Konkurrenz belebt das Geschäft, heißt es immer wieder. Bei Loyalitätsprogrammen sucht man eine solche allerdings vergeblich – so führt an Miles & More auch nach den Programmumstellungen kaum ein Weg vorbei.

Es vergeht kaum eine Woche, in der man auf reisetopia keinen Kommentar liest, der auf einen “persönlichen Abschied” vom Miles & More Programm hindeutet. In den vergangenen Jahren gab es entsprechende Meinungsäußerungen, besonders bei größeren Umstellungen, etwa als das Sammeln von Meilen umsatzbasiert, das Statussystem geändert oder zuletzt die Einlösung von Meilen flexibilisiert wurde. Doch auch nach all diesen Änderungen kann man konsultieren: Eine echte Alternative gibt es auch weiterhin nicht und Miles & More bleibt zugleich attraktiv.

Das Miles & More Monopol auf dem deutschsprachigen Markt

Manch einer mag sich noch an die 2010er-Jahre erinnern, als airberlin mit dem topbonus-Programm nicht nur für Aufruhr gesorgt hat, sondern dieses sogar aus Kundensicht deutlich attraktiver gemacht hat als Miles & More. Damals konnte man wahrlich von einer echten Konkurrenzsituation für Miles & More sprechen. Seit der Pleite der Fluggesellschaft mit primären Hubs in Berlin und Düsseldorf ist es damit vorbei. Heute gibt es Konkurrenz für Miles & More nur noch im mittelbaren Sinne.

airberlin airbus a320 start
Seit der airberlin-Pleite fehlt es Miles & More an Konkurrenz

Da wäre etwa das Payback-Programm, mit dem Miles & More etwa beim Online-Shopping konkurriert. Nicht zu vergessen ist auch das Membership Rewards Programm, sodass Miles & More auch mit American Express Kreditkarten konkurriert. Mit diesem tritt Miles & More zumindest hinsichtlich lukrativer Ausgaben über Kreditkarten im sogenannten Co-Branding-Bereich in Konkurrenz – aktuell mit der DKB und BAWAG beziehungsweise Barclays als Partner, zukünftig in Kooperation mit der Deutschen Bank.

Von einer vollumfänglichen Konkurrenz kann man allerdings kaum sprechen. So gibt es in Deutschland wohl kaum jemanden, der etwa eine American Express Platinum Kreditkarte im Portemonnaie, aber gleichzeitig kein Miles & More Konto hat. Es passt ins Bild, dass sowohl Amex Punkte (indirekt via Payback) als auch Payback Punkte sogar in Miles & More Meilen umgewandelt werden können. Eine solche “Konkurrenzsituation” würden sich viele andere Unternehmen wohl wünschen.

Keine relevanten Ambitionen der internationalen Konkurrenten

Nun ist es nicht ungewöhnlich, dass ein Unternehmen auf dem Heimatmarkt keine allzu relevanten Konkurrenten hat. In der Luftfahrt allerdings fehlt es auch an Ambitionen von internationalen Airlines und deren Loyalitätsprogrammen, ihr Glück in anderen Ländern zu versuchen. Das zeigt sich etwa an den dominierenden Vielfliegerprogrammen in Nordamerika, die eine Statusqualifikation für diejenigen, die keinen Wohnsitz in den USA haben, massiv schwerer machen als für Einheimische.

British Airways
Andere Vielfliegerprogramme führen in Deutschland ein Schattendasein

In Europa hat man ebenfalls nicht gerade das Gefühl, dass Programme wie der British Airways Club oder Air France-KLM Flying Blue im deutschsprachigen Raum allzu große Ambitionen hätten. Verbundene Kreditkarten sind etwa verschwunden (British Airways & Barclays) oder trotz Gerüchten nie gekommen (Flying Blue). Regionale Angebote, etwa zum Meilen sammeln mit Zeitschriften, sucht man aus deutschsprachiger Sicht ebenfalls meist vergeblich.

Kleinere Hoffnungsschimmer, etwa die neue Turkish Airlines Kreditkarte, gibt es zwar immer wieder. Doch der große Durchbruch, mit Blick auf Konkurrenzprogramme, die auf dem deutschsprachigen Markt Fuß fassen, scheint weiterhin weit weg. In der Zwischenzeit gilt: Wer nicht gerade aktiver Vielflieger ist und mit einer anderen Airline oder Allianz ausgesprochen rege unterwegs ist, dürfte um Miles & More auch in Zukunft nicht herumkommen.

