Kommt Hong Kong Airlines über den Winter? Die zweitgrößte Fluggesellschaft der autonomen Region steht kurz vor dem Kollaps. Für den November können Gehälter nur verspätet bezahlt werden, zudem fallen alle Langstreckenflüge weg. Selbst das In-Flight-Entertainment fällt ab 1. Dezember weg.
Die Zukunft von Hong Kong Airlines ist aktuell äußerst gefährdet. Die Fluggesellschaft kämpft bereits seit Monaten mit gravierenden Problemen, aktuell wird die Situation allerdings von Tag zu Tag schlechter. Besonders problematisch: Besserung ist nicht in Sicht.
Hong Kong Airlines muss alle Langstrecken streichen
Als besonders problematisch erweist sich für die Airline aus Hongkong, dass sie das Angebot in den letzten Monaten immer weiter reduzieren musste. Nachdem die Airline noch vor zwei Jahren groß expandiert hatte, geht die Zahl der Routen mittlerweile von Woche zu Woche zurück. Die Fluggesellschaft hatte schon vor wenigen Wochen bekanntgegeben, in den nächsten Wochen Flüge nach San Francisco und danach auch nach Los Angeles zu streichen. Nun steht fest: Auch die Verbindung nach Vancouver fällt weg, womit auch die letzte Langstrecke der Airline verschwindet. Flüge nach Melbourne und Sydney in Australien wurden ebenfalls schon zuvor aus dem Flugplan genommen.
Damit aber nicht genug, denn auch im regionalen Raum muss Hong Kong Airlines weitere Streichungen bekanntgeben. Die Airline fliegt zukünftig nicht mehr nach Saigon in Vietnam und stellt auch die Flüge nach Tianjin ein. Zwar verblieben immer noch Dutzende Routen, davon viele etwa nach China oder in andere Länder in der Region, aber das Angebot schrumpft immer weiter. Entsprechend hat die Airline auch bereits zahlreiche Flugzeuge geparkt und neue Bestellungen gar nicht erst abgenommen. Einige Airbus A350, die ursprünglich an Hong Kong Airlines gehen sollten, sind mittlerweile bei anderen Airlines im Einsatz. Die verbleibenden Maschinen gehören erst einmal weiter zur Flotte der Airline.
Viele Gehälter können erst mit Verspätung bezahlt werden
Wie problematisch die Situation ist, zeigt sich aber auch noch an einem anderen Aspekt. Die Airline konnte für den November die Gehälter der Angestellten nicht fristgerecht bezahlen. Von 3.560 Mitarbeitern der Fluggesellschaft kann fast die Hälfte im November nicht auf ihr Gehalt setzen. Dieses soll zwar mit Verzögerung in der ersten Dezemberwoche ausbezahlt werden, doch die Aussichten erscheinen dadurch noch düsterer als sowieso schon. Bereits jetzt scheint Hong Kong Airlines mit gravierenden Problemen der Liquidität zurechtkommen zu müssen.
Ob die Gehälter schlussendlich tatsächlich ausbezahlt werden, ist in Anbetracht der sich täglich verschlechternden Situation offen. Bezahlt werden für den Moment nur Mitarbeiter, die entweder zur Kabinenbesatzung gehören oder im Ausland angestellt sind, alle anderen Mitarbeitern müssen auf ihr Gehalt weiter warten. Dazu kommt, dass nach übereinstimmenden Berichten seit heute auch das In-Flight-Entertainment bei Hong Kong Airlines nicht mehr verfügbar ist. Der Hintergrund: Die Airline kann die Lizenzen, die dafür notwendig sind, nicht mehr bezahlen.
Probleme in Hongkong sorgen für keine schnelle Besserung
Die Zukunft von Hong Kong Airlines ist besonders deshalb mehr als fraglich, weil sich keinerlei Besserung andeutet. Zwar ist der Dezember wegen der Weihnachtstage in der westlichen Welt ein etwas stärkerer Monat für Fluggesellschaften, in Asien gilt das allerdings weniger. Zudem findet das für Airlines in Hongkong wichtige Chinesische Neujahrsfest erst im Februar statt, sodass die Airline noch zwei schwierige Monate überleben muss. Gerade mit den vielen gestrichenen Flügen und dem geringen Vertrauen in die Zukunft der Airline dürften auch die Buchungen noch einmal einbrechen – ein Teufelskreis, der schon so einige Airlines in die Pleite gebracht hat.
Doch für Hong Kong Airlines sind die Probleme noch einmal schlimmer: Die Airline muss auch damit leben, dass die politische Situation in Hongkong für einen weiteren Einbruch der Buchungen sorgt. Auch Cathay Pacific und internationale Fluggesellschaften haben damit zu kämpfen, dass Geschäftsleute wie Touristen Reisen nach Hongkong meiden und die Bürger der autonomen Region selbst deutlich weniger Reisen unternehmen. Eine Besserung der Situation ist aktuell nicht in Sicht, weswegen sich auch für Hong Kong Airlines der Himmel noch weiter zuzieht. Aktuell deutet leider wenig darauf hin, dass die Airline eine große Chance hat, bald wieder mit verbesserten Zahlen rechnen zu können.
Fazit zur Situation von Hong Kong Airlines
Als Teil der ebenfalls strauchelnden HNA Group, einem Mischkonzern aus China, darf sich Hong Kong Airlines wohl nicht auf Hilfe der Konzernmutter hoffen. Dies in Kombination mit der schwierigen Situation in Hongkong und dem Abwärtsstrudel in dem sich die Airline aktuell befindet, sorgt dafür, dass man aktuell nur noch wenig Hoffnung haben kann. Natürlich ist zu hoffen, dass es nicht noch eine größere Airline-Pleite in diesem Jahr geben wird. Die Zeichen stehen bei Hong Kong Airlines allerdings keineswegs gut.