Auch die deutsche Luftfahrt könnte von den Konsequenzen der Covid-19-Pandemie langfristig umstrukturiert werden. Neue Hygienemaßnahmen sehen künftig optimierte Abläufe für die Abfertigung von Passagieren und Maschinen vor. Ein Überblick.
Das Bundesverkehrsministerium gab nun in enger Kooperation mit den Verbänden der Verkehrswirtschaft neue Richtlinien zu Hygienemaßnahmen aufgrund von Covid-19 bekannt. Demnach werde das Bus-Boarding auf Flughafengeländen künftig ausgesetzt – die Buchung des Mittelsitzes soll allerdings wieder möglich gemacht werden.
Ansteckungsgefahr an Bord eines Flugzeuges vergleichsweise gering
Nach Informationen des Reiseportals airliners.de habe sich das Bundesverkehrsministerium nun in enger Kooperation mit den Verbänden der Verkehrswirtschaft “auf ein gemeinsames Papier für Schutz- und Vorsichtsmaßnahmen geeignet, um Mobilität in der Corona-Krise wieder sicher zu ermöglichen. Die Einigung bildet die Grundlage für die Beratungen der Ministerpräsidenten mit der Bundeskanzlerin zu den Schutzmaßnahmen im Bereich Verkehr und soll nach dpa-Informationen an diesem Mittwoch besprochen werden”. Besagtes Papier liege dem Reiseportal offenbar vor, und enthalte zudem relevante und spezifiische Änderungen für den Luftverkehr.
Nehmen wir die guten Nachrichten einmal vorweg: Die Ansteckungsgefahr mit Covid-19 ist laut Informationen des Bundesverbandes der Luftverkehrswirtschaft (BDL) an Bord äußerst gering, wie zudem vom Robert-Koch-Institut und verschiedenen internationalen Behörden bestätigt wurde. Einerseits begünstige die vertikal erfolgende Luftströmung eine Verteilung der Viren innerhalb des Bordraumes ausdrücklich nicht, andererseits sei die Luft innerhalb eines Flugzeuges durch den Einsatz spezieller Filteranlagen ohnehin reiner, als dies am Boden der Fall ist. Zudem könne man innerhalb Europas nach aktuellem Informationsstand keine einzige Übertragung von Covid-19 an Bord eines Flugzeuges bestätigen – eine in Zeiten von Rückholflügen und Not-Flugverkehr durchaus positive Nachricht!
Maskenpflicht nun allgemeingültig
Nichtsdestotrotz erfordern Krisenzeiten wie diese eben auch außergewöhnliche Maßnahmen. Und diese könnten den Flugverkehr in bislang bekannter Form vollständig überholen. Demnach erfordern aktualisierte Hygienevorschriften neben der Bereitstellung von Desinfektionsmitteln auch außerhalb der Waschräume zudem künftig die absolute Einhaltung der Mindestabstands-Regeln innerhalb des gesamten Flughafengeländes. Dies solle einerseits der vermehrte Einsatz von Absperrbändern innerhalb der Abfertigungsbereiche gewährleisten, und andererseits durch eine verstärkte Nutzung der Online-Services durch die Passagiere individuell begünstigt werden. Auch die Anzahl der beispielsweise für den Check-In geöffneten Counter soll künftig drastisch erhöht werden, um so die Bildung langer Warteschlangen zu entzerren.
Die von der Lufthansa und auch anderen Luftfahrtunternehmen bereits offiziell ausgerufene Maskenpflicht werde nun zudem vollständig auf den Passagier-Transport ausgeweitet. Hiervon seien künftig nicht nur die Bordräume eines Flugzeuges, sondern zudem sämtliche Beförderungsmittel wie Taxis, Bahnen, & Busse und darüber hinaus Flughäfen, Bahnhöfe, Bahnsteige, Fährterminals sowie Haltestellen und vergleichbare Orte betroffen. Zudem solle eine Intensivierung der “Reinigungsleistungen in Verkehrsmitteln” eine Optimierung der Luftzirkulation implizieren, um das Ansteckungsrisiko in öffentlichen Transportmitteln künftig zu minimieren. Die bereits aus Supermärkten und Apotheken bekannte Plexiglas-Schutzscheibe werde zusätzlich diejenigen Flughafen-Bereiche schmücken, an denen direkter Kundenkontakt durch die Mitarbeiter erforderlich ist.
Keine Temperaturmessungen, keine Busse
Die teils scharf kritisierte Maßnahme der Lufthansa aus der vergangenen Woche, wonach die Buchung des Mittelsitzes mit der Einführung einer Maskenpflicht künftig wieder möglich gemacht werde, scheint nun bundesweit ausgerufen zu werden. Zudem werde auch die ursprünglich angedachte Maßnahme einer Temperaturmessung der Passagiere noch auf dem Flughafengelände nicht eingeführt, wie aus dem oben erwähnten Schriftstück hervorgehen soll.
Eine andere und für Passagiere wohl deutlich angenehmere Optimierung der Flughafenprozesse ergibt sich aus der Tatsache, dass auf den Passagiertransport durch auf dem Rollfeld eingesetzte Busse künftig verzichtet werden soll. Stattdessen plane man den vermehrten Einsatz von Terminal-Brücken und Gangways, um die Personendichte und das damit direkt zusammenhängende Übertragungsrisiko bestmöglich zu minimieren. Dort, wo der Bustransport keine realistische Alternative zulässt, soll die Anzahl der sich im Einsatz befindlichen Busse zudem deutlich erhöht werden.
Fazit zu den aktualisierten Hygienemaßnahmen in der Luftfahrt
Die Verbreitung und Information über oben beschriebene Hygienemaßnahmen solle in den kommenden Wochen und Monaten auf unterschiedlichstem Wege erfolgen. Fahrgastinformationssysteme, Plakate und vermehrte Kampagnen in den sozialen Netzwerken sollen einerseits auf die aktualisierten Vorschriften aufmerksam machen, und andererseits über bestehende Risiken und optimiertes Passagierverhalten aufklären. Nichtsdestotrotz werden sich unsere ersten Flugerlebnisse nach einer Beruhigung der jetzigen Krisensituation vermutlich etwas befremdlich anfühlen. Doch wie beim Tragen eines Mundschutzes beim Einkaufen oder den langen Schlangen vor Banken und Poststationen in Großstädten, werden wir uns auf lange Sicht wohl auch an die Hygienemaßnahmen in Flugzeugen deutlich schneller gewöhnen, als ursprünglich gedacht. Denn immerhin ist es die Gesundheit unserer Mitbürger und die Sicherheit jedes einzelnen Passagiers, die diese Vorschriften überhaupt erfordert!
