Eine Boeing 737-500 von Sriwijaya Air ist kurz nach dem Start am Flughafen von Jakarta vom Radar verschwunden – mittlerweile scheint klar, dass die Maschine abgestürzt ist. Hoffnung gibt es für die mehr als 60 Passagiere an Bord nicht.

In Indonesien ist es erneut zu einem schweren Flugzeugunglück gekommen. Nachdem schon gestern Mittag erste Berichte über den Abbruch des Kontakts zum Sriwijaya Air Flug 182 auf dem Weg von Jakarta nach Pontianak bekannt wurden, haben lokale Behörden mittlerweile den Absturz bestätigt – die indonesische Regierung hat den Absturz bislang allerdings nicht offiziell bestätigt. An Bord der Maschine befanden sich laut aktualisierten und übereinstimmenden Quellenangaben insgesamt 50 Passagiere, darunter sieben Kinder und zwei Babys. Darüber hinaus waren in dem Flugzeug insgesamt zwölf Crewmitglieder. Hoffnung auf Überlebende nach dem Absturz gibt es nicht. Mittlerweile wurde auch der Flugschreiber im Meer gefunden.

Höhenverlust von 10.000 Fuß in einer Minute

Der Flug von Sriwijaya Air war um 14:14 Uhr Ortszeit vom Flughafen in Jakarta abgehoben und sich von dort auf dem Weg nach Pontianak in der West Kalimantan Provinz gemacht. Bereits wenige Minuten nach dem Start brach der Kontakt zwischen der Maschine und dem Tower allerdings ab. Den letzten Kontakt zwischen dem Tower und der Maschine gab es um 14:20 Uhr, ein Notsignal wurde dabei nicht abgesetzt. Laut Flightradar24 kam es dabei innerhalb von einer Minute zu einem Höhenverlust von 10.000 Fuß. Die letzte von Flightradar aufgezeichnete Höhe lag bei gerade einmal 250 Fuß, was nur 76 Metern Höhe entspricht.

Bei dem betroffenen Flugzeug handelt es sich um eine Boeing 737-500 mit der Kennung PK-CLC. Das Flugzeug ist knapp 27 Jahre alt und wurde im Jahr 1994 an die amerikanische Continental Airlines ausgeliefert. Kurzfristig flog die Maschine nach der Fusion auch für United Airlines, ehe es 2012 in die Flotte der indonesischen Sriwijaya Air übergegangen war. Die mutmaßliche Absturzstelle befindet sich in der Nähe der Thousand Islands, die bei Touristen aus Jakarta für Tagesausflüge sehr beliebt sind. Von hier stammen auch die Berichte, die einen Absturz des Flugzeugs bestätigen. Nachdem auch der Flugschreiber im Meer gefunden wurde, haben sich die Hoffnungen auf ein anderes Schicksal als einen Absturz aufgelöst.

Lokale Behörden finden Trümmer und Leichenteile

Laut Angaben der indonesischen Behörden läuft noch immer eine Suchaktion über der Javasee, wo das Flugzeug das letzte Mal auf dem Radar aufgetaucht war. Mittlerweile ist der Absturz allerdings auch offiziell bestätigt. Der Sprecher der Rettungsbehörde Yusri Yunus gab gegenüber der Nachrichtenagentur AFP zu Protokoll, dass sie zwei Säcke, “einen mit Besitztümern von Passagieren und einen weiteren mit Leichenteilen” erhalten hätten, wie die FAZ berichtet. Der indonesische Verkehrsminister Verkehrsminister Budi Karya Sumadi erklärte vor der Presse, dass eine große Suchaktion eingeleitet wurde, beteiligt sind unter anderem zehn Schiffe sowie Hubschrauber und Flugzeuge – echte Hoffnung auf das Finden von Überlebenden gibt es allerdings nicht.

