Mehrere Strafbefehle der vergangenen Monate zeigen die gestiegene Aggressivität gegen Mitarbeiter der SBB. Auch die Gewaltbereitschaft an Bahnhöfen hat zugenommen.

In Deutschland sind Angriffe gegen das Zugpersonal der Deutschen Bahn (DB) leider keine Seltenheit mehr, da das Schienen-Unternehmen immer mehr Beschwerden verzeichnet. Das aggressive Verhalten gegen Kontrolleure und Zugbegleiter wurde so ausfallend, dass in einer eigenen Kampagne auf ein faires Miteinander hinweisen werden musste. Auch in der Schweiz werden Passagiere auf der Schiene immer ausfallender gegen das Personal der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB). Aber auch die Bahnhöfe werden immer öfter Schauplätze für Gewalt, wie SRF berichtet.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die SBB verzeichnet immer mehr ausfallendes Verhalten gegen das eigene Personal
  • In den vergangenen Monaten kam es zu mehreren Strafbefehlen, die in Gefängnis-Aufenthalten und Geldstrafen endeten
  • Täglich kommt es durchschnittlich zu sechs Gewaltdelikten an Schweizer Bahnhöfen

Ausfallendes Verhalten bei der Ticketkontrolle

Ganze drei Strafbefehlen der jüngsten Zeit machen darauf aufmerksam, dass die Ticketkontrolle im öffentlichen Verkehr nicht immer reibungslos verläuft. Die SBB legen nicht offen, wie oft es zu Angriffen von Mitarbeitern kommt, verzeichnet aber eine Zunahme an bedrohlichen Vorfällen.

Die SBB beobachten, dass Tätlichkeiten statistischen Schwankungen unterliegen und einzelne Vorfälle gegen Personal oder Kundinnen und Kunden gröber geworden sind.

Reto Schärli, Leiter Medienstelle
SBB Angestellte
Nicht alle Zuggäste sind bei der Ticketkontrolle freundlich

Nach Angaben der SBB wäre spürbar, dass sich gesellschaftliche Entwicklungen auch in der Branche bemerkbar machen. Gegen all diese Gewalt geht das Schweizer Schienen-Unternehmen vor – notfalls mithilfe der Transportpolizei.

Die SBB verurteilen jeden einzelnen Fall und bringen jeden konsequent zur Anzeige, weil es sich dabei um ein Offizialdelikt handelt.

Reto Schärli, Leiter Medienstelle

Nachdem die Gewaltbereitschaft gegen das Personal immer mehr steigt, fordert die Gewerkschaft des Verkehrspersonals SEV mehr Sicherheitspersonal. Nach Angaben der SBB befinde sich das Unternehmen im Austausch mit der Gewerkschaft. Zudem sollen Mitarbeiter der SBB in Deeskalation und Handhabung heikler Situationen ausgebildet, um sich sicherer zu fühlen.

Bahnhöfe als Schauplatz von Gewalt

Generell kommt es an Bahnhöfen in jüngster Zeit gehäuft zu Gewaltdelikten – etwa sechsmal am Tag. Die Schweizer Transportpolizei sieht hier einen deutlichen Trend:

Es geht gröber zu und her, die Hemmschwelle zur Gewalt hat abgenommen.

Silvio Gerbe, Polizist bei der Transportpolizei

In den vergangenen fünf Jahren sind die Gewaltdelikte zahlenmäßig um 15 Prozent gestiegen. Besonders anfällig ist der Hauptbahnhof in Zürich. Warum es an Bahnhöfen grundsätzlich öfter zu Kriminalität und Gewalt kommt, hat laut Kriminologe Dirk Baier verschiedene Gründe. An einem solchen Durchgangsort treffen viele verschiedene Menschen bis zu später Stunde aufeinander.

Wutausbrüche und Pfefferspray

In den vergangenen Monaten wurden immer wieder Ausschreitungen gegen SBB-Mitarbeiter verzeichnet, wobei diese auf unterschiedliche Art und Weise zu Schaden gekommen sind. Vor etwa einem Jahr rastete ein Mitfahrer der S6 aus, nachdem die Kontrolleure ihm erklärt hatten, er hätte kein gültiges Ticket für sein Velo. Ein zerschmettertes Handy und Drohgebärden waren die Reaktion. Die Mitarbeiter zogen sich verängstigt zurück, bevor der Fahrgast verbal sowie körperlich gewalttätig wurde und einen Kontrolleur zu Boden brachte. Da der Passagier bereits durch vergangene Gewalt vorbestraft war, sitzt er nun für fünf Monate im Gefängnis und hat zudem eine Geldstrafe bekommen.

Gefängnis
Gewalt gegen Mitarbeiter kann zu einer Haftstrafe führen

Im Sommer vergangenen Jahres kam es zu Einsatz von Pfefferspray gegen Billetkontrolleure der SBB. Nachdem ein Fahrgast kein Ticket aufweisen konnte, floh er aus dem Zug und wurde später an einem anderen Ort erneut gesichtet. Als die Mitarbeiter ein Foto von ihm machen wollten, geriet der Mann in Rage. Für diese Ausschreitung verbrachte der Fahrgast zwei Tage im Gefängnis und muss eine hohe Geldstrafe von mehreren Tausend Franken bezahlen.

Um die allgemeine Sicherheit im Zug weiter zu erhöhen, hat die SBB bis März QR-Codes in Zügen getestet, über die unangenehmes Verhalten gemeldet werden konnte. Nicht nur auf der Schiene, sondern auch an Flughäfen kommt es in letzter Zeit zu einer negativen Veränderung des Passagier-Verhaltens. Anfang des Jahres hat der Flughafen in Nürnberg aus diesem Grund einen Verhaltenskodex eingeführt.

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Autor

Wenn Ricarda auf Reisen ist, fühlt sie sich am lebendigsten. Infiziert vom Reisefieber wurde sie im Jugendalter durch ein Auslandsjahr in den USA. Egal ob mit dem Van, Backpack, Boot oder im Hotel: Sie ist immer bereit für ein neues Abenteuer, gerne auch mit viel Adrenalin. Nach ihrem Journalismus-Studium kann sie bei reisetopia ihre beiden Leidenschaften voll ausleben und versorgt Euch mit spannenden News.

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