Der Platzhirsch in Frankfurt scheint die erste Runde für sich entschieden zu haben, aber mit unfairen Mittel, wie der Billigflieger Ryanair in einem Rundumschlag gegen die Lufthansa verlauten lässt.
Zwar verbindet uns alle und den meisten Erwerbstätigen in der Branche die Liebe zur Luftfahrt. Und dennoch kommt es auch hier untereinander zu Streitigkeiten. Aus Lufthansa und Ryanair werden in dieser Welt wohl keine Freunde mehr. Das unterstreicht der irische Billigflieger, angeführt von Michael O’Leary, mit neuen Aussagen gegen die größte deutsche Fluggesellschaft. Wie aero.de berichtet, kritisiert man vor allem die falschen Vorwände der Lufthansa im Kampf um die Slots an ihren Drehkreuzen und nimmt den Kranich dafür auch ganz schön aufs Korn.
Das Dilemma um die Slots
Etwas überraschend war die Ankunft von Ryanair am größten deutschen Flughafen in der Vergangenheit zu beobachten. Während der Billigflieger aus Irland vor allem auf kleinere Flughäfen nahe den europäischen Metropolen setzte, stellte der Flughafen Frankfurt schon eine Überraschung dar. Gleichzeitig zog sich die Airline immer mehr vom mittlerweile insolventen Flughafen Frankfurt-Hahn zurück. Daher kam es kürzlich genauso überraschend, als die Airline mitteilte, auch die Basis am Flughafen Frankfurt wieder aufzugeben. Auch wenn die auslaufenden Subventionen der Hauptgrund für den Rückzug sein dürften, ist dies dennoch als Niederlage gegen den Hausherren zu werten. Die Lufthansa nutzt den Flughafen seit vielen Jahrzehnten als Drehkreuz und lässt die Konkurrenz nur ungern ein Stück vom Kuchen abbekommen. Das macht sich auch in der aktuellen Strategie des Kranichs bemerkbar.
Denn um die Slots an ihren Drehkreuzen zu halten, führt die Lufthansa circa 18.000 Leerflüge beziehungsweise Flüge durch, die nur mit wenigen Passagieren besetzt sind. Dem zuvor gegangen war die Erhöhung der Slot-Regelung durch die EU-Kommission. Diese wurden im Rahmen der Coronakrise gesenkt und mittlerweile wieder sukzessiv erhöht. So gilt unter normalen Umständen die 80/20-Regelung. Ab März müssen Airlines bereits wieder 64 Prozent ihrer Slots nutzen, oder diese verfallen. Die Kritik seitens der Politik ist groß. Die Gründe dafür liegen auf der Hand. Leerflüge sind sowohl aus ökonomischer als auch aus ökologischer Sicht vermeidbare Flüge und schädigen nur unnötig die Umwelt. Das steht nicht im Einklang mit den aktuellen Bestrebungen der Politik und dem Klimapaket “Fit for 55” für die Europäische Union. Daher forderte man die erneute Reduzierung.
“Lufthansa weint gerne Krokodilstränen über die Umwelt”
Auch die Lufthansa kämpft gegen die Erhöhung der Slot-Regelung an vorderster Front und stellt vor allem die Umweltproblematik ihren Bemühungen voran. Das jedoch ist dem Billigflieger Ryanair ein Dorn im Auge und unterstellt der Lufthansa eine Show. Ryanair kämpft vor allem seit Beginn der Pandemie gegen die Vorgänge in der Politik und Wirtschaft und kritisierte die gewährten Wirtschaftshilfen. Entsprechende Klagen waren in den meisten Fällen erfolglos. Daher ist es auch nur wenig verwunderlich, dass Ryanair auch schon früh die Rückkehr zu den alten Slot-Regeln befürwortete. Mittlerweile vermuten die Iren aber Kalkül hinter den Leerflügen und kritisiert vor allem die Lufthansa dafür. Der wahre Grund sei dabei nicht die Umwelt, sondern die Sicherung der bestehenden Slots, vor allem an den Drehkreuzen Frankfurt, Wien und Brüssel.
Die Lufthansa beklagt sich über Geisterflüge, nicht weil sie sich Sorgen um die Umwelt macht, sondern um die Slot-Regelung weiter zu retten.
