Auf meinen Flügen nach Miami hatte ich die Gelegenheit die Lufthansa Economy Class auf der Langstrecke ausführlich zu testen. Ich war eingangs nicht sicher, was mich erwarten würde, kann aber sagen, dass ich insgesamt positiv überrascht war! Meine Erfahrungen aus zwei Langstreckenflügen in Sachen Sitz, Verpflegung und Entertainment zeige ich Euch in diesem Review.
Lufthansa Economy Class Langstrecke – die Buchung
Gewählt hatte ich die Lufthansa für meinen Weg nach Florida aus zwei Gründen. Zum einen sind die Preise ab Skandinavien immer wieder genial, sodass ich für den Hin- und Rückflug ab Oslo nur knapp 300 Euro auf den Tisch legen musste. Zum anderen eilt der deutschen Airline ein etwas geteilter Ruf voraus: Entweder man hört, dass diese mit den “glänzenden” Produkten der Golf-Airlines nicht mithalten kann oder das genaue Gegenteil, nämlich dass diese so gut wäre, dass man sonstwo nicht einsteigen würde.
So musste ich mir natürlich mein eigenes Bild machen und habe direkt auf Lufthansa.com den Hinflug via München in einem Airbus A330 und den Rückflug von Miami nach Frankfurt im Airbus A380 und anschließend (theoretisch) weiter nach Oslo gebucht. Durch diese Kombination hatte ich die Möglichkeit, das Produkt in zwei Flugzeugtypen zu testen, welche ich beide in diesem Review zusammenfassen werde. Auf dem Rückweg habe ich die Reise bereits in Frankfurt beendet und bin einfach mit dem Zug nach Hamburg zurückgefahren, was bei solchen Tickets immer sehr praktisch ist.
Lufthansa Economy Class Langstrecke – Kabine & Sitz
In den beiden Flugzeugtypen, die ich auf meinen Flügen testen konnte, unterscheidet sich die Kabine der Lufthansa Economy Class nur in einem Punkt recht deutlich, der aber aus Sicht des Komforts sehr wichtig ist: Während Euch im Airbus A330 eine 2-4-2 Bestuhlung erwartet, gibt es im Airbus A380 eine 3-4-3 Bestuhlung, da der Rumpf des Superjumbos deutlich breiter ist. Die Zweierreihen sind natürlich prinzipiell eine sehr viel angenehmere Sache, als die Dreierreihen im Airbus A380. Ich habe mich mit meinem Begleiter für eine Zweierreihe im vorderen Teil der Kabine entschieden, die wir zu Beginn des Check-in kostenfrei reservieren konnten. Dabei wirkte die Kabine im A330 sehr modern und frisch.
Der Sitzabstand beträgt in beiden Flugzeugen (laut Seatguru) 31 Zoll, also knapp 79 Zentimeter. Die Breite der Sitze ist im A380 allerdings etwas größer.
Der Sitz selbst fiel mir als sehr bequem auf und bot auch in Sachen Platz genügend Komfort. Gefühlt war der Sitzabstand im Airbus A380 noch ein wenig besser, was aber auch an der geringfügig anderen Rumpfform liegen kann.
Sehr sinnvoll ist der Getränkehalter, der bei eingeklapptem Tisch einen Becher halten kann.
So muss der Tisch nicht immer ausgeklappt werden. Die Kopfstütze ist individuell in der Höhe verstellbar und lässt sich darüber hinaus an den Seiten abknicken, um so den Kopf beim Schlafen abzustützen.
Ähnliches findet man auch in vielen modernen Economy Class Produkten, etwa bei Etihad Airways. Am Sitz fand sich darüber hinaus eine Decke sowie ein kleines Kissen.
Erwähnenswert ist zudem noch, dass es im Airbus A330 einen Stromanschluss zwischen jeweils zwei Sitzen gibt, im Airbus A380 war dagegen keiner zu finden. Am eingebauten Entertainmentsystem findet sich im Airbus A330 ein USB-Anschluss, im A380 ist ein solcher unter der Armlehne angebracht.
