Die langwierigen Vertragsverhandlungen zwischen Lufthansa und ITA Airways gehen in eine weitere Runde. Nun sind weitere Details über die Verzögerungen bekannt.
Die Übernahmevereinbarungen der finanziell angeschlagenen ITA Airways durch die Lufthansa werden sich voraussichtlich bis zum 12. Mai ziehen, berichtet Simple Flying. Beide Vertragspartner zeigen sich zuversichtlich, da es nur noch um Detailfragen gehen soll. Vertrauliche Quellen berichten allerdings, dass selbst der Verkaufspreis noch nicht endgültig feststeht.
Mehr als eine Frage der Details?
Die Verhandlungen zwischen ITA Airways und Lufthansa befinden sich in der heißen letzten Phase, nachdem der Deal schon kurz vor Abschluss stand. Nun dauern die Verhandlungen noch bis in den Mai an, bevor eine finale Entscheidung getroffen wird. Der Vorsitzende von ITA Airways, Antonio Turicchi, gibt sich allerdings mehr als zuversichtlich. Die Struktur stehe bereits in ihren Grundfesten, dass man sich bei Verhandlungen dieser Größenordnung an Details aufhänge, sei Teil des Verhandlungsprozesses, ließ Turicchi kürzlich gegenüber Reportern verlauten.
Am 24. April berichtet allerdings die italienische Tageszeitung Milano Finanza, dass vertrauliche Quellen geäußert haben, auch der Kaufpreis stehe noch nicht endgültig fest: Aktuell bewege sich dieser zwischen 250 Millionen, die die Lufthansa bereit ist für 40 Prozent der ITA Airways Anteile auszugeben, und rund 300 Millionen, die die Gegenseite fordert. Bereits vor einem Monat gab der Vorstandsvorsitzende der Lufthansa Group, Carsten Spohr, zu verstehen:
Die nächste große Einigung, die wir finden müssen, der Preis ist, der die Verluste von ITA widerspiegelt.
Carsten Spohr, Vorstandsvorsitzender der Lufthansa Group
Selbst wenn sich Lufthansa und ITA in den kommenden Wochen auf einen Verkauf einigen können, hängt es von der Nationalen und der Europäischen Kommission ab, ob dieser zustande kommt.
Auch die zweite Phase der Übernahme von ITA Airways ist noch ungeklärt
Der Knackpunkt liege allerdings in den Verhandlungen zur zweiten Phase der Übernahmeverhandlungen, berichtet aero. Im Raum steht die komplette Übernahme von ITA Airways durch die Lufthansa, sollten sich die ITA in den kommenden zwei Jahren wirtschaftlich stabilisieren. Auch mit dem geplanten Anteilsverkauf keine leichte Aufgabe, denn ITA Airways verzeichnete für das Betriebsjahr 2022 rund 468 Millionen Euro Verluste. Seit April dieses Jahres wurden zudem die Gehälter der Besatzung und des Bodenpersonals erhöht, die nach Expertenschätzungen etwa weitere 10 bis 15 Millionen pro Quartal ausmachen dürften.
Doch Italien will nicht gänzlich auf das Mitspracherecht bei ihrer nationalen Airline verzichten und 2026 entweder mit Präsenz im Verwaltungsrat oder einer Beteiligung bei ITA involviert bleiben. Ein Abkommen, auf das sich die Lufthansa Group bis dato nicht einlassen will, so aero.
In einem Interview mit Milano Finanza bestätigte die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, dass zwar Fortschritte in den Verhandlungen erzielt worden seien, die Lufthansa jedoch garantieren müsse, dass die italienischen Wirtschaftsinteressen im Mittelpunkt ihrer Pläne für die angeschlagene ITA stehen würden. Lufthansa Group Chef Spohr betonte daraufhin, dass die Übernahme dem Wettbewerb in Italien zugutekommen wird, da der italienische Markt von ausländischen Billigfluggesellschaften wie Ryanair mit einem Marktanteil von 40 Prozent beherrscht werde.
Hoffentlich versteht auch die Europäische Kommission, dass die Zugehörigkeit von ITA zum Lufthansa-Konzern den Wettbewerb in Italien erhöhen und nicht verringern wird.
Carsten Spohr, Vorstandsvorsitzender Lufthansa Group
Fazit zu den Verzögerungen der Verhandlungen bei der ITA Übernahme
Der Vertragsabschluss bezüglich der Übernahmeverhandlungen zwischen der Lufthansa Group und ITA Airways hat sich erneut um rund drei Wochen verzögert. Noch immer stehen Einigungen über den finalen Verkaufspreis der Teilübernahme sowie Regelungen betreffend einer kompletten Übernahme der Lufthansa Group aus. Italien scheint nicht bereit zu sein, alle Anteile ihrer nationalen Fluggesellschaft ITA aufzugeben und auf jegliches Mitsprache-/Entscheidungsrecht in Zukunft verzichten zu wollen. Ob es am 12. Mai wirklich zu einer Einigung zwischen den beiden Parteien kommt, bleibt abzuwarten.