Die unendliche Geschichte geht in die nächste Runde: Das Hilfspaket von bislang vereinbarten neun Milliarden Euro könnte noch einmal schrumpfen – möglicherweise einhergehend mit weniger Mitbestimmung.

Während Staatshilfen für Fluggesellschaften im Rahmen der aktuellen Krise vergleichsweise ruhig abgelaufen sind und es etwa auch mit Blick auf die Swiss in der Schweiz eine schnelle Einigung gab, zieht sich das Thema bei der Lufthansa immer weiter. Nachdem gestern bekannt wurde, dass der Ankeraktionär Heinz Hermann Thiele möglicherweise gegen die Hilfen stimmen möchte, ist nun tatsächlich wieder im Gespräch, dass das Paket wieder aufgeschnürt wird. Das berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung.

Kleineres Rettungspaket durch Hilfen aus anderen Ländern

Erst vor wenigen Wochen hatten die Lufthansa und die Bundesregierung nach einem langen Krimi eine Einigung mit Blick auf die Staatshilfen vereinbart. Danach folgte ein weiteres Hin und Her mit der EU-Kommission, ehe das endgültige Paket stand. Nachdem das Votum des Aufsichtsrates gesichert war, dachten die meisten, dass die Staatshilfen nun in trockenen Tüchern sind. Doch die Zustimmung der Aktionäre, die aufgrund der Verwässerung der Anteile notwendig ist, droht zu kippen. Hintergrund ist besonders das Engagement von Industriemagnat Heinz Hermann Thiele, der in der Woche sein Aktienpaket an der größten deutschen Airline auf 15 Prozent aufgestockt hatte.

Lufthansa A320 800x560

Thiele sucht aktuell das Gespräch mit Bundesfinanzminister Scholz und glaubt man der FAZ, wird ein solches Gespräch immer wahrscheinlicher. Der Milliardär möchte an den bisherigen Bedingungen des Pakets rütteln und könnte damit Erfolg haben – besonders mit Blick auf drei Milliarden Euro als Kredite von der KfW. Das gesamte Geld könnte nämlich schlussendlich gar nicht notwendig sein, da die Lufthansa voraussichtlich auch Staatshilfen aus Österreich, der Schweiz und Belgien bekommen wird. Die Bedingungen erscheinen dabei weniger restriktiv, sodass das Lufthansa das Geld aus den Herkunftsländern der Töchter wohl lieber nehmen würde als die deutschen Milliarden. Auch für die Regierung wäre das interessant, denn das Risiko würde durch einen kleineren Zuschuss sinken, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet.

Thiele erhöht Druck durch Verkauf von Anteilen im Wert von 760 Millionen Euro

Dass Heinz Hermann Thiele es mit seinen Bestrebungen das Paket noch einmal aufzuschnüren ernst meint, zeigt auch ein weiterer brisanter Vorgang in dieser Woche: In einer Pflichtmitteilung hat eine Konsortialbank am gestrigen Donnerstag mitgeteilt, dass Thiele knapp acht Millionen Aktien von Knorr-Bremse zu Geld gemacht hat. Der Hauptaktionär des wichtigen Bremsenkonzerns hat demnach etwa 17 Prozent des Unternehmens verkauft, bleibt aber Hauptaktionär. Hintergrund ist die Erhöhung der privaten Liquidität, die damit auf einen Schlag um 760 Millionen Euro wächst. In Anbetracht des sinkenden Aktienwertes der Lufthansa (inklusive Abstieg aus dem DAX), könnte Thiele seinen Anteil an der Airline noch einmal signifikant erhöhen und damit jegliche Einigungen ohne sein positives Votum blockieren.

Nun erscheint es eher unwahrscheinlich, dass Thiele die Lufthansa wirklich in die Insolvenz bringen möchte. “Ich hoffe vielmehr, dass noch im Vorfeld etwas bewirkt und in Bewegung gebracht werden kann”, hatte er etwa in einem FAZ-Interview verlauten lassen. Ein Gespräch mit Finanzminister Olaf Scholz in den kommenden Tagen soll dies möglich machen. Das Ziel scheint dabei klar: Thiele möchte ein kleineres Hilfspaket sehen, bei dem der Staat weniger Mitbestimmung hat und bei dem die Anteile der bisherigen Investoren nicht so stark verwässert werden. Ob der Milliardär damit am Ende Erfolg haben wird, dürfte sich in den kommenden Tagen zeigen. Die neuen Meldungen deuten aber darauf hin, dass das Rettungspaket der Lufthansa sich noch einmal ändern könnte – das erste Mal wäre es nicht.

Fazit zu den möglichen Veränderungen am Lufthansa-Hilfspaket

Die unendliche Geschichte rund um das Hilfspaket für die Lufthansa ist noch nicht vorbei. Nicht nur scheint es mittlerweile wahrscheinlich, dass die Hilfen generell geringer ausfallen, auch Investor Thiele erhöht den Druck von Tag zu Tag mehr. Man darf sich darauf einstellen, dass noch weitere Verhandlungsrunden folgen und das Paket am Ende vielleicht doch kleiner ausfallen könnte.

Ihr habt spannende Informationen, Euch fehlen wichtige Themen oder Ihr habt einfach eine Anregung für neue Content Ideen? Dann sendet sie uns über dieses Formular!

Autor

Moritz liebt nicht nur Reisen, sondern auch Luxushotels auf der ganzen Welt. Mittlerweile konnte er über 500 verschiedene Hotels testen und dabei mehr als 100 Städte auf allen Kontinenten kennenlernen. Auf reisetopia lässt er Euch an seinen besonderen Erlebnissen teilhaben!

Fragen? In der reisetopia Club Lounge auf Facebook beantworten wir Eure Fragen.