Diesen Platz finde ich um ehrlich zu sein ziemlich unsinnig, weil man den Anschluss so nicht sieht. Wie üblich ist der Strom aus der Steckdose gut, während der USB-Anschluss extrem schwach ist. Mein Handy hat während des Hinfluges in ca. 3 Stunden etwa 10 Prozent Ladung gewonnen, danach habe ich dann doch lieber meine Powerbank genutzt.
Insgesamt würde ich den Sitzkomfort in der Lufthansa Economy Class als sehr gut bewerten. Im Vergleich zu anderen Economy Class Produkten, die ich bisher testen konnte, etwa dem von United, bietet man hier eine moderne Kabine mit ausreichend Sitzabstand und gut gepolsterten Sitzen vor. Im Vergleich zu den zurecht hochgelobten Produkten von Emirates, Etihad und Qatar würde ich die Lufthansa definitiv als ebenbürtig einstufen – jedenfalls was den Sitz angeht. Qatar und Emirates bin ich selbst schon geflogen und würde die Lufthansa hier mindestens als genau so gut bewerten.
Lufthansa Economy Class Langstrecke – Verpflegung & Service
Zwei Aspekte, bei denen das Langstreckenprodukt der Lufthansa in der Economy Class mich wirklich überrascht hat, sind die Verpflegung und der Service. Ich hatte nicht allzu viel erwartet und bin mit meinen Erfahrungen aus mehreren Economy Langstreckenflügen in den Flug hineingegangen: Nach dem Start Getränke, dann Essen und dann bis zur Landung kein Mucks von der Crew. Anders hätte es in der Lufthansa Economy Class nicht sein können. Nach dem Start wurde auf beiden Flügen zuerst mit einem großzügigen Getränkeservice, der von der Crew als “Cocktail-Service” bezeichnet wurde, begonnen. Die Auswahl umfasste dabei neben den Klassikern wie Säften, Softdrinks, Bier und Wein auch Spirituosen (daher die Bezeichnung).
Anschließend gab es eine volle Mahlzeit, die mir sehr gut geschmeckt hat. Auch wenn dies auf den Fotos nicht unbedingt so aussieht, war mein Nudelgericht wirklich lecker. Auch die zweite Option, die mein Begleiter gewählt hat, war sehr gut.
Nach dem Essen wurden Kaffee und Tee sowie Baileys gereicht. Vor der Landung gab es auf beiden Flügen noch einmal eine volle Mahlzeit. Auf dem Hinflug (Tagflug) also ein Mittagessen nach dem Start und ein Abendessen vor der Landung.
Beim Rückflug (Nachtflug) ein Abendessen nach dem Start und Frühstück vor der Landung.
Auf Flügen in die USA habe ich bei allen Airlines (übrigens egal ob Economy oder Business) bisher immer nur eine volle Mahlzeit und anschließend einen Snack erhalten. Von daher bietet die Economy Class der Lufthansa hier einiges.
Was mich darüber hinaus aber am meisten begeistert hat war, dass die Crew regelmäßig im Abstand von maximal 30 Minuten durch die Kabine gegangen ist und Getränke verteilt hat. So wurde erfolgreich dem Austrocknen der Passagiere entgegengewirkt, was bei anderen Airlines offensichtlich keine große Rolle zu spielen scheint. Bei Qatar Airways etwa erinnere ich mich, dass ich die Crew nach dem Service bis zum zweiten nicht ein einziges Mal gesehen habe. Der Service war darüber hinaus sehr freundlich und herzlich, bei einem (selten nötigen) Druck des Call Buttons war innerhalb kurzer Zeit jemand da und erfüllte alle Wünsche gerne. Natürlich kann man bei einem Economy Class Flug nicht von persönlichem Service sprechen, trotzdem würde ich hier sagen, dass es bei der Lufthansa so gut ist, wie es in Economy nun mal geht. Mehr erwarte ich in der Economy Class nicht, weniger ist aber durchaus die Regel.
