Die ANA First Class ist zweifelsfrei eines der exklusivsten Bordprodukte, die man in einem Flugzeug finden kann. Dennoch ist die First Class der Japaner ganz anders, als was man von anderen Airlines kennt. Warum, zeige ich Euch in meinen ersten Eindrücken.
Sucht man nach Bildern, die einem ein First Class Feeling versprechen, wird man beispielsweise in der Singapore Airlines First Class oder auch der Emirates First Class fündig. Generell gibt es in der höchsten Reiseklasse natürlich ein gewisses Understatement, das gilt beispielsweise auch für die Swiss First Class. Dennoch hat die First Class meist zumindest in gewissen Bereichen etwas pompöses, in moderner Sprache könnte man “instagrammable” sagen. Die ANA First Class dagegen ist genau das nicht, sondern verspricht einfach nur einen hohen Komfort und eine hohe Qualität – ohne anzugeben.
Enttäuschender Service und schwache Lounges
Der Start in das Erlebnis ANA First Class war für mich persönlich sehr praktisch. Aus dem Royal Park Hotel Tokio Haneda, das mit dem internationalen Terminal verbunden ist, war ich in einer Minute an der Sicherheitskontrolle. Davor habe ich noch kurz am First Class Check-in vorbeigeschaut, der sehr freundlich und effizient war. Danach ist man allerdings anders als etwa in der Swiss First Class selbst an an Außenstationen wie Hongkong auf sich alleine gestellt. Zwar geht dank Fast Lane alles sehr schwer, nach First Class fühlt es sich dennoch an. Dieses Gefühl setzt sich auch in der ANA Suite Lounge fort.
Zwar hat die Airline sogar zwei First Class Lounges und auch das Design und die Helligkeit haben mir gefallen, besonders im Bereich der Speisenauswahl ist die Lounge aber enttäuschend. Ich erwarte nicht zwingend à la carte Mahlzeiten, aber die einzige Bestellmöglichkeit am Morgen waren herzhafte Nudelsuppen und das Buffet war ebenfalls mehr als nur übersichtlich. Ohne ANA zu nahe treten zu wollen, fand ich die Lounge kaum besser als manche normale Lufthansa Lounges oder auch eine Cathay Pacific Business Class Lounge. Dass auch das Boarding geregelt, aber in keinster Weise besonders exklusiv vonstatten gegangen ist, passt da gut ins Bild.
Langweiliges Design und sehr guter Schlaf
Die Kabine der ANA First Class ist bezüglich des Designs sicherlich alles andere als außergewöhnlich. Die Anordnung in einer 1-2-1 Bestuhlung kennt man so von anderen Fluggesellschaften, etwa Singapore Airlines.
Die Farbgestaltung der Sitze allerdings macht auf mich einen äußerst langweiligen Eindruck und ist nicht nur zurückhaltend wie etwa in der Lufthansa First Class, sondern meiner Meinung nach wirklich nicht besonders schön.
Etwas kurios ist zudem die eckige Gestaltung der Sitze, die ein wenig an ein kleines Büro erinnert. Dabei ist besonders seltsam, dass die Verkleidung auch an den Fensterplätzen auf der Fensterseite weitergeht, wodurch man im Prinzip nicht wirklich aus dem Fenster schauen kann.
Natürlich ist all das Jammern auf hohem Niveau, denn der Sitz selbst ist extrem bequem, lässt sich in zahlreiche Positionen verstellen und ist sowohl in der Breite als auch was den Fußraum angeht in jeglicher Hinsicht hervorragend. Natürlich gibt es zudem einen hochauflösenden Bildschirm, auf dem man Filme oder Serien schauen kann.
Auch bezüglich der Ablagefläche ist die ANA First Class gut designed, denn der Stauraum direkt am Sitz ist nicht nur großzügig, man kann auch alles geschlossen verstauen, was ein großer Vorteil sein kann. Generell wirkt die Gestaltung sehr durchdacht und praktisch. Der für mich mitunter wichtigste Aspekt in der First Class ist allerdings ein tolles Bett, das ANA in jedem Fall bietet.
