Wie das Reisejahr 2021 am Ende aussehen wird, vermag aktuell noch niemand absehen. Dennoch reagiert Miles & More dieses Mal schnell und mit einem klugen Angebot – eine Einschätzung.

Im letzten Jahr hat sich Miles & More nach dem Ausbruch der Krise rund um das Coronavirus lange Zeit gelassen. Obwohl seit Monaten keine Flüge möglich waren und viele Statusmitglieder um ihren über Jahre erlangten Status bangen, reagierte Miles & More als eines der letzten Vielfliegerprogramme erst Mitte des Jahres mit einer Kulanzlösung, die einen guten, aber nicht überragenden Umfang hatte. Nun macht das Programm vieles besser und reagiert nicht nur schnell auf die zweite Welle und die große Unsicherheit, sondern auch mit einem ausgewogenen Angebot.

Ein einfacher Statuserhalt für Vielflieger

Mit der neuen Regelung macht Miles & More es besonders für Frequent Traveller enorm einfach, den Status zu halten. Gehen wir einmal davon aus, dass die meisten FTL die vergünstigte Miles & More Kreditkarte haben und im Jahr auf 12.500 Euro Umsatz (das sind nur knapp über 1.000 Euro im Monat) kommen, bedarf es mit den doppelten Statusmeilen auf diese Umsätze und die 5.000 zusätzlichen Statusmeilen aus Kulanz gerade einmal noch 5.000 weitere Statusmeilen, um den Status zu halten. Dadurch, dass es auch noch doppelte Statusmeilen für alle Flüge mit der Lufthansa Group gibt, reichen damit gerade einmal 2.500 Statusmeilen für die Verlängerung – wohlgemerkt um zwei Jahre bis in den Februar 2024. Eine so einfache Verlängerung des Status gab es in der Geschichte von Miles & More wohl noch nie, sodass sich alle Frequent Traveller ins Fäustchen lachen dürfen.

Ftl + Sen + Hon Circle Credit Card

Nicht ganz so simpel ist es für Senatoren, die im Prinzip auf derselben Basis starten wie Frequent Traveller. Sie bekommen die 30.000 Statusmeilen ebenfalls sehr einfach gutgeschrieben, wenn sie ihre kostenlose Senator Kreditkarte regelmäßig einsetzen. Den Senator Status zu verlängern (oder als FTL als Upgrade zu erreichen) ist allerdings bei Weitem nicht so einfach, denn hier bedarf es nach den Kreditkartenmeilen weitere 70.000 Statusmeilen. Durch die doppelten Meilen ist es sicher auch beim Senator so einfach wie nie zuvor, die notwendigen Meilen zu erlangen – nur 35.000 reguläre Statusmeilen sind durch die Verdopplung dieser notwendig. Das kann im Idealfall ein First Class Hin- und Rückflug sein. Ein größerer Schritt ist anders als beim FTL, wo ein paar Flüge in Europa ausreichen werden, dennoch notwendig.

Ein kleiner Trost für Mitglieder ohne Status

Nicht ganz so einfach ist es im Jahr 2021 für diejenigen, die bislang noch keinen haben, diesen zu erlangen. Natürlich hilft auch hier die Kulanzregelung, allerdings gibt es mit der Kreditkarte gar keine zusätzlichen Meilen, womit der Weg zum Status deutlich steiniger ist. Man merkt: Miles & More fokussiert sich mit der Kulanzregelung zum Jahresstart besonders auf die Bestandskunden und möchte es eben jenen deutlich einfacher machen, den Status zu halten. Die Neuerreichung des Status spielt dagegen eine untergeordnete Rolle. Das Motto scheint zu sein, dass man zuerst die Kunden halten möchte, die man schon hat – neue loyale Vielflieger stehen auf der Agenda nicht ganz oben. Verstehen kann man das allerdings, zumal ein Angebot für “neue” Kunden in aktuellen Zeiten auch fraglich erscheint, da Flüge sowieso kaum möglich sind. Denkbar wäre vielmehr, dass es zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal gesonderte Kulanz für potenzielle Neukunden geben könnte.

