Schon seit Längerem plant Venedig eine neue Eintrittsgebühr für Tagestouristen einzuführen. Damit möchte die beliebte Touristenstadt die Besucherströme eindämmen. Nun steht das Datum, an dem sie tatsächlich umgesetzt werden soll fest.
Um die Massen an Touristen in Zukunft zu beschränken, plant Venedig die Einführung einer Eintrittsgebühr für Tagestouristen. Zwischen drei und zehn Euro sollen diese dann pro Tag zahlen, um Zugang zur Stadt zu erhalten. Maximal 100.000 Touristen täglich sollen es künftig in Venedig „nur“ noch sein, denn die Stadt sieht sich mit immer mehr Schäden, verursacht durch die Besuchermassen, konfrontiert. Schon bald soll die bereits in der Vergangenheit geplante Eintrittsgebühr erhoben werden, wie die Tagesschau berichtet.
Eintrittsgebühr und strenge Überwachung
Venedig will gegen den sogenannten „Hit-and-Run“-Tourismus vorgehen und plant, eine Art Eintrittsgebühr einzuführen, um die Massen an Tagestouristen möglichst zu beschränken, beziehungsweise die durch die Touristen verursachten Schäden der „schwimmenden Stadt“ zu begrenzen. So sollen alle Tagestouristen für jeden Tag, den sie sich in Venedig befinden, eine Gebühr von drei bis zehn Euro zahlen, deren Höhe danach variiert, wie weit im Voraus man sich für den Besuch anmeldet und ob es sich bei der Besuchszeit um die Hochsaison handelt. Ansonsten drohen die Besucher am Stadttor abgewiesen zu werden oder bis zu 300 Euro Bußgeld. Die Tickets müssen dabei vorab online gebucht werden. Nachdem die digitale Anmeldung zunächst bereits im Sommer dieses Jahres getestet werden sollte, wurde die Einführung dieser in Kombination mit der zu entrichtenden Gebühr auf den 16. Januar 2023 datiert.
Der Hit-and-Run-Tourismus, also Touristen, die am selben Tag anreisen und wieder abreisen, belastet die Stadt nach eigenen Angaben sehr. Deshalb will Venedig „den langsameren Tourismus fördern“, wie Simone Venturini, stellvertretender Bürgermeister, erklärte. Die Einführung einer Eintrittsgebühr stellt dabei nur eine von vielen Maßnahmen dar, die die italienische Stadt beschlossen hat.
Werden die bisherigen Pläne gekippt?
In der Vergangenheit teilte die Stadtverwaltung mit, dass man hoffe, die Zahl der Touristen auf 100.000 pro Tag begrenzen zu können, die durch Venedig schlendern. Der Tourismusbeauftragte Venedigs, Simone Venturini, wollte diese Zahlen sogar auf 40.000 bis 50.000 reduzieren. Am vergangenen Freitag, den 01. Juli, revidierte dieser jedoch seine Aussage und stellte klar, dass die Anzahl der Tagestouristen nicht begrenzt werden soll. Laut ihm solle nun dafür gesorgt werden, dass ein Gleichgewicht zwischen Bewohnern und Besuchern hergestellt werden.
Ob es sich bei dieser Forderung bei Betrachtung der knapp 50.000 ständigen Anwohner Venedigs um eine gänzlich neue oder lediglich eine euphemistische Formulierung der Alten handelt, bleibt abzuwarten. Ein weiterer Teil der Maßnahmen, der bereits umgesetzt wurde, ist der sogenannte Control Room. Von dort aus werden die Besucherströme der Inseln digital überwacht. Zusätzlich nutzt die Polizei die anonymisierten Mobilfunkdaten der Touristen, um so in Echtzeit einen Überblick über die Besucherlage zu erhalten.
Wir können nicht weiterhin eine so große Anzahl von Touristen haben. Venedig ist eine kleine und sehr empfindliche Stadt. Die Zahl der Besucher muss mit der Größe Venedigs vereinbar sein. Wenn es keinen Platz gibt, kann man nicht reinkommen.
