Die Lufthansa hat in ihrem Streckennetz einige außergewöhnliche Routen. Doch ab 1. November 2018 kommt eine dazu, die bezüglich des Komforts doch besonders auffällt – negativ.
Um zu verstehen, was die “neue” Lufthansa-Route nach Pune ausmacht, muss man zuerst in die Vergangenheit blicken: In den letzten Jahren flog Privat Air mit einer Boeing 737 mit einer besonderen Langstreckenbestuhlung auf der Strecke – auf eine Verlängerung des Kontrakts konnte man sich bis heute nicht einigen. Wohl deshalb nimmt die Lufthansa die Route ab dem 1. November 2018 wieder auf, allerdings nicht mit einer Langstreckenmaschine.
Airbus A319 von Frankfurt via Baku nach Pune
Stattdessen wird der Flug von einem Airbus A319 durchgeführt, der anders als die Maschine von Privat Air, über keine besondere Bestuhlung verfügt. Stattdessen erwartet Euch die typische 3-3 Bestuhlung mit sehr dünn gepolsterten Sitzen sowie mittelmäßigem Fußraum.
Auch in der Business Class ist der Komfort minimal, denn hier sind dieselben Sitze mit etwas mehr Fußraum verbaut. Die Rückenlehne kann nur sehr leicht verstellt werden und an Schlafen ist auf diesen Sitzen im Prinzip nicht zu denken.
Damit aber noch nicht genug, die Maschine bietet nämlich auch kein Entertainment-System. Als wäre dieser Komfort nicht schlecht genug, kann die Maschine natürlich auch nicht direkt von Frankfurt nach Pune fliegen und muss daher einen Stop in Baku einlegen – in beiden Richtungen.
Insgesamt verbringen die Passagiere damit zwischen 10 und 12 Stunden in der Maschine. Bei dem normalen Komfort der regionalen Bestuhlung kaum vorstellbar. Zudem bleiben die Passagiere in Baku in der Maschine, eine reine Buchung der beiden Teilstrecken ist nicht möglich.
Zu kurze Landebahn und Wünsche der Autoindustrie
Will die Lufthansa ihre Passagiere mit der Strecke nach Pune offensichtlich quälen? Wohl kaum, viel mehr kommen bei der etwas kuriosen Route zwei Aspekte zusammen: Zum einen ist Pune eine enorm wichtige Basis mehrerer großer deutscher Autohersteller sowie Zulieferer, sodass die Bedeutung der Destination für deutsche Unternehmen sehr groß ist. Laut verschiedenen Berichten haben die Unternehmen auch darauf gedrängt, dass die Lufthansa die Strecke wieder aufnimmt.
Doch deswegen müsste die Lufthansa natürlich noch lange keinen Airbus A319 mit regionaler Bestuhlung auf die Strecke schicken. Hier kommt aber ein weiteres Problem hinzu: Die Landebahn von Pune ist vergleichsweise kurz, eine Langstreckenmaschine kann hier nicht starten. Der einzige internationale Flug außer dem nach Frankfurt wird von Air India Express durchgeführt und geht nach Dubai – im Vergleich eine Kurzstrecke.
Die Lufthansa kann deshalb nicht einfach eine Langstreckenmaschine nach Pune schicken und auch nicht einen der drei anderen Indien-Flüge (Bangalore, Delhi, Mumbai) in die Stadt verlängern. Vielmehr müsste die Lufthansa eine Maschine an einem der drei indischen Flughäfen stationieren und von dort im Anschluss an die Langstrecken nach Pune fliegen – das ist wohl weder ökonomisch noch politisch eine Lösung. Das Vertrauen in den Allianzpartner Air India scheint ebenfalls gering.
