Paukenschlag bei British Airways: Alex Cruz, seit 2016 Chef der Airline, schmeißt überraschend hin. Während die Gründe noch unklar sind, ist ein Nachfolger bereits gefunden. Die Pilotengewerkschaft zeigt sich erfreut.
Alex Cruz, Vorstandsvorsitzender und Vorsitzender von British Airways, verlässt die Fluggesellschaft. Der nicht unumstrittene Airline-Chef wird ab sofort als Vorstandsvorsitzender durch Sean Doyle, derzeit Vorsitzender und CEO von Aer Lingus, ersetzt. Das berichtet unter anderem aerotelegraph. Beide Fluggesellschaften sind Teil des IAG-Konsortiums. Cruz wird seine Rolle als Vorsitzender vorübergehend beibehalten, aber Doyle wird den Vorsitz “nach einer Übergangszeit” übernehmen, so die IAG.
Cruz führte Buy-on-Board-Konzept ein
Álex Cruz de Llano – kurz: Alex Cruz –, bisheriger Strippenzieher bei British Airways, hat überraschend sein Mandat niedergelegt. Der Spanier wurde im April 2016 Chairman und Chief Executive von British Airways. Er kam nach seiner Tätigkeit als Vorstandsvorsitzender der Günstig-Airline Vueling zu den Briten. Während seiner Amtszeit beaufsichtigte er bedeutende Veränderungen bei British Airways – einschließlich der Einführung des “Buy on Board”-Konzepts als Ersatz für die kostenlose Verpflegung in der Economy Class auf Kurzstreckenflügen.
Außerdem sah er sich mit Arbeitskampfmaßnahmen der Kabinenbesatzung und der Piloten konfrontiert – so dämpfte ein Streik der Flugbesatzung die Feierlichkeiten zum hundertjährigen Bestehen der Fluggesellschaft. Darüber hinaus hatte Cruz 2017 mit einem katastrophalen IT-Ausfall bei der Fluggesellschaft und 2018 mit einer Datenpanne zu kämpfen.
British Airways wurde von der Coronavirus-Pandemie extrem hart getroffen – so wie eigentlich die gesamte Luftfahrtbranche. Cruz kündigte bis zu 12.000 Arbeitsplatzverluste bei einer Belegschaft von insgesamt 42.000 Mitarbeitern an. Der nun scheidende BA-Chef wurde weithin als die persönliche Wahl von Willie Walsh angesehen, der im vergangenen Monat als CEO der IAG zurücktrat.
Cruz schon “lange in der Abflughalle”
Luis Gallego, Vorstandsvorsitzender der IAG-Gruppe, zeigte sich zuversichtlich, dass dieser Schritt und die Veränderung an der Spitze IAG gut aufstellen würde, um erstarkt hervorzugehen. Dennoch wollte er Alex danken für das, “was er bei British Airways getan hat. Er hat unermüdlich daran gearbeitet, die Fluggesellschaft in den Jahren vor der Feier ihres 100-jährigen Bestehens zu modernisieren.” Und führte weiter aus:
Since then, he has led the airline through a particularly demanding period and has secured restructuring agreements with the vast majority of employees.
Luis Gallego, IAG-Vorstandsvorsitzender
Der neue BA-Chef, Sean Doyle, kam 1998 zu British Airways und wurde Direktor für Netzwerk, Flotte und Allianzen, bevor er im Januar 2019 als CEO zu Aer Lingus wechselte. Doyle wird bei Aer Lingus interimistisch durch Donal Moriarty ersetzt, der derzeit der Chief Corporate Affairs Officer der irischen Fluggesellschaft ist.
Brian Strutton, Generalsekretär der British Airline Pilots’ Association (BALPA), sagte, dass sich Cruz “schon seit einiger Zeit in der Abflughalle” befinde und der nun erfolgte Schritt keine Überraschung sei.
He was given a remit to cut costs and found it impossible to do that without alienating BA passengers and employees alike. […] I hope this heralds a new dawn which sees BA behaving like the proud flag carrier airline it should be. Balpa looks forward to working constructively with the new CEO, Sean Doyle.
Brian Strutton, BALPA-Generalsekretär
Aber auch anderweitig macht British Airways aktuell von sich Reden. So wurden jüngst Bilder zu den neuen First Class Suiten veröffentlicht. Weniger schön – zumindest aus Sicht eines Luftfahrtenthusiasten – ist die endgültige Verabschiedung der Boeing 747 aus der Flotte der Briten.
Fazit zum Aus von Alex Cruz
Warum genau Alex Cruz bei British Airways gehen musste, ist bisher zwar noch nicht bekannt, aber mutmaßen kann man natürlich in viele Richtungen. Womöglich ist der Kurs, den Cruz in Zeiten der Krise eingeschlagen hat, ein Grund. Vielleicht ist es auch schlicht die Gesamtbilanz, seit der Spanier bei den Briten das Sagen hatte. Nachdem IAG-Chef Walsh bereits zuvor zurücktrat, schient Cruz nicht mehr den nötigen Rückhalt zu genießen.