Die New York Times erhebt schwere Vorwürfe gegen die US-amerikanische Luftfahrtbehörde FAA – mehrfach wöchentlich soll es in den USA fast zu Kollisionen bei Passagierflugzeugen kommen. Auch ein deutscher Flieger entging nur knapp der Katastrophe.
Allein im Juli 2023 soll es laut einem Bericht der New York Times 46 Mal fast zur Kollision von Passagierflugzeugen in der USA gekommen sein. Auch ein deutsches Passagierflugzeug von Condor war laut aerotelegraph betroffen. Die Zahlen hat die Zeitung aus internen Dokumenten der US-amerikanischen Luftfahrtbehörde FAA, die offiziell eine rückläufige Anzahl an Zwischenfällen angibt. Nun hat die FAA auf die Vorwürfe reagiert, wie simpleflying berichtet.
Beinahe täglich kommt es zu Fast-Unfällen
Erst vor kurzem hatte eine Bekanntgabe des US-Verkehrsministeriums für Kritik an der Luftfahrtbehörde FAA (Federal Aviation Administration) gesorgt. Das Ministerium hatte angegeben, dass die FAA Chat-GPT zum Programmieren der Flugsicherheitssoftware nutzen würde, was die Behörde dementierte. Nicht einmal einen Monat später steht die FAA erneut in der Kritik. Die US-Luftfahrtbehörde soll bewusst Statistiken aus der Unfallstatistik außen vor gelassen haben. Während die Behörde angibt, dass sie alle Zwischenfälle (und Beinahe-Unfälle) auf ihrer Webseite faa.gov veröffentlicht, haben die Recherchen der New York Times in internen Dokumenten Verfehlungen der FAA gefunden.
Während die Anzahl an Unfällen offiziell rückläufig ist, offenbaren die internen Dokumente große Sicherheitslücken beim Luftverkehr. Allein im Juli hätte es beinahe 46 Unfälle mit Passagiermaschinen in der USA gegeben. So seien in San Francisco bei der Landung beinahe Flugzeuge von American Airlines und Frontier Airlines kollidiert. Kurz kam es erneut beinahe zu einem Unfall. Wie jetzt bekannt wurde, ist am 11. Juli ein Airbus A330-200 von Condor beinahe mit einem Frontier-Flugzeug kollidiert. Als der Condor-Flug DE2097 mit dem Kennzeichen D-AIYD gerade in Richtung Frankfurt vom Pistenkreuz 28L startete, war ein Airbus A320 von Frontier gerade auf selbiger Piste zum stehen gekommen. Die FAA untersucht nun den Vorfall.
In beiden Fällen am Flughafen in San Francisco sollen die Flugzeuge denen von Frontier Airlines so nahe gekommen sein, dass in Dokumenten von “skin to skin” (Haut an Haut) die Rede ist. Bereits in den Vormonaten ist der Flughafen von San Francisco mit ähnlichen Manövern aufgefallen.
Personalmangel sorgt für Sicheitslücke
Die FAA reagiert umgehend auf die Vorwürfe und betont die Sicherheit des Luftverkehrs in den USA. Das Luftfahrtsystem sei das sicherste auf der ganzen Welt. Und auch die veröffentlichten Daten weisen weniger Zwischenfälle seit Beginn der Pandemie aus. Laut der New York Times hängt der Anstieg der Zwischenfälle, die sie angeblich in internen Dokumenten gefunden habe, mit einem großen Personalmangel bei den Fluglotsen zusammen. Außerdem haben die meisten US-amerikanischen Flughäfen keine Warnsysteme, um Kollisionen auf dem Rollfeld zu verhindern.
Mit Ende der Pandemie werden auch Flugreisen wieder stärker nachgefragt. Während der Luftverkehr zunimmt, seien die Kontrollzentren der FAA unterbesetzt. Nur drei von 313 Zentren würden die Standards der FAA einhalten können. Als Folge müssen die verbliebenen Kontrolleure teilweise sechs Tage die Woche arbeiten, was die Arbeitsqualität beeinflussen würde. Die FAA will gegen Personalmangel vorgehen und hat seit Jahresbeginn bereits 1.500 neue Mitarbeiter eingestellt. Weitere 2.600 würden sich in der Ausbildung befinden. Bis Oktober soll eine Taskforce neue Strategien für mehr Flugsicherheit entwickeln.
Fazit zur US-amerikanischen Flugsicherheit
Während die Anzahl an Vorfällen in den offiziellen Daten der US-amerikanischen Luftfahrtbehörde FAA rückläufig sind, offenbaren interne Dokumente große Defizite in der Flugsicherheit. Beinahe täglich soll es zu Unfällen mit Passagierflugzeugen kommen, Schuld sei der Mangel an Lotsen. Statt die Schuld beim Personal zu suchen, sollten die Flughäfen endlich Warnsysteme installieren. So könnte die Gefahrenlage sofort entschärft werden – wenn auch nur teilweise.