Ein kleiner Regionalflughafen im Norden Deutschland sorgt für positive Schlagzeilen. Die Rede ist vom Flughafen Lübeck-Blankensee. Seit 2016 ruhte der Linienbetrieb, nun soll die jüngst geschaffene Airline Lübeck Air den Betrieb aufnehmen. Ab Juni starten täglich drei Flüge in Richtung Süddeutschland – mehr dazu erfahrt Ihr in diesem Artikel.
Traditionsflughafen im Norden
Im August 1917 gegründet, bezeichnet sich der Flughafen selbst als “den Traditionsflughafen des deutschen Norden”. Der Flughafen blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. So fungierte der Airport bereits als Fliegerhorst, Einsatzbasis, Teil der Berliner Luftbrücke sowie als Regionalflughafen. Den Auftakt in eine bunte Geschichte machte die königlich-preußische Fliegerschule im Jahr 1917. In der Kriegszeit nutzte vor allem das Militär den Flugplatz nahe der Hansestadt, um gegen das englische Militär zu fliegen. Nach Kriegsende nutzte die Royal Air Force diesen sowohl als Trainings- als auch Einsatzbasis. Während der Berliner Luftbrücke flogen bis zu 100 Flugzeuge täglich Richtung Berlin, um die besetzte Stadt mit Lebensmitteln zu versorgen.
Die Gegenwart sieht allerdings ganz anders aus. Geplagt von Besitzerwechseln – zwischen 2006 und 2016 wechselte der Besitzer ganze fünf Mal – und zwei Insolvenzen, blickt der Flughafen nun positiv in die Zukunft. Nachdem sich Wizz Air 2016 vom Flughafen Lübeck-Blankensee zurückzog, gab es keinen Linienbetrieb mehr. Im gleichen Jahr übernahm Winfried Stöcker den Flughafen mit der Hoffnung, ihn wieder zum Leben zu erwecken.
Charterflüge bereits ab April – Lübeck Air startet im Juni
Um einen Flugbetrieb sicherzustellen modernisiert der Flughafenbetreiber das bestehende Terminalgebäude. Als Ersatz sollen Hallen dienen, die nach der Fertigstellung des Terminals als Hangar fungieren sollen. Dann sollen ab April im Auftrag des Reiseunternehmens Neubauer Touristik auch Charterflüge vom Flughafen Lübeck abheben, unter anderem nach Italien und Kroatien. Darüber hinaus sollen weitere Flüge auf die englischen Kanalinseln angeboten werden.
Die private Fluggesellschaft Lübeck Air nimmt ihren Linienbetrieb im Juni auf. In Zusammenarbeit mit der dänischen Fluggesellschaft Alsie Express und dem Lübecker Flughafen bietet Lübeck Air ab Juni zwei tägliche nonstop Flüge nach München an. Zusätzlich operiert die kleine Fluggesellschaft einmal täglich auf der Strecke von Lübeck nach Stuttgart. Damit fliegt die Airline zwei Landeshauptstädte sowie zwei der größten Städte Süddeutschlands an. Zum Einsatz kommt eine von Alsie Express gecharterte ATR 72-500. Lübeck Air baut in den Flieger nur 60 statt 74 möglicher Plätze ein und erreicht so einen Sitzabstand von 89 Zentimetern. Damit lässt die Lübeck Air die Lufthansa weit hinter sich. Der Sitzabstand in den Maschinen der deutschen Fluggesellschaft beträgt zwischen 76,2 und maximal 78,4 Zentimeter. Die Flugzeuge besitzen eine Reichweite von rund 2.000 Kilometer, sodass auch internationale Flugverbindungen ab Lübeck möglich sind.
