Die israelische Fluggesellschaft El Al hat bekannt gegeben, dass mit der Regierung eine Rettungsvereinbarung getroffen wurde. Dabei steht auch die Möglichkeit einer Verstaatlichung im Raum.
Aufgrund von Grenzbeschränkungen und Abriegelungen in Israel und vielen anderen Teilen der Welt ist die Fluggesellschaft mit einer schwierigen finanziellen Situation konfrontiert. Jetzt gibt es einen klareren Weg nach vorn – einen Weg, der auch eine geringe Möglichkeit einer Verstaatlichung der Fluggesellschaft einschließen könnte.
80 Prozent der Mitarbeiter im Zwangsurlaub
Wie viele andere Fluggesellschaften auf der ganzen Welt musste auch El Al einen Großteil ihres Flugbetriebs aussetzen – hauptsächlich bis April und Mai. Dies führte zu Zwangsurlaub und Entlassungen für die Mehrheit der Belegschaft. Nach Angaben der Zeitung “Times of Israel” hatte El Al für zunächst 80 Prozent der insgesamt 6.303 Beschäftigten unbezahlten Urlaub beantragt und die Gehälter des Managements um 20 Prozent gekürzt. Dann, Anfang Juni, setzte die Fluggesellschaft 500 weitere Mitarbeiter, darunter 100 Piloten, auf Zwangsurlaub.
In finanzieller Hinsicht verzeichnete El Al im ersten Quartal einen Verlust von fast 125 Millionen Euro, noch bevor das Unternehmen die schlimmste Phase der weltweiten Pandemie erreichte. Die Fluggesellschaft befindet sich seit etwa zwei Monaten in Gesprächen mit der israelischen Regierung. Schließlich wurde angesichts schwindender finanzieller Mittel ein Rettungspaket vereinbart.
Die “Associated Press” berichtet, dass die Airline 400 Millionen US-Dollar (fast 355 Millionen Euro) zur Aufrechterhaltung des Betriebs erhalten soll. Darin enthalten sind Darlehen in Höhe von umgerechnet knapp 222 Millionen Euro. Die meisten dieser Darlehen werden vom Staat garantiert werden. Genauer gesagt berichtet “Haaretz”, dass die Bürgschaft 75 Prozent betragen soll.
Rettung zum “Schutz der Luftfahrt-Unabhängigkeit Israels”
Zusätzlich zu den Darlehen werden 150 Millionen US-Dollar (knapp 133 Millionen Euro) durch den Verkauf von Aktien an die Öffentlichkeit fließen. Alles, was nicht von der Öffentlichkeit gekauft wird, soll vom Staat gekauft werden. Dabei ist es durchaus auch möglich, dass der Staat alle zu verkaufenden Aktien aufkauft und damit 61 Prozent der Fluggesellschaft halten würde, was einer Kontrollbeteiligung gleichkäme. Haaretz berichtet jedoch weiter, dass Quellen aus der Industrie bereits enthüllt hätten, dass mehrere israelische Investoren Interesse am Kauf der “Kontrollanteile” gezeigt hätten.
Nun wartet das Abkommen für das Rettungspaket noch auf die Genehmigung durch einen parlamentarischen Ausschuss. Israels Verkehrsminister Miri Regev erklärte gegenüber der Associated Press:
“Heute Abend wurde der erste Schritt unternommen, um El Al wieder auf die Startbahn zu bringen… Wir werden das Unternehmen in der Zwischenzeit so unterstützen, wie es zum Schutz der Luftfahrt-Unabhängigkeit Israels erforderlich ist.”
Seit über 15 Jahren befindet sich El Al unter privater Kontrolle. Davor war das Unternehmen ein staatliches Unternehmen.
Fazit zum El Al Rettungsplan
Es ist zwar möglich, dass sich El Al technisch gesehen bald im Besitz der israelischen Regierung befinden könnte, aber wie die Quellen berichten, würde dies der Wirtschaftsideologie des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu und der Likud-Partei widersprechen. In der Tat stehen die Werte des Wirtschaftsliberalismus der Partei dem Konzept einer staatlichen Fluggesellschaft entgegen, weshalb El Al eine richtige Verstaatlichung wohl erspart bleiben dürfte. Es bleibt letztlich nur zu hoffen, dass die Airline mithilfe eines Rettungspakets oder eben durch Investoren endlich die Kurve kriegen wird.