Nach gut drei Monaten ziehen die Deutsche Bahn, Gemeinden und Verbände ein erstes Fazit – das fällt aber unterschiedlich aus.
Gut 9,6 Millionen Menschen haben laut einem Artikel der Tagesschau bisher das Deutschlandticket gekauft. Die Deutsche Bahn spricht gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (rnd) von einem “großen Erfolg”. Der Verband Pro Bahn und die Opposition üben bahnblogstelle zufolge aber auch Kritik. Das Ticket sei vor allem ein günstiges Angebot für bisherige Stammkunden und Großstädter.
Deutschlandticket in Kritik
“Einfach, kostengünstig, ökologisch sinnvoll und digital”, so beschreibt DB-Regio-Chefin Evelyn Palla gegenüber dem rnd das Deutschlandticket. Rund ein Viertel mehr Fahrgäste verzeichne die Bahn seit der Einführung und vergleicht den Erfolg mit dem des Neun-Euro-Tickets. Nutzer würden mit dem Ticket auch weite Strecken bis in das Ausland bereisen. Das Deutschlandticket hat also spürbare Auswirkungen auf den Verkehr.
Der Ehrenvorsitzende des Verbandes Pro Bahn, Karl-Peter Naumann, teilt die Begeisterung der Deutschen Bahn nicht. Im Gespräch mit der Rheinischen Post bezeichnet er das Ticket als “Werbemaßnahme für bisherige Stammkunden”. Das Geld solle statt in das Ticket besser in den Ausbau des Schienennetzes gesteckt werden. Bis 2030 soll das Schienennetz in Europa verdoppelt werden und schon jetzt bemängelt die Deutsche Bahn fehlende finanzielle Mittel.
Auch die Oppositionspartei CDU steht dem Deutschlandticket kritisch gegenüber. Verkehrsexperte der Fraktion, Thomas Bareiß, wirft der Regierung vor, dass das Ticket hauptsächlich Einwohnern in Ballungsräumen und Großstädten zugutekomme. Die Angebote im ländlichen Raum würden währenddessen abgebaut. Bareiß rechnet mit einer Erhöhung des Ticketpreises aufgrund der ungeklärten Finanzierung.
Finanzierung ungewiss
Das Deutschlandticket wurde auch als 49-Euro-Ticket bekannt. Dies gilt als „Einführungspreis“. Die Kosten könnten in den kommenden Jahren also noch steigen. Das Ticket wird bis 2025 mit 1,5 Milliarden Euro jährlich durch den Bund bezuschusst. Die Bundesländer sollen die restlichen Kosten von über drei Milliarden Euro tragen, so die Tagesschau.
Für das kommende Jahr ist die Finanzierung allerdings noch unklar. Auf dem Städtetag wurde nun eine schnelle Einigung von Bund und Ländern gefordert, damit das Ticket gesichert ist. Ob mit den steigenden Kosten auch der Ticketpreis steigen könnte, ist nicht bekannt.
Fazit zur Finanzierungs-Debatte
Nach drei Monaten Deutschlandticket fallen die Einschätzungen unterschiedlich aus. Die Deutsche Bahn sieht es als großen Erfolg. Die CDU und der Verband Pro Bahn üben Kritik. Laut ihnen ist das Ticket besonders für Stammkunden und Großstädter attraktiv, während das Angebot im ländlichen Raum und der Schienenausbau vernachlässigt werden. Trotz der Teilfinanzierung durch den Bund bis 2025 ist die Zukunft des Deutschlandtickets unsicher. Länder und Bund sollten sich jetzt schnell auf die Finanzierung für das kommende Jahr verständigen, um neu gewonnene Kunden nicht zu verlieren.
“Einfach, kostengünstig, ökologisch sinnvoll und digital”
einfach: wohl mit vielen Startschwierigkeiten nach Erfahrungsberichten
kostengünstig: für einzelne Bahnfahrer vielleicht, teuer für die steuerzahlende Gesamtgesellschaft
ökologisch: Ansichts- und Glaubensache
digital: per se weder positiv noch negativ; aufgrund des Auschlusses von technik weniger affinen Menschen und der immensen Datenschutzrechtsproblematik klar negativ
also ganz klar “Großer Erfolg”