Fernzügen fahren zu lassen. Das Bahnfahren müsse demnach ebenfalls sicherer werden. Auch in anderen Bereichen seien strengere Maßnahmen und Kontrollen laut den Politikern notwendig, um die vierte Welle zu brechen. Sonst drohe ein Kollaps des deutschen Krankenhaussystems. Jedoch will weder das Zugpersonal noch die Polizei die Einhaltung kontrollieren, wie rnd.de berichtet.
Ungeimpfte und Ungetestete in vollen Zügen „unverantwortlich“
In der Politik werden die Stimmen nach einer 3G-Regelung im Schienenverkehr lauter, wonach entsprechend nur noch geimpfte, genesene und getestete Menschen in Deutschland mit dem Zug fahren könnten. Robert Habeck, Chef der Grünen, erklärte etwa, dass „auch das Bahnfahren […] sicherer werden“ müsse. Ähnlich sieht es auch der viel diskutierte Gesundheitsexperte der SPD, Karl Lauterbach:
3G sollte auch in Zügen gelten. In dieser Corona-Situation ist es unverantwortlich, dass Menschen ungeimpft und ungetestet in vollen Zügen im Fernverkehr stundenlang eng neben anderen Passagieren sitzen.
Karl Lauterbach, SPD-Gesundheitsexperte
Grünen-Chef Habeck sieht außerdem Einschränkungen im öffentlichen Leben für ungeimpfte Bürger inzwischen im Bereich des Möglichen. So seien Kontaktbeschränkungen zwar „schmerzliche Einschnitte“, doch „angesichts der dramatischen Lage können sie für Ungeimpfte regional nötig werden. Entsprechendes sollte in das Infektionsschutzgesetz aufgenommen werden.“
Insgesamt wären zudem strikte 2G-Regeln notwendig, sowie die Einhaltung dieser für Geimpfte und Genesene. Wie Habeck ausführte, sei „die Erhöhung der Sicherheit auf 2G plus, also das Testen von Geimpften, der logisch nächste Schritt, sobald die Testzentren wieder flächendeckend aufmachen“. Weitere Maßnahmen, wie die 3G-Regelung am Arbeitsplatz und eine Ausweitung der Homeoffice-Nutzung, seien ebenfalls notwendig, schließlich habe die Lage in Deutschland „eine äußerste Dramatik“. Der Grünen-Chef schloss mit der Warnung ab, dass ein Zusammenbruch des Krankenhaussystems im Dezember drohe, „wenn die vierte Welle nicht schnell gebrochen wird.“
Zugpersonal und Polizei wollen nicht kontrollieren
Doch wer soll ein solche potenzielle 3G-Regelung in den Zügen kontrollieren? Wenn es nach Martin Burkert, Vize-Vorsitzende der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), geht, könne es „höchstens stichprobenartige Kontrollen von 3G während der Fahrt geben, diese muss die Bundespolizei durchführen“. Doch auch die scheint angesichts des Aufwands wenig bereit, diese Mammutaufgabe zu übernehmen. So erklärte Anreas Roßkopf, seines Zeichens Vorsitzender des Bezirks Bundespolizei der Gewerkschaft der Polizei (GdP): „3G in Bus und Bahn müssen die DB und die anderen Verkehrsunternehmen mit ihren eigenen Sicherheitsdiensten und Zugbegleitern kontrollieren“, schließlich sei man keine „Gesundheitspolizei“. Dem stimmt auch Heiko Teggatz zu, Vorsitzender der Bundespolizeigewerkschaft in der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG):
Eine Kontrolle der Einhaltung der Beförderungsbedingungen ist definitiv keine polizeiliche Aufgabe, sondern Aufgabe des Unternehmens DB AG. Die Bundespolizei kontrolliert ja auch keine Fahrkarten, sondern wird erst ins Spiel gebracht, wenn jemand keine Fahrkarte hat. Entweder zur Personalienfeststellung oder zur Anzeigenaufnahme.
Fazit zur Forderung nach 3G in Zügen
Zwar sind angesichts der enorm kritischen Corona-Lage in Deutschland die Forderungen nach einer 3G-Regelung in Zügen, genauer im Fernverkehr nachvollziehbar, allerdings ist absolut fraglich, wie eine solche potenzielle Regelung umgesetzt werden soll, mit Blick auf die Kontrollen. Wird das Zugpersonal bei der Ticketkontrolle auch nach 3G kontrollieren? Gibt es nur stichprobenartige Kontrollen? Wird die Polizei dabei unterstützen oder wird es nur auf eine Regelung ohne wirkliche Kontrolle hinauslaufen? Bisher handelt es sich ohnehin nur um Forderungen, noch ist nichts umgesetzt. Ob die 3G-Regelung im Fernverkehr also kommen wird, ist ungewiss. Hinzu kommt, dass scheinbar weder das Zugpersonal, noch die Polizei sich in der Pflicht sieht, eine solche mögliche Regelung zu kontrollieren. Der Ausgang ist also mehr als ungewiss.
Vielleicht muss man einfach weiter denken als es die Politiker gerade tun.
Die meisten oder zumindest sehr viele Menschen im Zug fahren zum Arbeitsplatz oder ins Hotel. An beiden Orten herrscht oder sollte mindestens Testpflicht existieren.