Bereits vor einigen Monaten berichteten wir davon, dass ein Airbus A350-900 der Lufthansa regelmäßig auf der innerdeutschen Verbindung zwischen München und Frankfurt zum Einsatz kommt. Wir wollten uns die Gründe, das Flugzeug und die Situation damals genauer ansehen.
Dass Großraumflugzeuge auf Strecken innerhalb Europas eingesetzt werden, ist keine Seltenheit. Dass die Lufthansa planmäßig und über einen längeren Zeitraum ein Großraumflugzeug auf einer innerdeutschen Strecke einsetzt jedoch schon. Noch bis heute verkehrt ein Airbus A350-900 der Lufthansa wöchentlich zwischen München und Frankfurt. Dabei ist klar, dass das Herz eines jeden Luftfahrtliebhabers bei solchen Einsätzen noch höher steigt. Das haben auch wir uns gesagt und wollten diese Erfahrung selbst machen. Dazu ist eine kleine Story-Strecke zum Hintergrund dieser Verbindung und der damaligen Situation entstanden. Wir möchten Euch auf unsere kleine Reise mitnehmen und dabei die ein oder andere neue Idee vorstellen.
Innerdeutsch mit dem Airbus A350-900
Bereits im Oktober setzte die Lufthansa den Airbus A350-900 im Zuge der Umstationierung auf der Strecke von München nach Frankfurt ein. Bereits seit November kommt das Flugzeug auch am größten deutschen Flughafen zum Einsatz – von hier aus setzt die Lufthansa den A350 auf der Langstrecke ein. Zunächst flog der A350 von Frankfurt nach Chicago sowie Los Angeles. Mittlerweile setzt die Fluggesellschaft das Gerät auch auf den Strecken nach Bangkok, Mexiko Stadt, Tokio sowie Seoul ein. San Francisco und São Paulo sollen folgen. Dafür muss die Airline das Großraumflugzeug von München nach Frankfurt fliegen, da der Airbus A350 in München beheimatet ist. Dies geschieht jedoch nicht im Rahmen reiner Überführungsflüge, sondern im planmäßigen Linienverkehr. Passagiere der Business Class konnten sich bereits im Oktober also auf der kurzen Strecke über die internationale Business Class der Lufthansa freuen.
Derweil kommt das Großraumflugzeug erneut auf einer innerdeutschen Strecke zum Einsatz. Ursprünglich nur bis zum 23. März 2021 sollte der A350 ein Mal pro Woche von München nach Frankfurt und zurück fliegen. Mein Kollege Tobi hat davon bereits ausführlich berichtet. Anlass für uns beide, um selbst in den Genuss dieses Flugzeugs auf einer innerdeutschen Strecke zu kommen. Auch eine Corona-Pandemie konnte uns von unseren Plänen nicht abbringen, hat uns gleichzeitig aber sehr interessante Einblicke in die damalige Situation an den deutschen Flughäfen gewährt. Schon damals wurde der Airbus A350-900 mit der Flugnummer LH117 und LH122 immer dienstags zwischen den Metropolen an der Isar und dem Main eingesetzt. Doch warum eigentlich?
Gründe für den Einsatz
Dafür müssen wir ein paar Jahre zurückblicken. Die damalige Flottenplanung der Lufthansa sah vor, dass der Airbus A350-900 ausschließlich ab München zum Einsatz kommen soll, der Airbus A380-800 dafür ausschließlich ab Frankfurt. Mittlerweile sind wir schlauer, da vor allem die Corona-Pandemie die Flottenplanung durchgewirbelt und in weiten Teilen sogar hinterfragt hat. In Frankfurt kamen nämlich die meisten Großraumjets mit dem Airbus A380-800 und den verschiedenen Varianten der Boeing 747 zum Einsatz. Hinzu kommen noch die Flugzeuge vom Typ Airbus A330 und A340. Die Flotte ist zu durchmischt und hat vor allem während der Corona-Pandemie nicht den passenden Mittelweg geboten. Während die Nachfrage der Passagiere mitunter stark zurückgegangen ist, war die Nachfrage für Frachtkapazitäten umso höher.
Der Airbus A350 kann diesen Bereich perfekt bedienen. Die Kabine bietet Platz für bis zu 319 Passagiere. Eine First Class ist nicht vorhanden, was der Lufthansa in der derzeitigen Situation in die Karten spielt. Diese Kabine ist zu groß, die Nachfrage nach Premiumplätzen in den vergangenen Monaten dafür aber sehr gering. Zudem kann dieses Flugzeugs enorm viel Fracht befördern und ist damit nicht im Nachteil gegenüber der größeren Geschwister. Einziges Problem: In Frankfurt gibt es bislang keine Basis für diesen Flugzeugtyp. Sowohl die Wartung als auch die Kabinenbesatzungen sind in München stationiert, alles Organisatorische dementsprechend auch. Also muss der Airbus A350 regelmäßig zurück nach München kommen, um dort entsprechend gewartet werden zu können. Um diese Flüge nicht als reine Ferry-Flüge, also Überführungsflüge, durchführen zu müssen, werden sie in den Flugplan integriert. Genau das passiert hier immer dienstags.
