Singapur führt Roboter zur Überwachung ein

Singapur wagt sich an Künstliche Intelligenz und erweitert den Tätigkeitsbereich exekutiver Kräfte um Hightech-Gadgets.

Die Behörden des Stadt- und Inselstaates Singapur starteten am 5. September eine dreiwöchige Testphase mit zwei autonomen Roboterpolizisten auf Patrouille. Dies geschieht in Zusammenarbeit mit der Home Team Science and Technology Agency, wie der Direktor des entsprechenden HTX-Kompetenzzentrums Cheng Wee Kiang in einer Pressemitteilung berichtet.

Singapur will Vorreiter in Sachen Sicherheit sein

Unter dem Namen Xaviar erfassen die Roboterpolizisten künftig sämtliche Missachtungen der gesetzlichen Vorschriften im öffentlichen Raum des Stadtzentrums von Singapur und sollen damit einen Beitrag zur städtischen Sicherheit leisten.

Als eines der sichersten Länder weltweit ist Singapur bereits bekannt für ein staatliches Engagement zur Förderung des sozialen Verhaltens und des friedlichen Miteinanders seiner Bürger. Aus diesem Grund wurde der Stadt- und Inselstaat von dem Prognose- und Beratungsdienst The Economist Intelligence Unit in diesem Jahr auf Platz drei der sichersten Städte weltweit gesetzt. Von diesem Maß an Sicherheit, aber auch vielem Weiteren, was Singapur zu bieten hat, konnte sich kürzlich eines unserer Teammitglieder persönlich überzeugen, wie Tobi in seinem City Guide erzählt. Jedoch geht diese Sicherheit mit strengen Restriktionen einher, die letztlich zulasten der Freiheiten jedes Individuums ausfallen. Nun aber wollen die Behörden ihre Prozesse zukunftsweisend optimieren und damit sogar auf ein noch höheres Maß staatlicher Kontrolle plädieren. Um den hohen Personalaufwand ohne Einbuße der öffentlichen Sicherheit zu senken, sollen künftig vierrädrige Roboter, ausgestattet mit 360-Grad-Kameras, Display und Sensoren, die Ermahnung beim Falschparken, illegalem Straßenhandel oder auch bei Verstößen gegen die Corona-Regeln übernehmen – natürlich auch bei Touristen.

The deployment of ground robots will help to augment our surveillance and enforcement resources. For instance, the surveillance of illegal hawkers can be manpower intensive as officers need to be deployed at various areas across the island. The adoption of robotics technology can be used to enhance such operations, and reduce the need for our officers to do physical patrols.

Lily Ling, Leitende Angestellteder Lebensmittelbehörde Singapur

Hinweise auf Verstoß noch ohne strafrechtliche Verfolgung

Laut der Home Teams Science and Technology Agency (HTX) wurden beide Roboter mit eigens entwickelter Künstlicher Intelligenz (KI) ausgestattet, die eine Echtzeitanalyse der Kameraaufnahmen hinsichtlich gesetzeswidrigen Verhaltens vornimmt. Zunächst signalisiert die KI den Verstoß an die Kommandozentrale und weist anschließend, bislang noch ohne strafrechtliche Verfolgung, Betroffene über ein Display und optionale Sprachsteuerung auf ihre Straffälligkeit hin.

With Xavier, we are able to force multiply agencies beyond the Home Team by augmenting their workforce needs and achieve greater operational efficiency on a single robotic platform. This synergy enables government agencies to build a strong ops-tech ecosystem and continue enhancing public health and safety.

Cheng Wee Kiang, Direktor des HTX-Kompetenzzentrums für Robotik, Automatisierung und unbemannte Systeme

Gerade in Zeiten der Pandemie ist das persönliche Sozialverhalten mehr denn je gefragt. Die Internalisierung nie dagewesener Regeln geht dabei doch nicht immer so leicht von der Hand und vor allem die ersten Lockerungen sorgen oftmals für große Unsicherheit hinsichtlich dessen, was erlaubt ist und was nicht. Erst kürzlich berichteten wir von neuen Einreisemöglichkeiten nach Singapur für Deutsche und freuten uns allesamt über den schrittweisen Rückgewinn unserer Reisefreiheit.
Doch nun lohnt sich ein Blick in die geltenden Corona-Regeln vor dem nächsten Singapur Aufenthalt umso mehr, um den Robotern nicht direkt negativ aufzufallen.

Fazit zum Einsatz der Roboterpolizei

Wahrscheinlich liebt jeder Reisende das Gefühl von Sicherheit. Ob aber die stetige Beobachtung auf Schritt und Tritt allen Menschen gefällt, ist fraglich. Tatsächlich ist diese Thematik aber nicht nur kritikwürdig hinsichtlich des persönlichen Gefühls von Freiheit, sondern vielmehr eine Frage der Gewährung grundsätzlicher Menschenrechte. Der dreiwöchige Testlauf mit Roboterpolizisten wird aber überhaupt erstmal zeigen, wie verlässlich Künstliche Intelligenz im Einsatz gegen Gesetzesverstöße sein kann. Anschließend bleibt es spannend, ob sie sich tatsächlich im Kampf gegen Gesetzesverstöße durchsetzen kann und wie wohl die Bürger der dauerhaften Observation gegenüber stehen. Was haltet Ihr von der Einführung der Roboterpolizisten?