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Bildquelle: PK-REN (Flickr via Commons Wikipedia)

Laut Angaben des Militärs haben verschiedene Tauchertrupps bereits Trümmer eines Flugzeuges an der vermuteten Absturzstelle gefunden. Unter anderem sollen Teile der Registrierung nahe der Inseln Laki Island und Lancang Island gefunden worden, wie es von einem Sprecher des Militärs heißt. Im Laufe des Sonntags wurde nun auch der Flugzeugschreiber bei der Suche im Meer gefunden. In Indonesien geht niemand mehr von Überlebenden des Flugzeugabsturzes aus, sowohl am Abflughafen als auch am Zielflughafen auf Borneo wurden Krisenzentren eingerichtet, um Angehörige zu betreuen.

Sriwijaya Air bislang von Totalverlusten verschont

Die indonesische Flugzeug Sriwijaya Air existiert seit dem Jahr 2003 und hat eine Flotte von etwa 20 Maschinen, die alle vom US-amerikanischen Hersteller Boeing stammen. Teil der Flotte sind sechs ältere Boeing 737-500 mit einer Kapazität von 120 Mitarbeitern sowie elf etwas neuere Boeing 737-800 und weitere zwei Boeing 737-900ER, die jeweils eine deutlich größere Kapazität haben. Zu Sriwijaya Air gehört zudem auch NAM Air, die ebenfalls zur selben Gruppe gehört und neben Boeing 737-500 auch noch einige Propellermaschinen vom Typ ATR besitzt. Bislang sind die beiden Airlines von einem Totalverlust einer Passagiermaschine verschont geblieben, NAM Air allerdings steht auf der Blacklist der Europäischen Union und darf damit keine Flüge in die EU anbieten, was mit Blick auf die Flotte und den Flugplan allerdings keine praktischen Einschränkungen bedeutet.

NAM Air Boeing 737 500

Sriwijaya Air war in den letzten Jahren komplett unfallfrei, zuletzt gab es im Jahr 2012 relevante Probleme. Damals waren gleich zwei Maschinen in einem Jahr von einem Zwischenfall betroffen, den einzigen Todesfall gab es allerdings bei einem Flug im Jahr 2008. Der Sriwijaya Air Flug 62 war in Sumatra über die Landebahn hinausgeschossen. 26 Passagiere wurden verletzt, einer kam ums Leben. Bislang war dies der einzige Todesfall in Verbindung mit einem Flug mit der indonesischen Fluggesellschaft. Betroffen war beim damaligen Zwischenfall eine Maschine vom älteren Typ Boeing 737-200.

Kein Zusammenhang mit der Boeing 737 MAX

Mit Blick auf den tragischen Absturz in Indonesien ist eine Unterscheidung der verschiedenen Boeing 737-Modelle relevant. Das betroffene Flugzeug von Sriwijaya Air ist eine ältere Boeing 737-500, die bei den meisten westlichen Fluggesellschaften nicht mehr zum Einsatz kommt. Die meisten in Deutschland und anderen europäischen Ländern im Einsatz befindlichen Boeing-Maschinen sind vom Typ Boeing 737-700 und Boeing 737-800. Die Lufthansa etwa hatte ältere Boeing 737-500 schon vor mehreren Jahren aus der Flotte genommen.

Einen Zusammenhang gibt es zudem auch nicht mit der Boeing 737 MAX, die nach zwei fatalen Abstürzen vor mehr als zwei Jahren aus dem Dienst genommen wurden. Erst seit wenigen Wochen dürfen die Maschinen des Typs wieder in den USA und in Kürze auch wieder in Europa abheben. Die erste Boeing 737 MAX war im Jahr 2018 nach dem Start in Jakarta ins Meer gestürzt, was eine gewisse Ähnlichkeit mit dem aktuellen Vorfall mit sich bringt. Dennoch sollte man im Blick haben, dass die technischen Systeme, die bezüglich des Absturzes der Lion Air-Maschine wohl eine relevante Rolle gespielt haben, in alten Boeing 737-500 nicht verbaut sind. Entsprechend sind die Parallelen zwischen den Zwischenfällen vermutlich Zufall.

Bildquelle des Titelbilds: PK-REN (Flickr via Commons Wikipedia)

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