Die Europäische Union untersucht Fluggesellschaften in Europa in Hinblick auf ihre Kompensationsversprechen. Die Airlines müssen nun beweisen, dass die Aussagen ihrer CO₂-Emissionsreduktion wahrheitsgemäß sind.
Erst kürzlich wurde der Greenwashing-Klage von der Deutschen Umwelthilfe gegen Eurowings stattgegeben. Jetzt haben mehrere europäische Fluggesellschaften die Aufmerksamkeit von der Europäischen Union auf sich gezogen. Unter anderem gehören verschiedene Fluggesellschaften der Lufthansa Group zu den 20 Airlines, die von der EU als Stichprobe wegen möglichen Greenwashings untersucht werden. Die EU-Kommission fordert von diesen Unternehmen, klarzustellen, ob ihre Behauptungen zur Reduzierung von CO₂-Emissionen wissenschaftlich fundiert sind, wie auch aero berichtet.
Das Wichtigste in Kürze
- Die EU-Kommission fordert von 20 Fluggesellschaften in Europa eine Stellungnahme bezüglich ihrer Nachhaltigkeitsversprechen
- Innerhalb von 30 Tagen müssen die Airlines ihre Behauptungen wissenscahaftlich fundiert darlegen
- Darunter sind einige Fluggesellschaften der Lufthansa Group
Kurze Frist zur Klärung der Wahrhaftigkeit der Behauptungen
Die Untersuchung der EU-Kommission konzentriert sich darauf, wie Fluggesellschaften ihre CO₂-Kompensationsversprechen beim Ticketverkauf umsetzen und ob diese tatsächlich zu messbaren CO₂-Einsparungen führen. Dabei stehen zwei Hauptansätze im Fokus. Zum einen wird der Ausgleich von CO₂-Emissionen durch Klimaprojekte beleuchtet und zum anderen der Einsatz nachhaltiger Treibstoffe, wie Sustainable Aviation Fuels (SAF). Die betroffenen Fluggesellschaften sind aufgefordert, innerhalb von 30 Tagen zu erläutern, wie ihre Ansprüche an die CO₂-Reduzierung durch wissenschaftliche Erkenntnisse gestützt sind.
Die Untersuchung zielt darauf ab, Klarheit und Transparenz über die tatsächlichen Auswirkungen der Kompensationsmaßnahmen zu schaffen. Auch wird dadurch potenzielles Greenwashing verhindert. Einige der betroffenen Airlines haben bereits auf diese Untersuchung reagiert, darunter sind Air France-KLM, Lufthansa, Austrian Airlines, Swiss, Eurowings, Brussels Airlines und Air Dolomiti. Auch Norwegian und SAS bestätigten, einen Brief erhalten zu haben. Es bleibt unklar, gegen welche anderen Fluggesellschaften die EU-Kommission ermittelt.
Auch die BEUC geht gegen Airlines in Europa vor
Die Europäische Verbraucherorganisation (BEUC) warnt die EU vor 17 Fluggesellschaften, welche möglicherweise Greenwashing betreiben, wie Reuters berichtet. Darunter sind folgende Fluggesellschaften:
- airBaltic
- Air France
- Air Dolomiti
- Austrian Airlines
- Brussels Airlines
- Eurowings
- Finnair
- KLM
- Lufthansa
- Norwegian
- Ryanair
- Scandinavian Airlines
- Swiss
- TAP Air Portugal
- Volotea
- Vueling
- Wizz Air
Die BEUC konzentriert sich auf ähnliche Anliegen wie die EU-Kommission und fordert klare Informationen über die Nachhaltigkeitsansprüche der Airlines. Diese Untersuchung zielt darauf ab, eine Transparenz und Glaubwürdigkeit in Bezug auf Umweltansprüche von Fluggesellschaften zu schaffen. Bisher ist nicht bekannt, ob die EU-Kommission und die BEUC dieselben Fluggesellschaften aufgelistet haben.
Auch kommt die Untersuchung zu einem Zeitpunkt, an dem die Luftfahrtbranche verstärkt unter Druck steht, ihre Umweltauswirkungen zu reduzieren. Unter anderem der Branchenverband BDL sieht die UN-Klimaziele durch nicht ausreichend nachhaltigen Flugkraftstoff in Gefahr. Auch ein Bericht des Büros für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB) thematisiert, dass klimaschonende Luftfahrt nicht ohne drastische Maßnahmen realisiert werden kann. Um gegen die Greenwashing-Vorwürfe vorzugehen, sind genaue und verlässliche Angaben über die tatsächlichen CO₂-Einsparungen von entscheidender Bedeutung für das Vertrauen der Verbraucher und die Glaubwürdigkeit der Fluggesellschaften.