Vor den Bund-Länder-Beratungen am kommenden Montag warnt Vizekanzler Olaf Scholz in einem Interview mit der Bild am Sonntag noch einmal vor einer Zunahme der Reisen über die Osterfeiertage.
Kein Thema dominiert die Medien aktuell wohl so sehr wie die Debatte um die Osterfeiertage. Die politischen Meinungen könnten dabei wohl nicht weiter auseinander liegen. Während man sich in Mecklenburg-Vorpommern dafür stark macht, Hotels an Ostern zu öffnen diskutieren andere Länder verstärkte Testpflichten für Reiserückkehrer. Auch in anderen Lebensbereichen werden wieder schärfere Maßnahmen gefordert. Mit Spannung blickt man nun auf die morgigen Bund-Länder-Beratungen, bei der sich die aktuell sehr uneinigen Länder-Chefs über das weitere Vorgehen beraten. Vizekanzler Olaf Scholz hat nun bereits einige seiner Standpunkte in einem Interview mit der Bild am Sonntag verdeutlicht. Wie die Tagesschau berichtet, warnt er darin vor einer Reisewelle in den kommenden Wochen.
Oster-Urlaub könnte Sommer-Urlaub gefährden
Dass nachdem Mallorca und Teile Spaniens nicht mehr als Risikogebiete gelten nun die langersehnte Reisefreiheit vollständig zurückkehrt, hat wohl kaum einer erwartet – doch in welchem Umfang die aktuellen Diskussionen ausfallen wohl auch nicht. Inzwischen ist die Lage hierzulande wieder so angespannt, dass bereits die “Notbremse” im Raum steht, die die wenigen erreichten Lockerungen wieder zurücknehmen würde. Inmitten dieser Debatten stehen natürlich auch die Auslandsreisen wieder schärfer denn je in der Kritik. Vizekanzler Scholz ruft daher nun dazu auf, auf Reisen zu Ostern zu verzichten, da ansonsten der “Sommerurlaub von uns allen” gefährdet sein könnte.
Aus meiner Sicht sollte es zu Ostern besser keine große Reisewelle geben. Das können wir uns in der aktuellen Infektionslage einfach nicht leisten.
Olaf Scholz im Interview mit der Bild am Sonntag
Reisen stellen seiner Argumentation zu Folge ein großes Risiko dar, die Situation in Deutschland sich noch weiter zuspitzen zu lassen. Ähnlich wie bereits sein Kollege und Außenminister Heiko Maas, der für eine Testpflicht für Mallorca-Reisende warb, sprach Scholz sich nun auch für eine Testpflicht für alle Rückkehrer aus Auslandsurlauben aus.
Die Familie zu besuchen “sollte zu Ostern wieder drin sein”
Während man neben den aktuellen Mallorca-Debatten auch noch darüber diskutiert, wie man den inländischen Hotels endlich wieder eine Perspektive bieten kann, scheinen die Diskussionen morgen sogar noch grundsätzlichere Fragestellungen zu behandeln. Scholz äußert sich in dem Interview nämlich nicht nur zu touristischen Reisen, sondern auch zu familiären Treffen. Dabei heißt es, die Familie zu besuchen “sollte zu Ostern wieder drin sein” – ähnlich wie es zu “Weihnachten möglich gemacht” wurde. Hier sollte man laut Scholz auf die umfangreiche Anwendung von Schnelltests setzen. Sollte es somit gelingen, die Infektionslage im Griff zu behalten, macht er Hoffnung auf den Sommer.
Es gibt die berechtigte Hoffnung, die Pandemie im Sommer zu überwinden. Dann wird ein einigermaßen normales Leben mit nur noch wenigen Beschränkungen möglich sein. […] Dann haben wir es geschafft. Und dann werden die Leute erstmal kräftig feiern.
Olaf Scholz im Interview mit der Bild am Sonntag
An derartige Feiern ist allerdings angesichts der aktuellen Debatten noch nicht wirklich zu denken. Viel mehr bleibt abzuwarten, was morgen Abend beschlossen wird und inwiefern die wenigen Lockerungen wieder zurückgenommen werden müssen. Definitiv kann man sich auf lange Diskussionen einstellen, denn so uneinig wie zum jetzigen Zeitpunkt waren sich die Minister schon lange nicht.
Fazit zu Scholz’ Warnung vor Oster-Reisen
Erneut spricht sich ein Politiker gegen das Reisen in den nächsten Wochen aus, selbst Familienbesuche werden inzwischen wieder als etwas “gerade so mögliches” bezeichnet. Einige Interviewpassagen, die sicherlich an das Durchhaltevermögen der Menschen appellieren sollen, lesen allerdings angesichts der aktuellen Lage etwas skurril. Mich persönlich erinnern Sätze wie “Dann haben wir es geschafft. Und dann werden die Leute erstmal kräftig feiern” ein wenig an den Herbst des letzten Jahres, wo immer wieder auf ein “normales Weihnachtsfest” hingewiesen wurde, wenn man sich jetzt noch einmal zusammennimmt. Immerhin gibt es nun durch den Impfstoff tatsächlich Hoffnung, die Lage in den Griff zu bekommen, dennoch muss das Tempo hier deutlich anziehen, damit diese Sätze nicht nur leere Versprechungen bleiben. Für die Reisebranche sind die Äußerungen des Vizekanzlers jedoch erneut wieder bittere Nachrichten.