Der Lufthansa könnten deutlich größere Einschnitte bevorstehen, als bisher angenommen. Davor warnt jedenfalls der Kranich-Chef Carsten Spohr, da das Unternehmen weiterhin zu viel Geld verbrennen würde.
Obwohl die Lufthansa ganze neun Milliarden Euro an staatlichen Hilfen erhalten hat, könnte der Kranich noch stärker schrumpfen, als es bisher sowieso schon geplant war. Das berichtet unter anderem das Handelsblatt, unter Berufung auf interne Kreise des Unternehmens.
Flotte soll noch weiter schrumpfen
Die anhaltende Krise macht dem Kranich weiter sehr schwer zu schaffen und trotz der milliardenschweren Finanzspritze von Seiten des Staates, will sich die Situation beim Airline-Konzern einfach nicht bessern. Mit weiter düsteren Aussichten konfrontiert, plant die Lufthansa Medienberichten zu Folge nun eine deutlicher größere Reduzierung der eigenen Flotte, als bisher geplant. Das trifft dabei natürlich auch zahlreiche Stellen, die infolge dessen abgebaut werden müssten. Wichtig ist der Lufthansa aber in jedem Fall, keine weiteren Staatshilfen anzunehmen.
Bisher sahen die Sparmaßnahmen vor, die Kranich-Flotte um 100 Flugzeuge auf gut 660 Maschinen zu schrumpfen. Doch schon Anfang August machte Lufthansa-Vorstand Carsten Spohr deutlich, dass dieser Schritt sehr wahrscheinlich nicht ausreiche, um die Auswirkungen der Corona-Krise möglichst abzufangen, weswegen Spohr zu jenem Zeitpunkt bereits auch von “mindestens” 100 Maschinen sprach. Inzwischen sollen es bei der Lufthansa sogar “erheblich” mehr Jets sein, die den Konzern verlassen sollen. Das soll auf Grundlage der Konzerneigenen Prognose geschehen, die demnach erst für das Jahr 2024 eine Erholung des weltweiten Flugverkehrs auf das Niveau von 2019 sieht.
Weitere Staatshilfen für beide Seiten schwierig
Den Medienberichten zufolge, verbrennt die Lufthansa derzeit immer noch gut eine halbe Milliarde Euro pro Monat und das trotz der Staatshilfen und Kurzarbeitergeldes. Deshalb ist auch die Ansage des Kranichs, von neuen staatlichen Hilfen abzusehen, mindestens fraglich. Schließlich wäre eine weitere Finanzspritze wohl nötig, sollten sich keine weiteren privaten Geldgeber finden. Wichtig sind außerdem die kommenden Wahlen im September nächsten Jahres und der Ausgang dieser, weshalb nun die Frage im Raum steht, ob der Kranich nicht lieber noch vor diesen um eine neue Stütze beim Staat bittet. Allerdings bedürfe es dafür zunächst einmal eines brauchbaren Konzeptes seitens der Lufthansa, ansonsten bräuchte der Kranich-Vorstand gar nicht erst nach Berlin reisen, soll es aus Regierungskreisen heißen.
Dabei könnte der Lufthansa hier aktuell anvisiertes Konzept, vermehrt auf das touristische Geschäft zu setzen, im Wege stehen, denn die Bundesregierung unterstützt auch die Ferienflieger Condor und TUIfly bereits mit finanziellen Mitteln. So würde im gewissen Maßen ein Konkurrenzkampf in den eigenen, vom Staat unterstützen Reihen stattfinden, was natürlich wenig sinnvoll wäre aus Sicht der Bundesregierung.
Jüngste Vereinbarungen wieder hinfällig
Eine weitere Reduzierung der Flotte würde jedoch auch einen größeren Stellenabbau bedeuten. Aktuell könnten demnach statt bisher 2.700 bis zu 4.000 wegfallen – abhängig der weiteren Entwicklung des Flugverkehrs. Wenngleich ein Lufthansa-Sprecher erklärte, dass es keine neuen Pläne bezüglich des Abbaus von Arbeitsstellen gebe und es beim Überhang der bereits bekannten 22.000 Stellen bleibe.
Eigentlich hatte das Unternehmen mit der Flugbegleiter-Gewerkschaft UFO erst eine Vereinbarung getroffen, wonach keine betrieblichen Kündigungen stattfinden dürften. Zu dem Zeitpunkt sahen jedoch auch die Prognosen noch deutlich besser aus, als jetzt. Weiter halten die Verhandlungen mit den eigenen Piloten, die immer noch stark stocken, den Kranich in Atem. Deshalb schließt Kranich-Chef Spohr betriebsbedingte Kündigen inzwischen doch nicht mehr aus, viel mehr seien diese in der jetzigen Situation kaum zu vermeiden.
Fazit zur Erweiterung der Sparmaßnahmen
Der Lufthansa geht es schlecht – sehr schlecht. Und bisher ist auch noch lange keine Besserung in Sicht, weshalb der Kranich nun dazu gezwungen sein könnte, deutlich tiefere Einschnitte vorzunehmen, als bisher befürchtet. Das trifft in erster Linie natürlich wieder die Belegschaft, die sich so leider auch nicht auf die kurz zuvor getätigten Vereinbarungen verlassen kann. In welchem Umfang die Sparmaßnahmen nun ausgeweitet werden, muss sich zwar noch zeigen, dass sie jedoch ausgeweitet werden, steht wohl schon fest.