Flüge bereits buchbar – drei Buchungsklassen
Ab sofort sind die Flüge auf der offiziellen Website der Airline buchbar. Insgesamt bietet Lübeck Air drei Buchungsklassen an. Neben “Silber – Fly smart” und “Gold – Fly Flex” bietet die Fluggesellschaft noch die Buchungsklasse “Diamond – Fly high” an. Die Buchungsklassen unterscheiden sich in den Umbuchungs- und Stornierungsbedingungen. Passagiere aller Buchungsklassen erhalten je ein Stück Hand- und Aufgabegepäck gratis sowie Speisen und Getränke an Bord. Passagiere der Diamond Buchungsklasse erhalten zusätzlich Zugang zu einer Lounge.
Neben großzügigen Gepäckbestimmungen gestaltet die Fluggesellschaft ihre Flugpreise durchaus passagierfreundlich. Für einen Hin- und Rückflug zwischen Lübeck und München ruft die Airline einen Preis von unter 200 Euro auf. Viel günstiger ist die Lufthansa auf ihren Flügen zwischen Hamburg und München auch nicht.
Das Argument, dass die Flüge zwischen Hamburg und München nicht unbedingt günstiger sind, ist natürlich auf die Lage und Bedeutung des Hamburger Flughafens verbunden. Dennoch ist der Flughafen Lübeck-Blankensee nicht schlecht angebunden. Mit dem Auto benötigt Ihr von Hamburg aus circa eine Stunde zum Flughafen. Mit der Bahn von Hamburg mit Umstieg am Lübecker Hauptbahnhof rund 90 Minuten. Der Flughafen verfügt über einen eigenen Bahnhof auf der Strecke zwischen Lübeck und Lüneburg, die mit einer Regionalbahn befahren wird.
Fazit zur Wiederaufnahme eines Linienbetriebs am Flughafen Lübeck-Blankensee
Für den Flughafen Lübeck, für die Stadt Lübeck sowie für die Region rund um Hamburg, Schleswig-Holstein und dem westlichen Mecklenburg-Vorpommern ist die Wiederaufnahme des Linienbetriebs ein Gewinn. Positiv zu erwähnen sind die kulanten Gepäckbestimmungen, die moderaten Flugpreise sowie der große Sitzabstand. Doch lohnt sich der Umweg nach Lübeck, wenn der Hamburger Flughafen ganz in der Nähe ist? Stellt der Flughafen Lübeck-Blankensee eine konkurrenzfähige Alternative zum Hamburger Flughafen, zumindest auf den Strecken zwischen Norddeutschland und München sowie Stuttgart dar? Als Nordlicht hoffe ich inständig, dass sich zukünftig wieder Fluggesellschaften in Lübeck niederlassen.
Das ist ein unglaublich schwieriges Projekt – wegen der Nähe zu Hamburg. Und Jürgen Friedel selbst sagt, dass der Break Even bei 700.000 PAX (entspricht rund 2000 pro Tag) liegt. Da müsste man bei einer Auslastung von 67% 8 ATRs fliegen…. Man muss hier also so gut wie alles richtig machen! Bisher habe ich durchaus den Eindruck dass Friedel, Eggers und Co. genau das gelingt – aber es bleibt ein langer Marathon ….
Die Frage ist, was ich mit einem Koffer mache, wenn ich ab STR oder MUC weiterfliegen will? Kann Lübeck Air dann einfach dem Umsteigeairport Bescheid sagen und die checken das Gepäck durch? Oder braucht es dazu ein CS?
Generell reicht das – finde ich – schon an nationalen Zielen. Nach Köln und Frankfurt kann man auch Zug fahren.
Toll ist, dass die Emissionen laut Atmosfair rund 60% geringer sind als mit einem A320 (von Lufthansa oder EW).
Mir gefällt die Möglickeit sehr.
Sehr interessant für Passagiere im Einzugsbereich von Lübeck.
Ich wurde beim Aussehen der Bemalung spontan an eine Transall erinnert 😀
Da ich in Stuttgart wohne aber eigentlich aus Lübeck komme, habe ich mich tierisch über diese Nachricht gefreut. Zudem sind die Preise -wenn man den Zubringer nach Hamburg mit einrechnet- auch nicht abgehoben.
Ich würde mir ebenso wünschen, dass das Angebot länger hält.