TUIfly und die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) gingen nach den Krisengesprächen Anfang des Monats im Streit auseinander. Jetzt wehrt sich die Vereinigung Cockpit gegen die Vorwürfe des TUIfly-Chefs Oliver Lackmann.
Die Piloten seien in der Krise nicht zu finanziellen Zugeständnissen breit, so der TUIfly Chef. Die Fluggesellschaft will aufgrund der Corona-Pandemie die Flotte halbieren. Seit Wochen wurde ergebnislos über die Zukunftsperspektiven der Piloten verhandelt. Die Pilotengewerkschaft verteidigt sich nun in einem Statement, wie aero.de berichtet.
TUIfly-Chef wirft Teilnahmslosigkeit vor
In einem internen Rundbrief äußerte sich Lackmann über die Piloten. Er sei “fassungslos, wie fahrlässig hier der Ernst der Lage verkannt wird”, hieß es in dem Schreiben. Der Rundbrief ging nicht nur an die Piloten, sondern an die gesamte Belegschaft, also auch an Flugbegleiter und Bodenpersonal.
Während sich alle bei der TUI in Deutschland solidarisch zeigen und zusammenhalten, sind unsere Pilotinnen und Piloten fortan die einzige Mitarbeitergruppe, die keinen finanziellen Beitrag zur Sicherheit des Unternehmens leisten wird.
TUIfly-Chef, Oliver Lackmann
Die Vereinigung Cockpit weist diese Darstellung entschieden zurück. Marcel Gröls, Vorsitzender Tarifpolitik der VC, kommentierte auf die Anschuldigungen.
Wir verurteilen die Blockadehaltung von TUIfly. Wir haben in wochenlangen, teilweise zähen Verhandlungen durchaus Schritte in die richtige Richtung gemacht. Jetzt aufzugeben ist keine Option, wenn man bedenkt, was auf dem Spiel steht. Darüber hinaus ist die Aussage des TUIfly-Managements auch inhaltlich falsch, denn die Pilotinnen und Piloten sind sehr wohl bereit, einen erheblichen und schmerzhaften Beitrag für die Zukunft des Unternehmens zu leisten. Das haben wir dem Arbeitgeber in den Verhandlungen auch immer so mitgeteilt.
Vorsitzender Tarifpolitik der VC, Marcel Gröls
Die Pilotengewerkschaft wirft dem TUIfly-Management vor, die Krise für Umstrukturierungspläne zu nutzen, die es bereits vorher im Sinn hatte. Dies sei nicht zu verantworten, da TUIfly aktuell Staatshilfen erhält. “Dagegen wehren wir uns”, so Gröls.
Verhandlungen scheiterten am Kündigungsschutz
Die Gespräche zwischen TUIfly und VC sind am Streit um einen Kündigungsschutz gescheitert. Die Vereinigung Cockpit war nach eigenem Bekunden zu finanziellen Einsparungen bereit, allerdings unter der Bedingung, dass TUIfly auf betriebsbedingte Kündigungen verzichtet. Das Unternehmen lehnte diese Bedingung angesichts des nötigen Sparkurses ab. Stattdessen schlug TUIfly vor, die Flotte auf 22 Flugzeuge statt nur 17 Flugzeuge zu reduzieren und so mehr Piloten zu halten, falls die Piloten einen größeren Sparbetrag leisten würden. Die Vereinigung Cockpit und der Konzern hatten sich zuvor auf einen Krisentarif geeinigt, in dem die Piloten auf 20 Prozent ihres Gehalts verzichten.
Die Vereinbarung des 80-Prozent-Gehalts endet nun im November. TUIfly hatte vergeblich eine Verlängerung gefordert. Die Entlassungen rücken aufgrund der verhärteten Fronten und der Aussicht, in der Krise volle Grundgehälter zahlen zu müssen, näher. Zwar gilt aus einer früheren Vereinbarung eine Stellensicherung bis 2021, jedoch könnten die ersten Schreiben im März verschickt werden, um die Kündigungsfristen zu halten.
Fazit zum Streit zwischen TUIfly und Vereinigung Cockpit
Anfang des Monats endeten die Krisenverhandlungen zwischen Vereinigung Cockpit und TUIfly im Streit. Seitdem ist keine Einigung in Sicht. Gescheitert sind die Verhandlungen, insbesondere an dem von Piloten geforderten Kündigungsschutz. Diesen Schutz lehnte TUIfly ab. Beide Parteien erheben gegenseitige Vorwürfe und die Fronten bleiben weiterhin verhärtet. Ob die Vereinigung Cockpit und TUIfly weitere Verhandlungen aufnehmen werden bleibt unklar. Dies müsste jedoch möglichst schnell geschehen, denn die ersten Kündigungsschreiben könnten bereits im Frühjahr 2021 verschickt werden.