Etihad Airways streicht zahlreiche Flugzeugbestellungen bei Airbus

Etihad Airways hat seit geraumer Zeit mit finanziellen Problemen zu kämpfen und befindet sich derzeit in einer entsprechenden Umstrukturierung mit dem Versuch, die Einnahmen zu steigern und die Kosten zu senken.

Neben vielen bereits vollzogenen Einsparungen, zum Beispiel im Service-Bereich, folgt nun ein Schritt, der vor allem Airbus und Boeing gar nicht gefallen dürfte: Die Airline vom Golf cancelt den Großteil ihrer Bestellungen von Langstreckenflugzeugen. Wollte Etihad Airways einst zu einer riesigen Airline gedeihen, sehen die neuerlichen Pläne ganz andere Ziele voraus.

Vom Global Player zur Boutique Airline

Im Zuge der Sparmaßnahmen unterbrach und reduzierte, beziehungsweise beendete Etihad die Unterstützung viele ihrer unrentablen Airline-Investitionen, wie airberlin, Alitalia, Air Serbia oder auch Air Seychelles. Schließlich machten die Kostensenkungsversuche auch vor dem eigenen Geschäft nicht halt und so traf es letztendlich die eigenen Passagiere, die von den Einsparungen merklich betroffen waren und sind. Doch das vielleicht größte Problem der Airline aus Abu Dhabi stellen die Bestellungen von neuen Flugzeugen bei Airbus und Boeing dar.

Diese Orders wurden zu Zeiten getätigt, als Etihad plante, zu einer Airline von enormer Größe zu wachsen, mit dem Ziel, Menschen überall auf der Welt zu verbinden. Inzwischen ist man aber in der harten Realität angekommen und hat diese überzogenen Wachstumspläne verworfen. Jetzt lautet das Ziel der Fluglinie aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, als eine Art Boutique-Airline zu fungieren, die in erster Linie Passagiere nach Abu Dhabi bringen möchte, denn auf der ganzen Welt zu “verteilen”.

112 Flugzeuge in der Flotte, 156 bestellt

Zurzeit verfügt Etihad über 112 Flugzeuge in der eigenen Flotte. Bevor die Airline nun den Großteil ihrer Bestellungen gestrichen hat, standen insgesamt ganze 156 bestellte Flugzeuge in den Auftragsbüchern der Flugzeugbauer Airbus und Boeing. Hier werden besonders die ambitionierten – und jetzt ehemaligen – Wachstumspläne Etihads am offensichtlichsten. Dabei handelte es sich um Flugzeuge der Typen Airbus A321neo, A350-900 und -1000, sowie Boeing 777-8 und -9 sowie 787-9 und -10. Seit gut einem Jahr rumorten Gerüchte um etwaige Stornierungen dieser Bestellungen seitens Etihad Airways, da die Orders schlicht nicht mehr zu den aktualisierten Plänen der Golf-Airline passen.

Nun scheinen sich eben diese Gerüchte zu bestätigen. So soll Etihad ganze 75 Flugzeuge aus der Bestellliste gestrichen haben. Die aktualisierte Order bei Airbus und Boeing sieht demnach wie folgt aus:

• 26 Airbus A321neo (keine Veränderung)
• 0 statt 40 Airbus A350-900
• 5 statt 22 Airbus A350-1000
• 0 statt 8 Boeing 777-8
• 6 statt 17 Boeing 777-9

Einzig rund um die Boeing 787 gibt es keine genauen Zahlen. Hier möchte Etihad Airways wohl weitere Maschinen abnehmen, jedoch deutlich weniger als ursprünglich geplant.

Dabei hat Etihad Airways Vereinbarungen mit beiden Flugzeugbauern getroffen, die besagt, dass die Fluglinie Zahlen zu Bestellungen nicht öffentlich machen muss. Entsprechend handelt es sich bei diesen genannten Zahlen um Gerüchte, die allerdings als sehr wahrscheinlich gelten. Zwischenzeitlich hat Airbus die Stornierungen der Airbus A350-Maschinen sogar bestätigt. Die verbleibenden Bestellungen bei Airbus und Boeing sollen indes mithilfe von Umschuldungen, Umstrukturierungen und Reduzierungen bei Etihad finanziert werden.

Fazit zu den Stornierungen von Etihad Airways

Die Nachricht über die Stornierungen des Großteils der Flugzeugorders durch Etihad Airways bei Airbus und Boeing, ist eigentlich keine große Überraschung. Etihads Bestellung von über 150 zusätzlichen Flugzeugen entspricht einfach nicht mehr dem aktualisierten Geschäftsmodell der strauchelnden Airline. Daher haben viele Experten die Stornierungen längst vorausgesagt. Interessant ist außerdem, wie sehr Etihad Airways diese Abbestellungen privat halten möchte. Es bleibt also weiterhin spannend im Poker um die Zukunft von Etihad Airways.