Michael O’Leary, Chef von Ryanair
Der Billigflieger fühlt sich dabei ausgebremst. Stattdessen fordert Ryanair die Lufthansa dazu auf, die leeren Sitzplätze für einen geringen Ticketpreis zu verkaufen. Ryanair würde dies entsprechend vormachen. Würden die Sitzplätze dadurch verkauft, bestehe auch keine Problematik zuungunsten der Umwelt beziehungsweise des Klimas. Ryanair konnte so bereits im vergangenen Jahr wieder profitabel fliegen und gute Ergebnisse erzielen. Mit circa 9,5 Millionen Passagieren konnte man die Fluggastzahlen im Vergleich zum Vorjahr verfünffachen und damit eine Auslastung von 81 Prozent erreichen. Für die Lufthansa verläuft die Rehabilitierung jedoch nicht so einfach. Nachdem die Airline jedoch überpünktlich jegliche Staatshilfen an die Bundesregierung zurückzahlen konnte, befindet sich die Airline im Streit mit ihren Piloten. Dabei geht es um die Reduzierung von Kosten oder der Flotte und dem Personal. Alternativ erwägt die Airline ausschließlich auf die Langstrecke zu setzen – vor allem dafür benötigt die Lufthansa ihre Slots am Flughafen Frankfurt.
Fazit zu den Unterstellungen von Ryanair
Ryanair schießt erneut scharf gegen die Lufthansa. Dabei unterstellt O’Leary Spohr die Angabe von falschen Vorwänden. Grund für die Aussagen ist die Erhöhung der Slot-Regelung. Die Lufthansa kritisiert das Vorgehen der EU-Kommission scharf und nennt vor allem den Umweltaspekt, welcher eine Erhöhung ausschließen soll. Die Lufthansa müsse nämlich deshalb 18.000 Leerflüge durchführen. Das nimmt O’Leary der Lufthansa aber nicht ab. Vielmehr wolle die Lufthansa damit die Expansion anderer Airlines an ihren Drehkreuzen vermeiden und blockiert damit auch Airlines wie Ryanair, die sich kürzlich erst aus Frankfurt verabschieden musste. Sicherlich ist an der Forderung von O’Leary etwas dran. Denn sofern die Lufthansa die Sitzplätze mit günstigen Preisen wieder füllen kann, wäre der Umweltaspekt kein Argument mehr. Die aktuelle Lage zeigt jedoch, dass die Krise in der Branche anhält und eine neue Lösung hermuss.
Ich vermute hinter dem Rückzug von Ryanair in Frankfurt aber auch die Möglichkeit, zu einem späteren Zeitpunkt sich doch noch Slots in Frankfurt zu sichern. Denn als Auflage für die bereits abgegebenen Slots (für Staatshilfen) gilt unter anderem, dass die bewerbende Fluggesellschaft nicht am jeweiligen Flughafen vertreten sein darf. Wie seht Ihr das?
Nun gut. Auf der einen Seite ist O’Leary immer für eine Show gut. Werbung ist der halbe Kapitalismus, wie man auffällt, ist eigentlich fast egal.
Aber die Leerflüge sind natürlich auch eine abstruse Angelegenheit. Vielleicht ist die Situation ein geeigneter Anlass, die bereits mehrfach diskutierte Auktion von Slots nicht in der Versenkung verschwinden zu lassen. Ein marktwirtschaftlicher Ansatz erscheint mir plausibler als diese Verschwendung, um der regulatorischen Vergabe der Slots zu entsprechen.
Nicht gebucht Sitze deutlich günstiger zu verkaufen, halte ich für sinnvoll. Warum tut Lufthansa das nicht. Auf der Langstrecke macht der Kranich das doch auch mit den immer wieder kehrenden Sales. Das Lufthansa seine Slots nicht hergeben will für einen Subventionsschmarotzer, kann ich gut verstehen.
Nennt sich psycholigische Preissetzung. Wenn Lufthansa das jetzt breitflaechig macht, wird man danach auf Jahre hinaus Probleme haben, das alte Preisniveau wieder durchzusetzen.
Es sind nur zwei Seiten derselben Medaille, dass Lufthansa entweder Slots abgeben oder aber diese, wenn auch mit Leerflügen, bedienen muss.
Des einen Leid ist des anderen Freud, und es wäre wohl nicht böswillig Ryan Air ihrerseits Krokodiltränen zu unterstellen, wenn sie nach Einstreichen der Subventionen Frankfurt wieder verlassen.
Letztendlich ist es zwar eine nette Spitze, kann aber nicht wirklich in Ryan Airs Interesse sein, wenn LH ihnen tatsächlich im Billigbereich Konkurrenz macht.
LH macht FR bereits Konkurrenz. Zwar nicht mit dem Preis, jedoch mit dem gebotenen Produkt.