Swiss wird erneut Lohndumping der Wet Lease-Partnerin airBaltic vorgeworfen. Doch die Lufthansa Tochter widerspricht den Vorwürfen.

Erst vor wenigen Wochen gab Swiss und die Gewerkschaft für das Kabinenpersonal (kapers) bekannt, dass sie einen neuen Gesamtarbeitsvertrag (GAV) für das Kabinenpersonal ausgehandelt haben. Dieser verspricht eine Lohnerhöhung von 400 Franken pro Monat, eine bessere Work-Life-Balance und fixe freie Tage. Während auf der einen Seite mehr Lohn verhandelt wird, wird Swiss auf der anderen Seite in der Zusammenarbeit mit der Wet Lease-Partnerin airBaltic erneut Lohndumping vorgeworfen, wie unter anderem der Tagesanzeiger schreibt.

Lohndifferenz: Bis zu 2.600 Euro pro Monat

Im Sommer 2022 verkündete Swiss den Start eines neuen Wet Lease-Vertrags mit airBaltic, um ihre eigenen Ressourcen zu schonen. Während im ersten Moment nur von einer temporären Lösung gesprochen wurde. wird airBaltic höchstwahrscheinlich auch zwei Jahre später im Sommer 2024 Swiss unter die Arme greifen. Schon zu Beginn der Partnerschaft mit der lettischen Fluggesellschaft protestierten Gewerkschaften von Swiss und sprachen von Lohndumping. Während das Swiss Kabinenpersonal mindestens 3.400 Franken, respektive 3.574 Euro pro Monat verdient, beträgt der Lohn der lettischen Angestellten zwischen 900 bis 1.500 Euro. Des Weiteren hat das Personal von airBaltic auch schlechtere Arbeitsbedingungen, wie travelnews.ch schreibt.

AirBaltic Airport Riga

Nun ergab die Recherche von SonntagsBlick, dass das Vorgehen von Swiss bei den airBaltic Löhnen “womöglich nicht gesetzeskonform ist”. Das Zürcher Amt für Arbeit (AWA) bezeichnete die Übertragung an die Letten bereits im September 2022 als sogenannten “grenzüberschreitenden Personalverleih”, was in der Schweiz untersagt ist. Und auch das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) kam im März 2023 zu dem Ergebnis, dass die Entlohnung den schweizerischen Standards entsprechen müssen. Doch eine Umsetzung blieb aus.

Swiss Crew

Das AWA äussert sich zu den aktuellen Vorwürfen mit einem Schreiben und beteuert die Aufnahme der Abklärungen mit aiBaltic. Zudem betont AWA, dass ihnen die Umsetzung des Beschlusses erst am 30. Oktober 2023 vom Seco übertragen wurde. Schlussendlich schreibt AWA, dass sie lediglich für die Überprüfung der Melde- und Bewilligungspflicht verantwortlich ist. Im Anschluss wird der Beschluss an die sogenannte Tripartite Kommission für arbeitsmarktliche Aufgaben des Kantons Zürich (TPK) für die Einhaltung der orts- und branchenüblichen Löhne weitergereicht.

Reaktion von Swiss

Swiss bestreitet die Vorwürfe erneut und betont, dass alle Vorschriften eingehalten werden. Zudem äusserte sich der Swiss-CEO Dieter Vranckx einen Brief an die Kundschaft am Rande zur Thematik. Dabei weist er auf die diversen Herausforderungen der Airline hin, von Triebwerksproblemen, Streiks in Europa sowie Personalmangel und erklärt somit zwischen den Zeilen die Notwendigkeit der Zusammenarbeit mit den Wet Lease Partnerinnen.

Selbstverständlich würden wir lieber alle Flüge selber durchführen.

Sprecherin von Swiss

Fazit zu den erneuten Vorwürfen bezüglich Lohndumping an Swiss

Die Lohndumping Vorwürfe an Swiss gehen in eine zweite Runde. Während Swiss die Beschuldigungen nach wie vor zurückweist, sind diverse Zürcher Ämter im Hintergrund an Abklärungen und Einordnungen dran. Ich persönlich denke, dass auch wenn das Vorhaben von Swiss nicht gesetzwidrig wäre, es unfair ist in der Schweiz Lohnerhöhungen auszuhandeln und gleichzeitig das lettische Personal massiv tiefer zu entlöhnen. 

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Autorin

Livia Güntert ist Country Managerin Switzerland und seit September 2021 Teil des reisetopia Teams. Nach ihrem Studiengang in Marketing und Kommunikation ist die gebürtige Züricherin voller Vorfreude nach Berlin gezogen. Fasziniert von der Reisebranche und der Nähe zu ihrer Heimat, schreibt Livia leidenschaftlich gerne Artikel, Kolumnen und Deals rund um die Schweiz.

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  • Wenn die Swiss die Mitarbeiter/Innen anständig bezahlen würde, hätte sie wohl auch kein Personalmangel. Aber die Mitarbeiter/Innen beklagen sich öffentlich dass sie so schlecht bei der Swiss verdienen, dass sie sich die Abfallsäcke nicht leisten können.

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