Verrückte Preise auf einer kuriosen Route
Dass die Route von Frankfurt via Baku nach Pune vermutlich so wenig Komfort verspricht wie keine andere Lufthansa-Verbindung (bislang fliegen Maschinen mit regionaler Bestuhlung maximal nach Westrussland, den Kaukasus sowie Nordafrika), steht außer Frage. Doch zeigt sich das auch an den Preisen? Keineswegs, denn für einen Hin- und Rückflug in der Business Class werden deutlich mehr als 2.000 Euro aufgerufen.
Der einzig positive Aspekt dieser Preise ist zweifelsfrei, dass Ihr dank des umsatzbasierten System von Miles & More viele Meilen sammelt 😉 Davon abgesehen wird die normale Buchung dieser Route aber auch eher die Ausnahme bleiben, denn freiwillig wird diese Verbindung wohl niemand buchen. Die wichtigsten Vertragspartner der Lufthansa verfügen dagegen sicherlich über gesonderte Verträge, die andere Preise versprechen – bleibt nur die Frage, ob die Mitarbeiter eine solche Verbindung über längere Zeit mittragen werden.
Fazit zum Lufthansa Flug nach Pune
Der “neue” Lufthansa Flug von Frankfurt nach Pune ist ohne Zweifel ein Kuriosum. Freiwillig wird diesen Flug wohl niemand nehmen, weder in Business noch in der Economy Class. Aus verschiedenen Quellen kann man zudem erfahren, dass es sich wohl nur um eine Zwischenlösung handelt. Wer allerdings in der “Zwischenzeit” auf dieser Strecke fliegen muss, wird sich spätestens nach den 12 Stunden und einem kleinen Abstecher nach Baku fragen, was sich die Macher dieses Fluges gedacht haben…
Es findet in Baku kein Crew Wechsel statt und doppelt Personal gibt es auch nicht. Für die Crews werden ein paar Sitze zum Ruhen geblockt….
Hallo Tina, danke für die Info. Das klignt in der Tat nicht gerade nach einem coolen trip für die Crew…
Ich war 22 Jahre Crewmember. Ist das überhaupt legal? Werden Stunden fakturiert? Was ist mit Ruhezeiten? Ist die operating Crew von LH, oder private Air?
Hört sich alles sehr abenteuerlich an!
Lg RD
Meine Aussage ist nicht ganz richtig, inzwischen weiß ich mehr. Auf dem Hinflug ist es so wie gesagt, auf dem Rückflug gibt es aber doch einen Wechsel der Crew in Baku wegen der max. Flugdienstzeit. Der Flug wird mit LH Gerät und Personal geflogen. Wie es mit den Stunden aussieht weiß ich leider nicht, auch die genauen Ruhezeiten sind mir noch nicht bekannt.
In der Business Ckass wird den Gästen übrigens je eine 3er Gruppe zur Verfügung gestellt und es soll einen Flynet Voucher für Internet an Bord geben als Ausgleich für mangelndes Entertainment.
In der Economy gibt es keinen zusätzlichen Platz und als Entertainment soll es Zeitschriften geben.
LG Tina
Hallo Tina, danke für die weiterführenden Informationen – das ist wirklich spannend zu erfahren 🙂
Wie machen die das mit den Crews? Gibt es auch Bunks auf einer A319? Wird die Crew in Baku gewechselt? Ansonsten sind die doch total “durch” bei Ankunft in Pune. Spannend auch, was dann etwa bei einem zeitraubenden Zwischenfall in Baku passiert. Da ist doch eine ex Deutschland im Einsatz stehende Besatzung schnell mal über die zulässige Dienstzeit. Dann bleiben also die Autöler dann mindestens einen Tag in Baku stecken, oder wie jetzt?
Ich gehe ehrlich gesagt davon aus, dass die Crew in Baku wechselt, weil es schlichtweg keine Rest für die Crew im Airbus A319 gibt. In Anbetracht dessen, dass die LH das Ziel sowieso bedient, ist das vermutlich durchaus sinvoll möglich. Logistisch gibt es sicher einfachere Aufgaben, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass auch die Crew in Pune tauscht oder man mit “doppelter” Crew fliegt.