Bei erheblichen Verspätungen im Nah- und Regionalverkehr der Bahn konnten Reisende bislang auf den IC oder ICE ausweichen. Das könnte sich mit dem Deutschlandticket ändern.
Kurz vor dem Start des Deutschlandtickets warnen Verbraucherschützer vor einer bislang unbekannten Einschränkung von Fahrgastrechten, wie die FAZ berichtet. Was steckt hinter den möglichen Einschränkungen und wie stark sind Reisende wirklich betroffen?
Keine Rückerstattung von Alternativrouten
Ab einer Verspätung von über 20 Minuten im Nah- und Regionalverkehr war es Reisenden bisher gestattet, auf eine Alternativverbindung mit IC oder ICE umzusteigen. Die hierfür zusätzlich erworbene Fahrkarte konnte man sich im Nachgang von der Deutschen Bahn erstatten lassen. Reisende mit dem 49-Euro-Ticket könnten davon in Zukunft ausgenommen werden, da die neue Fahrkarte als „erheblich ermäßigtes Beförderungsentgelt“ eingestuft werden soll, für die die Ausweichoption auf IC und ICE im Verspätungsfall nicht gilt. Ein entsprechender Entwurf für eine Neufassung der Eisenbahn-Verkehrsverordnung wurde bereits ausgearbeitet.
Laut Marion Jungbluth, Leiterin des Teams Mobilität und Reisen im Verbraucherzentrale Bundesverband, laufen Deutschlandticket-Nutzer Gefahr, “ÖPNV-Kunden zweiter Klasse” zu werden. Jungbluth befürchtet bei dieser Art der Einschränkung von Fahrgastrechten, dass Reisende das Vertrauen in die Bahn als sicheres Beförderungsmittel verlieren. Denn diese Information ist für viele Bestands- und Neukunden der DB noch unbekannt.
Viele Verbraucherinnen und Verbraucher wissen das bisher gar nicht und könnten in die Falle tappen.
Marion Jungbluth, Verbraucherzentrale Bundesverband
An den ersten drei Verkaufstagen des Deutschlandtickets wurden bereits über 250.000 Abos verkauft. Den Wenigsten sollte bei Vertragsabschluss die mögliche Regelung zum Alternativverkehr bei Verspätungen klar gewesen sein.
Wie oft wird die Regelung vermutlich greifen?
Das Verkehrsministerium verweist bei der möglichen Regelung auf einen entschiedenen Wunsch des Beförderungssektors. Denn dieser prognostiziert eine Überlastung der IC- und ICE-Züge bei kostenloser Umsteigeoption im Verspätungsfall.
Die Betrachtung der aktuellen Pünktlichkeitsraten der Deutschen Bahn im Regional- und Nahverkehr könnte vermuten lassen, dass ohnehin nur eine marginale Anzahl an Zugverbindungen so relevant verspätet sein wird, dass Reisende von dieser Regelung betroffen sein werden.
Das Gros der Verspätungen verzeichnet die Deutsche Bahn bei den Fernverkehrsverbindungen, für die das 49-Euro-Ticket ohnehin nicht greift. Allerdings werden auch im Nah- und Regionalverkehr sehr viel mehr Verbindungen betrachtet, wodurch der Vergleich in Absolutzahlen ein wenig hinkt. Doch angesichts der geplanten Generalsanierung des Schienennetzes soll sich die Pünktlichkeit der Bahn auch hier Schritt für Schritt erhöhen.
Im Verkehrsausschuss des Bundestages wird es zeitnah eine Anhörung zur Änderung des Allgemeinen Eisenbahngesetzes aufgrund von EU-Vorgaben geben. Geändert werden soll im Zuge dessen auch die Eisenbahn-Verkehrsverordnung, an die die mögliche Regelung gekoppelt ist.
Weitere mögliche Konsequenzen für Reisende mit dem Deutschlandticket
Spinnt man den ‘Ernstfall’ des Zug- oder Busausfalls allerdings weiter, könnten die entstehenden Konsequenzen für Reisende mit dem Deutschlandticket jedoch weitreichender sein.
Strandet man beispielsweise nachts in einer entlegenen Ortschaft und der letzte Regionalzug entfällt alternativlos, so hat man als Inhaber eines Regionalzugtickets das Recht, ein anderes Beförderungsmittel, wie das Taxi, zu wählen oder sich sogar die Nacht im Hotel von der Deutschen Bahn zahlen zu lassen. Ob und inwiefern diese Regelungen auch noch greifen, wenn mit dem 49-Euro-Ticket unterwegs ist, bleibt mit der Änderung der Eisenbahn-Verkehrsverordnung abzuwarten.
Fazit zu den möglichen Einschränkungen beim Deutschlandticket
Das Deutschlandticket bietet Reisenden eine vergünstigte Option, den Nah- und Regionalverkehr zu nutzen. Neben den zahlreichen Vorteilen wird nun erstmals ein möglicher Nachteil des Tickets in Aussicht gestellt, der die Attraktivität des Angebots meines Erachtens aber nicht signifikant schmälert. Setzt man Fahrten, die mit dem 49-Euro-Ticket reibungslos verlaufen, mit dieser möglichen Einschränkung ins Verhältnis, so wird man vermutlich auch noch mit einem großen Plus aus der Rechnung gehen, wenn ein IC- oder ICE-Ticketkauf als Alternative im Einzelfall unausweichlich ist.
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