Lufthansa Airbus A321 Neue Lackierung

Immerhin gelten allerdings die doppelten Statusmeilen für alle Flüge mit der Lufthansa Group sowie den vollintegrierten Partnern für jeden Kunden, sodass es zum Frequent Traveller mit regulären 17.500 Statusmeilen beziehungsweise zum Senator mit 50.000 Statusmeilen geht. Das klingt im ersten Moment nach einem großen Entgegenkommen, doch wenn man nun im ersten Halbjahr nur wenig oder gar nicht auf der Langstrecke fliegen kann, scheinen die Werte dann doch wieder etwas weiter weg. Während der Statuserhalt also wirklich einfach ist, besonders beim Frequent Traveller, ist das Erreichen des Status zumindest kein Kinderspiel. Ob das Angebot für Kunden ohne Status am Ende wirklich attraktiv ist, hängt dabei stark von den Entwicklungen ab. Geht es mit Reisen schneller als aktuell erwartet wieder los, dürften viele Kunden von dem einfachen Weg zum Status profitieren. Dauert es länger, dürfte die Schwelle zu hoch sein.

Ein Risiko und ein Hoffnungsschimmer für die Zukunft

Miles & More geht mit der neuen Kulanzregelung bewusst ein Risiko ein, um dieses Mal proaktiv zu handeln und nicht den Fehler der verzögerten Reaktion aus dem letzten Jahr zu wiederholen. Schlussendlich könnte sich die Regelung als zu großzügig erweisen, besonders für aktuelle Statusinhaber. Dieses Risiko scheint man aber willens einzugehen, denn das Ziel – so klingt es im direkten Gespräch durch – ist der Erhalt der Kundenbasis. Das heißt konkret: Die Lufthansa möchte auch in den Folgejahren noch genauso Vielflieger mit Status haben wie 2020. Um dieses Ziel zu erreichen, bedarf es wohl noch auf absehbare Zeit eines großen Entgegenkommen, schon allein weil die Rückkehr zu einer Normalität beim Thema Reisen wohl nicht vollständig in diesem Jahr stattfinden wird. Das Vertrauen der Kunden, nicht direkt in die Lufthansa, aber in die Institution Reisen als solche, wird erst mit relevanter Verspätung zurückkehren. Mit Blick auf Geschäftsreisen – einem besonders wichtigen Markt mit Blick auf Vielreisende – scheint das Vorkrisenniveau sogar auf absehbare Zeit nicht mehr erreichbar.

Lufthansa Business Class Sitz 5

Doch das ist nicht alles, denn die Lufthansa wird auch eine deutlich kleinere Airline. Bei Töchtern wie Austrian oder Brussels Airlines wird die Flotte genauso reduziert wie bei der Lufthansa selbst. Dutzende, wenn nicht hunderte Maschinen werden wohl noch mindestens zwei Jahre nicht fliegen, viele andere kehren überhaupt nicht mehr in die Flotte zurück. Das und der langsame Abschied von einem großen First Class Angebot sorgen dafür, dass es weniger Möglichkeiten zum Meilen sammeln und damit dem Statuserhalt oder der Statuserreichung gibt. Will die Lufthansa in diesem Marktumfeld die Kundenbasis der Vielflieger konstant halten, wird es ohne ein großes Entgegenkommen nicht funktionieren. Die nun vorgestellte Kulanzlösung ist dafür sicherlich ein richtiger Schritt, um das Ziel zu erreichen, wird sie mit Blick auf Neukunden aber möglicherweise nicht reichen. Klar scheint auch: Ganz ohne eine Kulanzlösung könnte es auch im Jahr 2022 nicht funktionieren – zumindest, sofern der Markt und die Lufthansa nicht ein Wunder erleben.

Fazit zur Kulanzlösung von Miles & More

Es ist gut und richtig, dass die Lufthansa vorangeht und dieses Mal früh in der Krise eine Kulanzlösung vorantreibt. Geschenkt gibt es die Verlängerung des Status in diesem Jahr nicht, doch gerade Frequent Traveller haben es sehr einfach, den Status zu erhalten. Ob die Maßnahmen am Ende reichen werden, um die Kundenbasis zu halten, lässt sich so früh im Jahr nicht absehen. Dieses Risiko geht Miles & More bewusst – und macht damit in einer ausgesprochen volatilen Situation vieles Richtung, zumindest aus Perspektive von aktuellen Statusinhabern.

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Autor

Moritz liebt nicht nur Reisen, sondern auch Luxushotels auf der ganzen Welt. Mittlerweile konnte er über 500 verschiedene Hotels testen und dabei mehr als 100 Städte auf allen Kontinenten kennenlernen. Auf reisetopia lässt er Euch an seinen besonderen Erlebnissen teilhaben!

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