Lufthansa Economy Class Langstrecke – Entertainment
Ein Bereich, der noch Potenzial hat, ist das Lufthansa Entertainment System. Im Airbus A330 war dieses zwar modern und reagierte flüssig, die Auswahl allerdings ausbaufähig.
Es gibt zwar einige Filme und Serien und man hat natürlich im Vergleich zu anderen Airlines den Vorteil, dass der Großteil der Inhalte auch auf Deutsch verfügbar ist, aber andere Airlines wie Emirates bieten hier deutlich mehr. Meine Kritik am Lufthansa Entertainment System gilt aber eigentlich dem System im Airbus A380. Obwohl das Flugzeug gerade einmal vier Jahre alt ist, war das System eine mittlere Katastrophe. Der Touch-Bildschirm reagierte sehr unzuverlässig, sodass mein Hintermann es für den richtigen Weg hielt, das System mit immer mehr Druck zu bedienen und somit meinen Rücken recht stark zu bearbeiten. Auch ist die Auflösung eher mittelmäßig, weshalb ich sagen würde, dass hier durchaus noch Luft nach oben ist. Natürlich immer noch um Welten besser als das gefühlt aus den 1990ern stammende System, was in der Boeing 767 von United auf meinem Flug nach New York installiert war, aber trotzdem definitiv nicht 5-Sterne.
Neben dem Unterhaltungssystem verfügt die gesamte Lufthansa Langstreckenflotte über Wi-Fi, das gegen einen recht moderaten Preis von 19 Euro für den gesamten Flug gebucht werden kann. Im Gegensatz zu Kurz- und Mittelstreckenflügen funktioniert der Zugang über Boingo und die Amex Kreditkarten hier aber leider nicht. Ich habe mich auf diesem Flug dagegen entschieden, da ich die internetfreie Zeit im Flugzeug zur Abwechslung eigentlich ganz angenehm finde (wann sonst ist man so lange ohne Internet?).
Fazit zur Lufthansa Economy Class auf der Langstrecke
Ich will nicht allzu positiv klingen, aber ich war von der Economy Class der Lufthansa wirklich positiv überrascht. Um ehrlich zu sein, hatte ich wesentlich weniger erwartet und bin davon ausgegangen, dass die zweifelsohne guten Produkte der Golf-Airlines in einer völlig anderen Liga spielen. Nach meinen Flügen ist mein Fazit aber ein komplett anderes: In punco Service und Sitz sowie Verpflegung muss sich die Lufthansa keineswegs verstecken, denn hier war ich vollends zufrieden. Über den Atlantik würde ich Lufthansa mit zum besten Produkt zählen, um einiges besser als United oder British Airways. Einzig im Bereich Entertainment besteht noch etwas Nachholbedarf, auch die Ausstattung mit Steckdosen auf allen Flugzeugen wäre wünschenswert.
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Ich bin mit Lufthansa nach Miami geflogen, fand die Verpflegung auch ganz ok.
So viele Getränke brauche ich eigentlich gar nicht – obwohl, in den “Gläsern” ist ja nur jeweils sehr wenig drin.
Unterhaltungsprogramm (Musikauswahl) ist allerdings sehr schlecht…
Da müssten mal neue aktuelle Hits angeboten werden.
Hallo Jan,
Danke für die Übersicht. Für mich gehts in 3 Wochen mit Lufthansa Economy nach New York.
Das Essen ist kostenlos oder? Sind die Getränke kostenpflichtig?
Viele Grüße
Birgit
Hallo Birgit, sowohl Getränke als auch das Essen sind in der Lufthansa Economy Class weiterhin kostenfrei.
Gibt es bei euch ein Ranking, was die Klassen angeht?
Hallo motmann, bislang noch nicht, weil wir ja noch nicht alle Airlines getestet haben. Die Unterschiede zwischen den Airlines sind zudem in den verschiedensten Bereichen unterschiedlich, sodass es hier ein wenig kompliziert wird. Ich überlege aber mal, ob wir so etwas mittelfristig hinbekommen 🙂