Durch zwei Kissen, eine Auflage und eine angenehme Decke schläft man sehr gut, auch der bereitgestellte Pyjama trägt zum Komfort an Bord bei.
Alles in allem sorgt der Sitz für einen sehr hohen Komfort, hat mich allerdings bezüglich des Design schlichtweg nicht begeistert. Ist das am Ende wirklich wichtig, um einen entspannten Flug zu genießen und gut zu schlafen? Mitnichten, aber die ANA First Class eignet sich eben nicht für schicke Fotos 😉
Höchste Qualität und herausragender Service
Wenn es einen Bereich gibt, bei dem bei ANA eine Art Glamour aufkommt, ist es das Catering. Nach einem Willkommensgetränk, das ohne viel Pomp serviert wird, geht es nach dem Start ein ganzes Stück spektakulärer weiter, wie das folgende Foto glaube ich gut zeigt.
Dass in der ANA First Class im Hintergrund keine Kosten gescheut werden, zeigt sich schon daran, dass beispielsweise Krug Champagner nur eine von zwei Optionen ist. Auch bei der Qualität der Speisen war ich ob der hohen Qualität und ausgesprochen attraktiven Auswahl sehr angetan.
Besonders in Anbetracht dessen, dass ich mich nach eineinhalb Monaten in Asien für die westlichen Speisen entschieden habe und dennoch begeistert war, ist ein wahres Lob. Besonders das Hauptgericht hätte auch in einem exklusiven Restaurant serviert werden können.
In jeder Hinsicht ausgezeichnet war auch der Service in der ANA First Class, denn man trifft hier eine wirklich gute Balance. Der Service ist nicht aufdringlich, sondern perfekt abgestimmt. Man fühlt sich nicht durch zu aufmerksamen Service gestört, muss aber dennoch nie auch nur eine Sekunde darauf warten, dass ein Wunsch erfüllt wird. Auch in anderen Bereichen, etwa beim Amenity Kit und bei den Noise-Cancelling Kopfhörern sticht ANA in puncto Qualität heraus.
Abgerundet wird das Bordprodukt dabei auch von kostenfreiem WLAN, bei dem einem 100 Megabyte für den gesamten Flug zur Verfügung stehen. Für normales Surfen am Handy reicht das gerade.
Fazit zu meinen ersten Eindrücken aus der ANA First Class
Die ANA First Class macht Vieles richtig, aber eben allen voran für die Kernzielgruppe. Man findet bei ANA in der Premiumklasse keine Motive für Instagram und wird auch nicht mit Aufmerksamkeit überschüttet. Gleichzeitig genießt man eine enorme Ruhe, einen tollen und unaufdringlichen Service, ein sehr bequemes Bett und einen generell ideal abgestimmten Komfort, der vom hervorragendem Essen ergänzt. Wenngleich ich die ANA First Class nicht für ein “once in a lifetime”-Erlebnis empfehlen würde, kann ich mir für geschäftliche Reise, bei denen es um maximale Erholung im Flugzeug geht, kaum ein besseres Bordprodukt vorstellen.
Hallo Moritz, danke für den Artikel.
Welches wäre denn deine “once in a lifetime” Empfehlung?
Danke und Gruß
Once in a Lifetime hat für mich sehr viel mit dem Gesamterlebnis zu tun, weswegen tatsächlich Swiss oder Lufthansa hier meine Favoriten wären. Warum? Weil es einfach ein besonderes Erlebnis ist, in einer Lounge wie der Swiss First in Zürich zu starten oder in Frankfurt nach einem tollen Essen mit einem Auto zum Flugzeug gefahren zu werfen. Für “once in a lifetime” ist das einfach nochmal besser als ein sehr guter Flug an Bord. Und um ganz ehrlich zu sein: Wenn du jetzt nicht zwingend den teuersten Alkohol brauchst und mit Unterschieden beim Service zurechtkommst, gibt es meiner Meinung nach zwischen den verschiedenen Star Alliance First Class Produkten keinen allzu großen Unterschied.
“…keinen allzu großen Unterschied” da United jetzt keine First mehr anbietet 😉