Miles & More bleibt trotz aller Umstellungen gerade attraktiv genug

So kann sich Miles & More im Grunde eigentlich nur selbst schlagen. Wenig überraschend äußern sich die meisten vom Programm frustrierten Leser bei reisetopia auch eher insoweit, als sie sich aus der Welt der Loyalitätsprogramme und des Meilensammelns aufgrund der Entwicklungen komplett zurückziehen wollen. Einen Wechsel zu einem konkurrierenden Vielfliegerprogramm tun dagegen nur wenige kund.

Doch über Einzelfälle hinweg zeigen die Daten recht deutlich, dass die meisten Verbraucher “im Spiel bleiben”. Dabei muss man Miles & More auch durchaus attestieren, dass die drei größeren Änderungen in den vergangenen Jahren und Monaten allesamt zumindest so gut austariert waren, dass sie zwar Ärger bereitet haben, das Programm aber gleichzeitig auch nicht komplett zerstört haben.

Lufthansa Business Class Airbus A380 2 2 2 Konfiguration
Miles & More bleibt auch zukünftig gerade so attraktiv genug

Ist etwa der Senator Status durch die jährliche Qualifikation und die neuen Hürden für viele schwerer erreichbar geworden? Definitiv. Ist er unerreichbar? Nein. Dürften Prämienflüge durch die flexiblen Meilenwerte in der Business und First Class im Schnitt für die meisten teurer werden? Auf jeden Fall. Sind sie so teuer, dass sich das Meilen sammeln, ja gar das Kaufen von Miles & More Meilen, sich gar nicht mehr lohnt? Im Gegenteil.

Zumindest bislang hat Miles & More den Kipppunkt nicht überschritten – für Meilensammler im deutschsprachigen Raum bleibt das Programm so auch weiterhin die erste Wahl – böse Zungen würden auch von der einzigen Wahl sprechen.

Ihr habt spannende Informationen, Euch fehlen wichtige Themen oder Ihr habt einfach eine Anregung für neue Content Ideen? Dann sendet sie uns über dieses Formular!

Autor

Moritz hat sich über die Jahre ein enormes Wissen über Finanzprodukte, Loyalitätsprogramme und Luxusreisen angeeignet. Für Luxushotels, First Class Flüge sowie die Details von Kreditkarten, Tagesgeldkonten und mehr ist Moritz genau der richtige Ansprechpartner!

Fragen? In der reisetopia Club Lounge auf Facebook beantworten wir Eure Fragen.

  • Als Flying Blue auf das System mit XP umstellte, habe ich dessen Attraktivität sofort erkannt und M&M den Rücken gekehrt.

    Während all den Jahren, in denen hier und anderswo über Verschlechterungen von Miles & More geraunzt wurde und wird, habe ich bei FB bereits Platinum for Life erreicht. Und die LH-Streiks in dieser Zeit gingen auch an mir vorbei.

    Star Gold halte ich easy über Aegean. Da ich eh zumindest 1x im Jahr nach Griechenland reise, erledigt sich das im Vorbeigehen.

  • Ernsthaft: Ich fliege preiswerter mit Flying Blue von FRA nach SFO als Direkt mit der 747 outdated aus Frankfurt. Sogar mit SAS und LH Zubringerflug nach CPH. Da nehme ich gerne den Umweg über CDG, CPH oder AMS in Kauf und bin auch in null Komma xix Platinum Member. Bis zu 300 Punkte kann ich Overflow Parken und habe ein weiteres Jahr gesichert. Mit MM ist der Abstand zwischen Senator und HON viel zu groß, wenn man nicht die Ehescheidung riskieren will. Und was macht man, wenn man die 2000 erreicht hat? Bei Skyteam kann ich wenigstens weiter sammeln…

  • Viele ehemalige Statuskunden werden abwandern und ohne Blick auf einen Status bei anderen Fluggesellschaften günstig buchen, weil Treue zur LHG nichts mehr bringt und Kosten und Nutzen beim M&M-Status häufig nicht mehr passen.
    Klar nimmt man Meilen mit oder kauft sie zu und wird akzeptable Einlösungen finden. Es werden aber weniger reguläre Flüge gebucht werden.

