Russland plant, die im Ausland geleasten Flugzeuge einzubehalten, indem man sie verstaatlicht. Bermuda reagiert und entzieht diesen Flugzeugen die Registrierung.
Durch die internationalen wirtschaftlichen Sanktionen sieht sich Russland immer mehr Leasingfirmen gegenüber, die ihre Flugzeuge zurückfordern. Um dies abzuwenden, plant man dort nun eine Verstaatlichung der Flugzeuge, um sie einbehalten zu können. Die Isle of Man haben es bereits vorgemacht, jetzt folgt auch Bermuda. Das britische Überseegebiet entzieht 740 Flugzeugen in Russland die Registrierung und erklärt diese damit für fluguntauglich, wie unter anderem aeroTELEGRAPH berichtet.
Verstaatlichung fluguntauglicher Geräte?
Der internationale Flugverkehr von russischen Airlines wie Aeroflot ist gänzlich zum Erliegen gekommen. Zudem werden aufgrund derzeitiger Sanktionen Leasingverträge mit etwa 750 in Russland befindlichen Flugzeugen bis zum 28. März auslaufen. Die Beschlagnahmung dieser Flugzeuge gestaltet sich jedoch bereits jetzt äußerst schwierig. Ein neues Gesetz der russischen Regierung soll es den Airlines erlauben, die Flugzeuge vorerst behalten zu dürfen. Dafür sollen diese Flugzeuge verstaatlicht werden. Eine Regierungskommission Russlands entscheidet lediglich in Einzelfällen, ob die jeweiligen Flugzeuge an den Leasinggeber zurückgegeben werden müssen oder nicht. Darauf reagieren nun die Leasinggeber, die ihre Flugzeuge größtenteils auf Bermuda registriert haben.
Das britische Inselterritorium im Nordatlantik hat den dort registrierten Flugzeugen nämlich die Registrierung entzogen und diese damit de facto für fluguntauglich erklärt. Den in Russland befindlichen Flugzeugen mit den Registrierungen VP- und VQ- verlieren damit vorerst ihre Lufttüchtigkeitszeugnisse, wie die Bermuda Civil Aviation Authority mitteilte. Damit folgt Bermuda den Vorgaben und Sanktionen des Vereinigten Königreichs und den Isle of Man, die bereits zuvor ebenfalls geleasten Flugzeugen die Registrierung entzogen haben. Laut eigenen Angaben sind circa 900 geleaste Flugzeuge auf Bermuda registriert. 740 Flugzeuge davon werden aktuell von russischen Fluggesellschaften betrieben. Wiederum 150 Flugzeuge davon fallen allein auf Aeroflot zurück.
Wenn diese Sanktionen um weitere drei Monate verlängert werden, könnten sich die Auswirkungen auf etwa fünf Millionen Dollar belaufen. Wenn diese Sanktionen zwölf Monate andauern, wird mit Auswirkungen in Höhe von etwa 25 Millionen Dollar gerechnet.
Lawrence Scott, Transportminister Bermuda gegenüber Royal Gazette
Das hätte auch damit zu tun, dass die Sicherheitsaufsicht der geleasten Flugzeuge nicht mehr aufrechterhalten werden könne. Zudem können Flugzeuge kurz- und mittelfristig nicht mehr den Vorgaben entsprechend gewartet werden. Airbus und Boeing ziehen sich gänzlich aus Russland zurück und haben bereits entsprechende Verträge gekündigt. Auch China verweigert die Lieferung von Ersatzteilen. Der Schritt der bermudischen Regierung könnte der russischen Regierung aber auch helfen. So hat die Luftfahrtbehörde Rosaviatsiya bereits im vergangenen Jahr angekündigt, schon bald Flugzeuge mit ausländischen Registrierungen nicht mehr erlauben zu wollen. Erste Flugzeuge wurden bereits Ende des vergangenen Jahres erfolgreich umgeschrieben. Nun könnte dieser Prozess beschleunigt werden. Dass die Flugzeuge bislang auf Bermuda registriert waren, hatte schlicht steuerliche Vorteile. Die Registrierung ausländischer Flugzeuge in Russland hatte hohe Importzölle zur Folge.
Fazit zum Verlust der Zulassungen
Die westlichen Sanktionen, welche die Luftfahrt angehen, treffen Russland hart. Das sieht man am aktuellen Vorgehen Russlands. Man versucht mit allen Mitteln, die Forderungen der Leasingfirmen sowie das Ersatzteil-Embargo zu umgehen. Nun sieht es so aus, als ob man sich tatsächlich für eine Verstaatlichung der Maschinen sowie ihrer Ersatzteile entschieden hat. Die Bermuda wollen dem zuvorkommen und entziehen allen dort registrierten Flugzeugen die Registrierung. Damit werden die Flugzeuge für Luft-untüchtig erklärt. Ob das der russischen Regierung aber sogar weiterhelfen könnte, bleibt derweil noch offen.