Das Coronavirus grassiert durch die Welt und infiziert immer mehr Menschen. Maßnahmen über Maßnahmen werden getroffen, um die Ausbreitung möglichst in den Griff zu kriegen und immer weniger Menschen gehen auf Reisen, geschweige denn, dass sie in ein Flugzeug steigen, aus Angst vor einer Infektion.
Die Airlines reagieren mit deutlichen Ausdünnungen ihrer Flugpläne auf die prekäre Lage, teilweise werden zahlreiche Flugzeuge abgestellt und Personal reduziert. Dass das nicht alle Fluggesellschaften so ‘einfach’ werden mitmachen können, war offensichtlich und so fordert das Coronavirus hier nun sein erster Opfer: Europas größte Regional-Airline Flybe hat mit sofortiger Wirkung den Flugbetrieb eingestellt.
Mitarbeiter kündigten Insolvenz zuvor an
Die Günstig-Airline, die vor allem auf kürzeren Strecken von und nach Großbritannien flog, befand sich schon seit längerer Zeit in einer finanziellen Notlage, weswegen die nun angemeldete Insolvenz und die damit einhergehende Einstellung des Flugbetriebs nicht allzu überraschend kommt. Allerdings beschleunigte die internationale Krise rund um das neue Coronavirus den Sturz Flybes enorm. Vor kurzem war jedoch aus Richtung der britischen Regierung um Boris Johnson noch von einer möglichen staatlichen Hilfe die Rede, wobei sogar eine mögliche Beteiligung seitens des Staates im Raum stand. Beides war schließlich aber plötzlich kein Thema mehr und die Airline geriet weiter unter Druck.
An diesem Mittwochabend, den 4. März, musste Flybe schließlich den Betrieb einstellen. Wenige Stunden zuvor deutete sich das Ende der Fluggesellschaft an, so sollen Passagiere berichtet haben, dass etwa Flughafenmitarbeiter den Fluggästen gesagt haben sollen, dass der Flugbetrieb zum Donnerstag komplett eingestellt würde. Auch wurde über einen Piloten berichtet, der in seiner Ansage aus dem Cockpit die Insolvenz ankündigte. Um kurz vor Mitternacht wurde die Onlinepräsenz Flybes schließlich abgeschaltet. Fly beschäftigte insgesamt gut 2.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
“Enorme Trauer und großes Bedauern”
Seit nun schon einiger Zeit hatte Flybe mit finanziellen Problemen zu kämpfen, die vergangenen Januar ihren Höhepunkt erreichten. Bis zuletzt sprach das Airline-Management mit der britischen Regierung, wobei über einen Notkredit, eine staatliche Beteiligung, sowie einen vorläufigen Erlass der Ticketsteuern verhandelt worden sein soll. Doch die Gespräche verliefen nahezu ergebnislos und so konnten sich beide Seiten nur auf einen Aufschub der Zahlung von Steuern im einstelligen Millionenbereich einigen.
Doch das half nur wenig und die Ausbreitung des Coronavirus hat “eine schlimme Situation verschlimmert”, wie ein Insider der Airline zu Medien sagte. Dadurch brachen nämlich – wie bei etlichen anderen Airline auch – die Buchungszahlen bei Flybe deutlich ein, wodurch die finanziellen Reserven auf einmal nur noch bis zum Ende der Woche gereicht hätten.
Airline-Chef Mark Anderson schrieb an seine Mitarbeiter, dass er mit “enormer Trauer und großem Bedauern” die “erschütternde Nachricht” mitteilen müsse, dass Flybe “demnächst Insolvenz anmelden” müsse. So ist es schließlich geschehen. Anderson zeigte sich außerdem enttäuscht darüber, dass man trotz der intensiven Gespräche mit der Regierung und den wichtigsten Zulieferern keine weitere Finanzierung erhalten habe.
Flybe sollte Virgin-Zubringer werden
Noch vor gut einem Jahr sah es für Flybe deutlich besser aus, als ein Konsortium um das US-amerikanische Finanzunternehmen Cyrus Capital (mit 40 Prozent beteiligt), die britische Stobart Group (30 Prozent), sowie Virgin Atlantic (ebenfalls 30 Prozent) die strauchelnde Flybe übernahmen. Das Bündnis investierte 135 Millionen Pfund, also knapp über 156 Millionen Euro, in die klamme Fluggesellschaft. Doch das Geld reichte nur bis Januar 2020. Eigentlich sollte Flybe dabei zu einem Zubringer für Virgin Atlantic umstrukturiert werden.
Fazit zum Ende von Flybe
In einem Zeitraum von gerade einmal drei Jahren ist mit Flybe die inzwischen vierte britische Airline in die Insolvenz gegangen und musste den Flugbetrieb einstellen: Monarch im Oktober 2017, Fly BMI im Februar 2019 und schließlich Reiseriese Thomas Cook, ergo auch die Airline-Sparte, im September letzten Jahres. Nun traf es die größte Regional-Airline in Europa, was sich besonders auf dem britischen Markt bemerkbar machen wird. Allein am Flughafen von Southampton zeigte sich Flybe allein für etwa 95 Prozent aller Flüge verantwortlich.
Dass das Coronavirus auch auf dem Airline-Markt seine Opfer fordern wird, war abzusehen. Und nun haben wir auch traurige Gewissheit über das erste Opfer, womit sich Flybe in die lange Liste der vielen Airline-Pleiten der jüngeren Zeit einreiht.