Die britische Billigfluggesellschaft easyJet plant die Übernahme freier Slots der Lufthansa an ihren Drehkreuzen Frankfurt und München.
Auch die größte deutsche Fluggesellschaft hat noch immer schwer mit den Folgen der Corona-Pandemie zu kämpfen und war früh auf finanzielle Unterstützung des Staates angewiesen. Auf der Insel gab es diese lediglich für British Airways, easyJet ging “leer” aus. Das bietet der britischen Billigfluggesellschaft aber auch die Gelegenheit, freie Slots der Lufthansa an ihren Drehkreuzen in Frankfurt und München zu übernehmen. Das ist lediglich ein Teil der übergeordneten Strategie, die Präsenz an den großen europäischen Drehkreuzen zu steigern, wie aero.de berichtet.
Keine Chancen ungenutzt lassen
Die Corona-Pandemie stürzte die moderne zivile Luftfahrt bekannterweise in die wohl tiefste Krise. Finanzielle Unterstützung war und ist noch heute für die meisten Airlines essenziell. Um die Staatshilfen jedoch zu erhalten, mussten diese Zugeständnisse machen – so auch die Lufthansa. Ein Bestandteil davon ist die Abgabe von Slots an ihren Drehkreuzen Frankfurt und München. Slots dienen der Vergabe von Start- und Landerechten. Diese sind essenziell, um einen Flughafen anfliegen zu können. Da die Lufthansa an ihren Drehkreuzen einen Großteil des Flugverkehrs ausmacht, und andere Airlines nur schwer an solche Slots kommen, sollten diese dem freien Markt angeboten werden. Normalerweise wäre der Run auf solche Slots in Nicht-Pandemie-Zeiten enorm. Wie sich in der aktuellen Situation jedoch herausstellt, ist das Interesse an den Lufthansa-Slots in Frankfurt und München eher gering.
Da die Lufthansa jedoch nicht die einzige Airline ist, die aktuell von der Corona-Pandemie schwer getroffen wurde, zeigen andere Airlines keinen Bedarf für die freien Slots – zumindest bislang. Denn zum ersten Mal äußert eine Fluggesellschaft öffentlich Interesse an diese Slots. Dabei dreht es sich um die britische Billigfluggesellschaft easyJet. Die Airline werde nach der Krise “Gelegenheiten zu Wachstum” nicht ungenutzt verstreichen lassen, sagte easyJet-Chef Johan Lundgren in einem Zeitungsinterview. Ab September wird die Airline von der Insel wieder neue Flugzeuge von Airbus übernehmen und möchte diese nach Möglichkeit schon bald in der neuen Strategie implementieren. Diese Strategie sieht einen Fokus auf große europäische Drehkreuze wie London-Heathrow und eben Frankfurt und München vor.
Wie viele Slots müssen abgegeben werden?
Konkret besagte die Verpflichtung der Lufthansa, dass sie „an den Flughäfen Frankfurt und München je einem Wettbewerber zur Stationierung von je bis zu vier Flugzeugen, bis zu 24 Start- und Landerechte (Slots), also rechnerisch drei Start- und drei Landerechte pro Flugzeug und Tag, zu übertragen“ habe. Wer die Slots haben möchte, muss innerhalb der jeweiligen Frist eine Bewerbung und später ein Gebot abgeben, welches von der EU-Kommission geprüft wird. Dafür muss die Airline eine Betriebserlaubnis für Europa besitzen, nicht in Verbindung zur Lufthansa stehen und keine Staatshilfen in Höhe von 250 Millionen Euro oder mehr in Empfang genommen haben.
Wie eine typische Billigfluggesellschaft agiert easyJet ohnehin schon länger nicht mehr. Diese fokussieren sich üblicherweise auf Märkte, die von den großen Fluggesellschaften unterversorgt oder nur mit Umsteigeverbindungen erreichbar sind. In der jüngsten Vergangenheit hat die britische Fluggesellschaft jedoch Slots am Flughafen London-Gatwick erhalten, die Norwegian abgeben musste. Ähnliche Pläne verfolgt easyJet momentan auch am größten britischen Airport in London-Heathrow. Nach Aussagen des Airline-Chefs müssen dafür jedoch “Zeitpunkt und Rahmenbedingungen” passen, ehe ein Angebot abgegeben wird. Der passende Zeitpunkt könnte das dritte Quartal sein. Erst dann erwartet die Fluggesellschaft erste eindeutige Anzeichen der Erholung des Reiseverkehrs. Infolgedessen soll auch die alte Flottenstärke von über 300 Airbus-Flugzeugen schnell wieder hergestellt werden.
Fazit zu den Plänen von easyJet
Die britische Billigfluggesellschaft forciert die bisherige Strategie und möchte zukünftig noch mehr Präsenz an den großen europäischen Drehkreuzen zeigen. Dafür sollen im nächsten Schritt freie Lufthansa-Slots an den Flughäfen Frankfurt und München übernommen werden. Welche Pläne dann folgen, lässt der Chef von easyJet offen. Vielleicht folgen zukünftig wieder die Inlandsflüge in Deutschland, welche schon vor langer Zeit von airberlin übernommen wurden, jedoch wieder aufgegeben werden mussten.