Lufthansas größter Einzelaktionär, Heinz Hermann Thiele, könnte das Rettungspaket für den Kranich doch noch zum Scheitern bringen. Entscheidend ist eine kommende Abstimmung, bei der die Lufthansa jedoch nur wenig Chancen auf Erfolg sieht.

Die Lufthansa teilte an diesem Mittwoch ihre Besorgnis mit, dass das neun Milliarden Euro umfassende Rettungspaket von den Aktionären auf einer außerordentlichen Hauptversammlung am kommenden Donnerstag abgelehnt werden könnte. Die Befürchtung kommt daher, dass der größte Einzelaktionär der Fluggesellschaft, Heinz Hermann Thiele, die an das Rettungspaket des Kranichs geknüpften Bedingungen scharf kritisiert hat.

Aktionäre sollten nur noch zustimmen

Der Lufthansa-Konzern ist einer der größten Airline-Konzerne der Welt. Aber auch der Kranich wurde von der durch die Pandemie verursachten Krise im Luftverkehr stark in Mitleidenschaft gezogen. Gegenwärtig plant der Konzern eine Reduzierung der eigenen Flotte um gut 100 Flugzeuge. In der Zwischenzeit steht die überwiegende Mehrheit der verbleibenden Jets immer noch am Boden, wenngleich der Flugplan mehr und mehr ausgeweitet wird. Am kommenden Donnerstag sollen schließlich die Aktionäre der Gruppe über die staatliche Hilfe abstimmen, die mit gewissen Bedingungen daherkommt.

Bis dato schien nach einem zähen und langen Hin und Her endlich alles langsam wieder seine Bahnen zu nehmen und die Lufthansa schien gerettet, nachdem es den letzten “Schluckauf” gab, als die EU-Kommission die Lufthansa zur Aufgabe von Slots an den eigenen Drehkreuzen in Frankfurt und München verpflichtete, damit sie ihren Segen geben konnte.

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Bild: Lufthansa

Als der Lufthansa-Vorstand dem Deal und dessen Bedingungen schließlich zustimmte, empfahl der Kranich seinen Aktionären dem Beispiel zu folgen. Denn damit das Abkommen endgültig abgeschlossen werden kann, muss dieses jedoch noch von den Aktionären der Fluggesellschaft akzeptiert werden. Sollten bei der Abstimmung weniger als 50 Prozent der Aktionäre auf der entsprechenden Versammlung anwesend sein, müssen zwei Drittel für den Deal stimmen. Wenn jedoch mehr als 50 Prozent anwesend sind, reicht eine einfache Mehrheit für den Deal.

Man könnte meinen, dass die Zustimmung des Airline-Vorstandes die größte Hürde bei einem solchen Abkommen wäre. Nun sieht es jedoch so aus, als ob stattdessen die Aktionärsversammlung den Deal noch in Gefahr bringen könnte. Wie die Lufthansa heute bekannt gab, haben sich weniger als 50 Prozent der Aktionäre für die Versammlung angemeldet. Ergo wird auch eine Zweidrittelmehrheit für die Annahme des Deals erforderlich sein.

Größter Einzelaktionär gefährdet Deal

Doch die größte Gefahr stellt nun der größte Einzelaktionär der Lufthansa, Heinz Hermann Thiele, dar, der einer der schärfsten Kritiker des mit der deutschen Regierung ausgehandelten Abkommens bildet. Konkret geht es aktuell um ein Interview Thieles, was er der Frankfurter Allgemeinen Zeitung gab, indem der Unternehmer nicht nur seine Kritik bekräftigte, sondern auch bekannt gab, seine Anteile am Kranich von zehn auf nunmehr 15 Prozent erhöht zu haben. Thiele kritisierte in der Zeitung die Bedingungen, an die der Rettungsplan der Lufthansa geknüpft ist. Jedoch ließ Thiele im Interview offen, wie er bei der Abstimmung votieren werde.

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Die Lufthansa ist verständlicherweise sehr daran interessiert, dass ihr das Rettungspaket genehmigt wird. Nachdem bei der ersten Online-Hauptversammlung der Fluggesellschaft nur 33 Prozent der Aktionäre anwesend waren, drängt die Lufthansa ihre Aktionäre dazu, sich bis Samstag um Mitternacht für die außerordentliche Versammlung anzumelden.

Nach den Äußerungen Thieles hält der Lufthansa-Vorstand derzeit eine Zweidrittelmehrheit bei der Deal-Abstimmung für wahrscheinlich nicht erreichbar. Nach Angaben des Airline-Konzerns würde dies dazu im schlimmsten Fall dann dazu führen, dass der Kranich doch noch erwägen müsste, den Gang in die selbstverwaltete Insolvenz zu nehmen, wenn nicht sofort eine andere Lösung gefunden wird.

Fazit zur neuen Situation bei Lufthansa

Nachdem es um die Lufthansa-Rettung schon zuvor ein großes und langwieriges Hin und Her gab, galt der Deal eigentlich schon als sicher und durch. Nun schafft Thiele wieder Ungewissheit und könnte den Deal ernsthaft in Gefahr bringen. Die Abstimmung auf der Aktionärshauptversammlung dürfte entsprechend mit großem Interesse verfolgt werden. Ausgang: Ungewiss.

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Autor

Max saß irgendwann häufiger in einem Flugzeug als in einer Straßenbahn, und kam so nicht umhin sich immer mehr mit den Themen rund um das Sammeln von Meilen, sowie den besten Flug- und Reisedeals zu beschäftigen. Auf reisetopia teilt er mit euch die neusten Deals und wichtigsten Tipps!

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  • Hi Max, ich lese Eure Artikel wirklich gerne und stimme Euch auch in 99,X% zu. Hier verstehe den kritischen Unterton des Artikels allerdings nicht. Ich finde die Position von Herrn Thiele absolut nachvollziehbar und sinnvoll. Der Staat will – zu Ungunsten der aktuellen Aktionäre – mit der Lufthansa unter dem Deckmantel der Rettung Kasse machen und die Eigentümer des Unternehmens übergehen (keine Dividende, zwei Vertreter im Aufsichtsrat, etc)!
    Das ist wirtschaftlich nicht sinnvoll und entspricht auch keinem marktwirtschaftlichen Gedanken.
    Im Übrigen wäre aus Lufthansa-Sicht die Insolvenz die einzige Chance die massiven Pensionsrückstellungen loszuwerden, was allerdings massive Staatshilfen für den Pensionssicherungsverein nötig machen würde… Dann würde das Geld auch ohne Bedingungen ausgegeben.

    Die Bundesregierung soll der Lufthansa daher m.E. ein Darlehen über x Millionen gewähren, eine marktübliche Verzinsung (von mir aus mit Risikoaufschlag) anwenden und fertig.

    Und genau diesen Ansatz verfolgt Herr Thiele. Daher begrüße ich seine Vorgehensweise sehr und freue mich, dass wir in Deutschland Unternehmer haben, die bereit sind in unserem Land profitable Unternehmen zu stärken und wettbewerbsfähig aufzustellen!

    • Hey Patrick, danke dir für dein ausführliches Feedback hierzu 🙂 Ich bin gespannt wie die Entscheidung der Aktionäre sein wird und wie es dann weitergeht, falls die Staatshilfe abgelehnt wird. Viele Grüße

  • Dann werden die halt nicht mit Staatsknete gerettet… ist ja nicht so, dass die ernsthaft systemrelevant wären. Airlines, die übernehmen würden, stehen ja schon bereit. Und die 9 Mia werden mit Leichtigkeit anderweitig ausgebbar sein.

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