Dabei scheint sich die Methode, ein Flugzeug von einem bestimmten Flughafen ohne Basis zu betreiben, mittlerweile durchzusetzen – vor allem innerhalb der Lufthansa Group. So hat man für Eurowings Discover als Basis den Flughafen Frankfurt festgelegt. Mit dem Sommerflugplan möchte die neue Airline aber auch ab München durchstarten. Ab dort sind die Ziele Cancún, Las Vegas und Punta Cana geplant. Allerdings wird Eurowings Discover keine Basis am bayrischen Flughafen eröffnen – Flugzeuge, Kabinenbesatzungen und die Wartung sollen dort also nicht stationiert werden. Zudem sollen auch keine Ferry-Flüge zwischen Frankfurt und München stattfinden. Beispielsweise soll ein Eurowings Discover Flug von Frankfurt nach Punta Cana in die Dominikanische Republik fliegen und von dort weiter nach München. Von München geht es dann wieder über Punta Cana zurück nach Frankfurt.
Der aktuelle Stand
Ursprünglich sollten die Flüge der Lufthansa zwischen München und Frankfurt mit dem Airbus A350 nur von kurzer Dauer sein. Doch schon damals bestätigte uns eine Lufthansa-Sprecherin im Telefonat, dass eine Verlängerung auf unbestimmte Zeit durchaus möglich sei. Mittlerweile zeigt sich, dass die Flüge LH117 und LH122 noch immer am Dienstag mit einem Airbus A350-900 durchgeführt werden. Leider hatten wir damals weniger Glück. Ausgerechnet in unserer Woche der Reise wurde der Flug des Airbus A350 um einige Tage vorverlegt, sodass bei uns lediglich ein Airbus A320neo zum Einsatz kam. Dieser war jedoch bereits mit der neuen Kurzstreckenkabine und einer beeindruckend großen Business Class ausgestattet, die die vielen Buchungen des Airbus A350-900 problemlos bewältigen konnte. Zu diesem Flug werden noch einige Eindrücke in ganz besonderer Form folgen.
Doch diese Reise haben wir nicht nur für diesen Flug genutzt. Wir wollten ein bisschen tiefer in die damalige Situation an den Flughäfen und der Branche allgemein eintauchen. Dankenswerterweise haben uns die Flughäfen Frankfurt und München einige Fragen beantwortet. Die Antworten dazu folgen in den nächsten Tagen – also seid auch hierzu gespannt.
Fazit zum Einsatz des A350
Für Flugzeugliebhaber und Luftfahrtinteressierte ist es immer ein großes Highlight, wenn ein Langstreckenflug – zudem ein so modernes wie der Airbus A350 – auf ungewöhnlichen Kurzstrecken zum Einsatz kommt. Noch ungewöhnlicher ist es sogar, wenn dieses Flugzeug im Inlandsverkehr zum Einsatz kommt. Wir wollten unbedingt selbst diese Erfahrung machen, wurden jedoch kurzfristig enttäuscht. Dennoch konnten wir einige sehr interessante Einblicke sammeln, die wir mit Euch teilen möchten. Auch wenn die Lage sich derzeitig weiterhin verbessert, sind diese Erfahrungen noch immer von großer Bedeutung und gar nicht so weit weg, wie es auf den ersten Blick vielleicht uns erscheinen mag. Zudem haben wir noch das ein oder andere neue Format für Euch vorbereitet – also bleibt gespannt.
Mich würde ja interessieren, wie hoch die Auslastung des Fliegers denn ist, so mitten in der Woche, schließlich wurde nur die Last eines kleineren Flugzeugs übernommen, und normalerweise fliegt ja niemand “wegen des besonderen Erlebnisses” nutzlos von FRA nach MUC.
Anbetracht der derzeitigen politischen Diskussion (gar keine Kurzstreckenflüge mehr?) mag es recht merkwürdig bis anachronistisch vorkommen, jetzt auch noch überdimensioniertes Gerät für die Strecke einzusetzen, aber man muss festhalten, dass das ganze einen mehr oder weniger triftigen Grund hat und jedenfalls besser ist als die Strecke mit einem zusätzlichen Leerflug zu belasten.
Hallo Ralf, genau – normalerweise werden solche Flüge als reine Ferry-Flüge, also ohne Passagiere, durchgeführt. Immerhin wird so das Flugzeug in den Flugplan eingefügt. Ich kann aus der Erfahrung von “damals” sagen, dass wir auf jeden Fall nicht die einzigen Flug-Verrückten waren. Auch auf Youtube entdeckt man immer wieder Videos von bekannten Youtubern, die extra für diesen Flug angereist sind. Ja, man darf sich gerne und berechtigerweise über den Sinn und Zweck dahinter streiten. Aber generell ist die Strecke hochfrequentiert, auch während der Corona-Zeit, da der Flugplan auch auf dieser Strecke reduziert wurde und somit mehrere Flüge zusammengelegt werden. Also leer ist die Maschine auf jeden Fall nicht.