    Was aktuell im neuen System als Sweet Spots auftaucht, wird nicht von Dauer sein, weil es sich vielfach um Fehler handelt (siehe Companion-Award bei allen Airlines der Star Alliance).

    Von „gut austariert“ kann in meinen Augen keine Rede sein (z. B. Zuschläge nach Nordamerika).

    Und da es einzig und allein um den Yield geht, kann ich mir nicht vorstellen, dass man beim Zuschnitt des neuen Systems kurzfristig buchende Economy-Reisende im Fokus hatte oder die meilensammelnden Spezialisten der Optimierung mit viel Zeit und wenig Geld. Auch sind viele Preise noch gar nicht dynamisch (oft kosten alle Flüge am selben Tag das Gleiche).
    Die weiteren Verschlechterungen kommen also noch, in großen Schritten und dann schleichend.
    Die Lounges werden auch nicht leerer. Man benachteiligt nur die eigenen Kunden und treibt diejenigen, die einen Status wollen zum Döner-Gold oder Gyros-Gold: Man ersetzt eigene Statuskunden durch fremde Statuskunden.

    Am Urteil, dass man in Deutschland beim Meilensammeln und Einlösen nicht an M&M vorbeikommt, ändert das nichts. Aber mal sehen, wie die LHG und wie M&M in einigen Jahren dastehen werden.

  • So ganz stimmt das aus meiner Sicht nicht. Ich nutze seit 2-3 Jahren intensiv das Aeorplan Programm, kaufe dort bei Angeboten von bis 100% Bonus ein Meilenpaket (ca. 1,2 Cent) und buche problemlos und recht günstig Star-Alliance (vor allem die Swiss und Singapore). Die Zuzahlungen mit Miles & More sind im Vergleich unverschämt hoch. Hinzu kommt noch die Stop-Over Möglichkeit bei Aeroplan. Parallel dazu nutze ich den Booster bei BA, der mir auch zu sehr günstigen Meilenpreisen verhilft und buche damit vor allem Qatar Air oder auch Finair Richtung Asien. Nächster Urlaub genau so gebucht: Qatar von Zürich nach Brisbane und zurück mit Singapore Air. Es geht ganz hervorragend ohne Miles & More ;-). Muss mich allerdings erst mit den neuen Sweetspots und Möglichkeiten dort beschäftigen. Grundsätzlich bevorzuge ich Programme, bei denen ich regelmässig günstig Meilen kaufen kann, erfliegen würde ich das nie und auch mit Rewards Punkten dürfte ich nur alle 3 Jahre in Urlaub fliegen. 🙂

  • Hat der Sinneswandel zur oft geäußerten Kritik an Miles and More, die durchaus berechtigt war, mit Eigeninteressen zu tun ? Etwa dass man Euro Tipps dann nicht mehr benötigt, wenn man das Sammeln dieser Meilen einstellt, weil Prämienflüge soviel kosten wie bezahlte Flüge ? Das ist der Punkt, wo alles kippt, und dieser ist mit der letzten Umstellung auf dynamische Werte erreicht.

  • Das Problem sind die Allianzen und der damit verbundenen Antitrust Schutz. Mit der heutigen Technologie , AirTags, verbesserter Software, Gesetze die verspätetes Gepäck kompensieren usw. kann Interlining gut funktionieren. Airlines müssten sich dann ohne Allianzen neu erfinden und wieder individuell konkurrieren. Jetzt geht es nur darum Märkte oder Regionen Weltweit aufzuteilen, entweder durch Standortvorteile (Gulf Airlines) oder Zukäufe ((Lh Group, IAG, DL).

  • Wer nicht das Glück hat regelmäßig aus Frankfurt oder München zu fliegen ist tatsächlich auf MM angewiesen, und sei es eben nur indirekt durch Eurowings.
    Bei ersteren bietet sich Aegean bislang zumindest zum Meilen/Statussammeln als Alternative a, da man ab FRA/MUC auf *A Material fliegt (flog). Seit der neuen LH City und eigenem Flugkuerzel (VL) habe ich allerdings Probleme die Flüge auch wirklich bei Aegean gutgeschrieben zu kriegen.

Alle Kommentare anzeigen (1)