Luigi Brugnaro, Bürgermeister Venedig
Die Gebühr ist bereits seit 2019 in Planung, verzögerte sich aber unter anderem auch wegen der Pandemie mehrmals. Die Corona-Krise sorgte dafür, dass die Touristenströme zwischenzeitlich abflauten. Doch aufgrund der Aufhebung weltweiter Reisebeschränkungen nahm die Zahl der Besucher erneut drastisch zu. Zunächst war lediglich eine Gebühr von fünf Euro geplant. Nun plant man eine flexible Gebühr zwischen drei und zehn Euro pro Besucher. Lediglich Touristen, die in Hotels in Venedig übernachten, sollen keine zusätzliche Gebühr leisten müssen. Diese wird bereits über die Steuern erhoben. Auch Einheimische müssen die Gebühr nicht entrichten, sich jedoch trotzdem vorab online anmelden.
Fazit zur Eintrittsgebühr Venedigs
Für die Venezianer ist der Tourismus inzwischen ein zweischneidiges Schwert. Denn einerseits sichert dieser den Großteil des Lebensunterhaltes der Bewohner, andererseits leiden die Kultur und Tradition der Stadt darunter. Zudem sind die Lebenshaltungskosten durch den Tourismus dermaßen gestiegen, dass zahlreiche Bewohner ihre Stadt verlassen mussten und Venedig nur noch rund 50.000 statt wie erst noch vor fünf Jahren 67.000 ständige Bewohner vorweisen kann. Selbst die UNESCO sieht Venedig als gefährdet an und sicherlich dürften die Probleme der Stadt in den letzten Jahren kaum jemandem entgangen sein, weshalb die Eintrittsgebühr für Tagestouristen durchaus nachzuvollziehen ist. Bleibt nur die Frage, ob sie den gewünschten Effekt erzielen wird.
Stärkere Begrenzungen wären an vielen Orten wünschenswert. Dann muss man längerfristig planen. Ich finde es auch gut, in solche Orte gar keine Tages Touristen zu lassen.
Ich denke Amsterdam setzt grade auch bei den Übernachtungen Grenzen um dies zu reduzieren. Wenn das tägliche Leben für die Anwohner zu teuer oder unerträglich wird muss gehandelt werden.
Sehr vernünftig, gern auch mehr. Wichtig wäre, dass die Extraeinnahmen auch wirklich dem Erhalt der Stadt zukommen. Natürlich weiß man das nicht.
Es bringt aber Niemandem etwas, wenn derart schöne Orte zerfallen, weil sie a) überlaufen sind und b) kein Geld zum Erhalt bereitstellt. Mir fallen da mit großem Schrecken die erheblichen Zerstörungen in Pompeji ein, die auch durch den Tourismus hervorgerufen werden.
Gibt auch andernorts sehr viel höhere “Eintrittsgebühren”. Vor fast 20 Jahren waren es in Bhutan glaube ich 100$/Tag und ich glaube nicht, dass das billiger geworden ist.
Overtourism ist mehr ein Symptom inkompetenter Kommunalpolitik und Vetternwirtschaft als ein reales Problem. Denn solange einige wenige bestens an destruktiven Formen von Tourismus verdienen und sich auf Kosten aller anderen politisch durchsetzen, werden auch völlig naheliegende Lösungen nicht ergriffen. In Venedig scheint man langsam zu lernen.
Ich würde denken, dass es mehr an extrem günstigen Flügen liegt. Die regionale Politik kann nur den Einlass beschränken, aber nicht die Flugpreise, die dafür sorgen, dass fast jeder für einen Tag irgendwo hinfliegen kann.
5€ werden es nicht machen. Italien sucht sich nur noch mehr Einnahmequellen für’s marode Wirtschaften. Wirklich wirken würden 50€. Das würde dann aber wirklich die Touristen abschrecken.
Könnte man auf Sylt auch machen.