Noch kein Aufatmen für Bahnreisende: Die EVG hat zwar einer Schlichtung im Tarifstreit zugestimmt, hält jedoch an der Streikabstimmung fest.
Nach den mehrmals gescheiterten Tarifverhandlungen zwischen der Deutschen Bahn (DB) und der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) hat die Bahn gestern eine externe Schlichtung vorgeschlagen. Im Anschluss an eine Sitzung des Bundesvorstandes der EVG gibt diese nun bekannt, dass sie den Vorschlag der DB für ein Schlichtungsverfahren annimmt, berichtet die Tagesschau. Dennoch hält die Gewerkschaft weiterhin an einer Urabstimmung über unbefristete Streiks fest, heißt es in einer Pressemitteilung der EVG. Könnte die Schlichtung doch noch kippen?
Keine Streiks in der Urlaubszeit?
Der Bundesvorstand der EVG hat beschlossen, Gespräche mit der DB AG über ein Schlichtungsverfahren aufzunehmen, sagte EVG-Verhandlungsführer Kristian Loroch:
Nachdem die Verhandlungen gescheitert waren, haben wir erklärt, dass wir uns einem solchen Vorgehen nicht widersetzen würden – jetzt halten wir unser Wort.
Kristian Loroch, Verhandlungsführer EVG
Laut Loroch habe man das Interesse der Passagiere im Blick, deren Reisepläne man während der Ferienzeit nicht stören wollen:
Das würde die völlig falschen Leute treffen.
Kristian Loroch, Verhandlungsführer EVG
Sollte es zu einem Schlichtungsverfahren kommen, beabsichtigt die EVG, während der Urlaubszeit möglichst auf Streiks zu verzichten.
Kippt die Schlichtung mit der Urabstimmung?
Von einer Urabstimmung werde jedoch weiterhin nicht abgesehen, sagt EVG-Tarifdirektorin Cosima Ingenschay:
Unsere wahlberechtigten Mitglieder der DB AG werden über den Ausgang des Schlichtungsverfahrens abstimmen, das auch die Möglichkeit eines unbefristeten Arbeitskampfes bestimmt.
Cosima Ingenschay, EVG-Tarifdirektorin
Die Kombination aus Schlichtung und Streikabstimmung bedeute eine direkte Beteiligung der Mitglieder, ergänzt sie. Jeder Mitarbeiter der Deutschen Bahn könne mitentscheiden, ob das Schlichtungsangebot akzeptabel ist oder nicht.
Wenn sich bei der Urabstimmung 75 Prozent unserer stimmberechtigten Mitglieder dennoch für einen unbefristeten Arbeitskampf aussprechen, werden wir das Schlichtungsergebnis nicht akzeptieren und weiterkämpfen.
Cosima Ingenschay, EVG-Tarifdirektorin
Sollte die Schlichtung nicht im Sinne der Gewerkschaft ausfallen, drohe ein “heißer Herbst mit massiven Auswirkungen“.
Fazit zu dem angenommenen Schlichtungsvorschlag
Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft hat nach dem Scheitern der Tarifrunde mit der Deutschen Bahn beschlossen, den Vorschlag der DB für ein Schlichtungsverfahren anzunehmen. Damit beweist die EVG ihre Bereitschaft zur Konfliktlösung, insbesondere um Streiks während der Urlaubszeit zu vermeiden. Gleichzeitig wird jedoch an der Urabstimmung festgehalten, bei der die Mitglieder über das Ergebnis der Schlichtung und die Möglichkeit unbefristeter Streiks abstimmen können. Die Kombination aus Schlichtungsverfahren und Urabstimmung ermöglicht eine direkte Mitgliederbeteiligung und stellt sicher, dass das Ergebnis von der Mehrheit der Beschäftigten akzeptiert wird. Sollten 75 Prozent der stimmberechtigten Mitglieder für unbefristete Streiks votieren, wird die EVG die Schlichtung ablehnen und weitere Maßnahmen ergreifen. Streiks sind also noch immer nicht ganz vom Tisch.