Trotz des bevorstehenden Tourismus-Booms und des voranschreitenden Impffortschritts befürchten Touristiker erneute Rückholaktionen infolge der Virusvarianten.

Obwohl das Infektionsgeschehen vor nicht allzu langer Zeit noch stabil schien, beeinträchtigen die Virusmutanten, insbesondere die Delta-Variante, nun zunehmend auch den Tourismus in Europa. Branchenkenner befürchten, dass es ähnlich wie im Krisenjahr 2020 zu erneuten Rückholaktionen infolge der Deklarierung neuer Virusvariantengebiete kommen könnte. Erst kürzlich wurde die Sorge am Beispiel Portugals bestätigt, wie die Website aero.de berichtet.

Erneute Rückholaktionen nach Tourismus-Neustart?

reisetopia hat vor Kurzem berichtet, dass sich die Europäische Luftfahrtbranche trotz der Delta-Mutation mit einer Sitzplatzauslastung von 50 Prozent des Vorkrisenniveaus erholt. Auch die Chefs der deutschen Airlines Lufthansa und Condor blicken optimistisch in die Zukunft und bereiten sich auf einen Tourismus-Boom an den Flughäfen vor. Condor-Chef Ralf Teckentrup betont während der Feier zum zehnjährigen Bestehen des Bundesverbandes Deutscher Luftverkehrswirtschaft, dass die Deutschen ziemlich reiselustig seien und somit zu den ersten gehören, die sofort am Gate stehen und – sobald eben möglich – spontan in den Urlaub fliegen. Aus diesem Grund zeigte sich Teckentrup auch schon während instabileren Krisenzeiten zuversichtlich und vertraute auf einen raschen Nachfrageaufschwung bei sinkenden Inzidenzen.

Condor Lufthansa

Obwohl Carsten Spohr derselben Ansicht ist, fürchtet der Lufthansa-Chef erneute Probleme infolge des Sommergeschäfts. Jedoch ist Spohr nicht etwa um die Virus-Mutationen besorgt, sondern vielmehr um die geplanten neuen Klimaschutzauflagen für Fluggesellschaften. Demnach könne der Fall eintreten, dass die europäischen Airlines durch neuen Bestimmungen ihre Wettbewerbsfähigkeit gegenüber den nicht-europäischen Fluglinien verlieren könnten.

Wenn man die Deutschen reisen lässt, sind die sofort am Start, nicht in drei Wochen, sondern übermorgen.

Ralf Teckentrup, Condor-Chef

Unter den Branchenkennern kursiert trotz des Nachfrageaufschwungs die Sorge um die Delta-Variante und damit einhergehende Rückholaktionen, die der Tourismusindustrie einen Strich durch die Rechnung machen könnten. Denn ähnlich der überteuerten Rückholflüge am Beispiel Portugal Anfang vergangener Woche, könnten auch weitere beliebte Urlaubsländer auf der Liste der Virusvariantengebiete landen. Für diese Woche hat die Regierung zur Abwehr der Ausbreitung von Delta eine zweiwöchige Quarantänepflicht für alle Reiserückkehrer – Geimpfte inklusive – aus den Virusvariantengebieten Portugal und Russland verhängt.

Zwar sollen Großbritannien und Portugal künftig von der roten Liste verschwinden, dennoch könne nicht garantiert werden, dass es dabei bleibe und im Laufe der Zeit nicht noch etliche weitere Virusvariantengebiete ernannt werden. Die Tourismusbranche erachtet nämlich bereits die beliebten Massentourismusländer wie Spanien, Griechenland oder die Türkei als gefährdet. Sollte der Ernstfall eintreten, wird das ein chaotisches Nachspiel haben, denn neben etlichen Rückreiseaktionen wie zu Beginn der Pandemie könnten auch vielzählige Reisestornierungen und Umbuchungen folgen – der Supergau für den Tourismus.

Fazit zur Befürchtung erneuter Rückholkationen

Während sich der Lufthansa- und der Condor-Chef über den massiven Nachfrageaufschwung freuen und bislang eher Sorge um ihre Konkurrenzfähigkeit geäußert hatten, fürchten einige Beschäftigte in der Tourismusbranche einen bevorstehenden Tourismus-Supergau infolge der Delta-Variante. Denn statt eines Tourismus-Neustarts könnte in einigen beliebten Reiseländern schon wieder alles dicht gemacht werden, bevor der Tourismus überhaupt richtig starten konnte. Teure Rückholflüge, hunderte Umbuchungen und Stornierungen sowie unzufriedene Urlauber, denen zusätzlich eine Quarantäne trotz Impfung drohen könnte, wären nur ein paar der möglichen Folgen.

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Autor

Emily reist schon seit sie denken kann und ist fasziniert von der Luftfahrt. Den Traum, Flugbegleiterin zu werden, hat sie erst einmal hinten angestellt und studiert derzeit Internationales Tourismusmanagement an der Nordseeküste. Sie freut sich darauf, Euch auf ihrem Weg mitzunehmen!

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  • Die Deltavariante ist lt. Einschätzung des RKI in Deutschland mittlerweile die vorherrschende Variante. Somit müssten wir uns selbst sofort zum Virusvariantengebiet erklären, mit allen daraus folgenden Konsequenzen. Natürlich ist das Unsinn, aber vielleicht merkt manch einer anhand dieser Analogie, wie sinn- und kopflos die Politik mal wieder handelt.

    Eine vollständige Impfung schützt auch gegen Delta, also warum sollten so geimpfte dann bei Rückreise in Quarantäne?

      • Erstmal Chaos verbreiten und dann wieder zurückrudern, aber warum erst ab morgen und nicht per sofort???

    • Es dürfte wohl einerseits darum gehen, dass längst nicht alle Urlauber geimpft sind (ein Test reicht in “sicheren” Gebieten ja wohl aus). Und ja, wie bei unserer ersten Welle ist es so, dass auch die Urlaubsgebiete nicht mehr so sicher sind wie sie vor kurzem noch schienen; Thailand zB (ja, die igeln sich noch ein, wollen aber künftig wieder Touristen verstärkt reinlassen) hat derzeit 4000 Infektionen täglich, während sie vor kurzem noch bei knapp über 0 standen. Lissabon, anyone?

      Anderseits ist damit zu rechnen, dass es auch in naher Zukunft weitere Varianten geben wird (warum sollte es auf einmal keine mehr geben?), die sich möglicherweise noch schneller verbreiten und / oder vor denen die jetzigen Impfstoffe nicht mehr sicher schützen.

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