LATAM will bei der ersten großen Umstrukturierungsmaßnahme, die infolge der Insolvenz entschieden wurde, 19 der insgesamt 340 Flugzeuge an die Leasinggeber zurückgeben und laufende Verträge rückwirkend kündigen.
Die südamerikanische Airline analysiert noch immer ihre zukünftige Strategie, hat aber “gewisse vorläufige Schlussfolgerungen bezüglich der überschüssigen Flugzeuge gezogen, die für das Geschäft nicht mehr werthaltig sind”, heißt es in einem Antrag LATAMs, der auf die Genehmigung durch ein Gericht wartet.
Hohe Rechnungen machen LATAM zu schaffen
Die 19 Flugzeuge, die an die Leasinggeber zurückgehen sollen, umfassen sechs Airbus A350 und Boeing 787, sowie 13 Flugzeuge der Airbus A320-Familie. “Konkursgerichte haben den Schuldnern von Fluggesellschaften oft erlaubt, Flugzeuge, die mit ausstehenden Schulden belastet sind, zurückzugeben”, erklärte LATAM. Von den 19 Flugzeugen befinden sich 17 – einschließlich aller Großraumflugzeuge – im Besitz des US-amerikanischen Investment- und Dienstleistungsunternehmens “Wilmington Trust”, sind aber letztlich Eigentum verschiedener Leasinggeber. Wilmington Trust ist mit 778 Millionen US-Dollar der größte Gläubiger LATAMs. Neben der Kündigung der Leasingverträge, plant das Unternehmen auch die Umstrukturierung diverser Subunternehmen, die in Südamerika verstreut sind, um weiter Geld einsparen zu können.
LATAM zahlt monatlich 44 Millionen US-Dollar für 98 Flugzeuge im Rahmen von Leasingverträgen und soll bis 2028 3,3 Milliarden US-Dollar für Maschinen zahlen, die über Zweckgesellschaften finanziert werden. Darüber hinaus stehen noch 590 Millionen US-Dollar im Zusammenhang mit weiteren Leasingverträgen aus. Die Fluggesellschaft wird außerdem Bestellungen für die 44 Flugzeuge prüfen, die zwischen 2020 und 2026 von Airbus eintreffen sollen, sowie für sieben Flugzeuge von Boeing, wo von sechs 787-9 – die im selben Zeitraum wie die Airbus-Jets dazu stoßen sollen – sowie einem 777-Frachter, der für das Jahr 2024 vorgesehen ist, die Rede ist.
Viele A350 und 787 verlassen die Flotte
LATAM beantragte, dass die Kündigung der Leasingverträge rückwirkend auf das Datum des jeweiligen Vertragsbeginns angewendet werden soll. Damit haben die Leasinggeber seit dem 26. Mai 15 Tage Zeit, ihre Flugzeuge zurückzuholen, mit Ausnahme der vier Boeing 787, die ab dem 3. Juni verfügbar sein werden, wie die Fluglinie ausführte. Denn nach den 15 Tagen müssten die Leasinggeber dann für die Versicherungs- und Lagerhaltungskosten aufkommen, die zunächst von LATAM übernommen würden.
Mit der Rückgabe zweier Leasing-Airbus-A350, verbleiben noch elf Airbus A350 in der Flotte der Airline. Durch die zusätzlich vier abgehenden Boeing 787-9, reduziert sich die Flotte auf insgesamt zwölf Boeing 787-9 und zehn Boeing 787-8. LATAM verfügt außerdem über zehn Boeing 777-300ER und 31 ältere Boeing 767, die von den Maßnahmen bisher noch nicht betroffen sind. Laut Medienberichten könnten jedoch noch je zwei weitere Airbus A350 und Boeing 787 die Flotte verlassen, allerdings waren diese nicht Teil des aktuellen Antrages.
“Die wirtschaftliche Belastung durch diese Leasings ist dort ausgeprägter, wo ein erheblicher Teil der Flugzeuge [der Airline] aufgrund des derzeitigen Mangels an Nachfrage nach Passagierreisen und der Ungewissheit darüber, wann die Nachfrage nach Flugreisen auf dem vor der Pandemie herrschenden Niveau wieder aufgenommen wird, mit Flugverboten auferlegt sind”, begründete LATAM die Maßnahme und rechtfertigt damit den Schritt zur Aufhebung der Leasingverträge aufgrund der Corona-Krise.
Fazit zu den Maßnahmen LATAMs
LATAM befindet sich zurzeit zwangsweise in einer großen Umbruchphase, die die Airline auch bitter nötig hat, wenn Südamerikas führendes Luftfahrtunternehmen den Weg aus der Insolvenz schaffen möchte. Dass dafür auch drastische Schritte notwendig sind, erklärt sich von selbst. In jedem Fall bleibt zu hoffen, dass es der Airline helfen wird, aus der Misere zu kommen.
