Besonders im Fernverkehr zieht die Bahn bisher eine positive Bilanz – der Notfahrplan läuft nach Selbsteinschätzung stabil. Ab Dienstag sollen alle Verbindungen wieder anrollen.
Der zweite Tag des vierten Streiks dieser Tarifrunde zwischen der Deutschen Bahn (DB) und der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) ist in vollem Gange. Die Folgen bekommen Pendler und Reisende massiv im Alltag zu spüren. Doch der Notfahrplan der Bahn schlägt sich nach eigenen Angaben des Konzerns wacker, wie die Tagesschau berichtet. Primär im Fernverkehr ist der Plan wohl verlässlich.
Eigenlob für den Notfahrplan
Seit gestern ist der Notfahrplan der Deutschen Bahn in Kraft und sichert Passagieren ein begrenztes Angebot an Verbindungen während des sechstägigen Streiks zu. Etwa 20 Prozent der Strecken aus dem regulären Fahrplan werden bedient. Doch besonders ein Blick auf den Fernverkehr sorgt für Zufriedenheit bei der Bahn. Nach eigenen Anhaben ist der Notfahrplan verlässlich.
Die Züge rollen, und man kann auch während des Streiks reisen. Unsere Züge waren gestern sehr stabil unterwegs, die 20 Prozent werden geliefert, und das ist auch unser Plan für die nächsten Tage.
Stefanie Berk, Bahn-Vorstandsmitglied
Reisenden auf der Schiene wird weiterhin geraten, die Verbindungen vor Ankunft am Bahnhof zu prüfen und sich so früh wie möglich einen Sitzplatz zu reservieren. Denn die Kapazität ist trotz mehr eingesetzter Waggons begrenzt. Die verlängerten Züge fahren primär zwischen Nord und Süd, um möglichst viele Reisende an ihr Ziel zu bringen.
Streik kratzt an der Attraktivität der Bahn als Klima-Alternative
Die aktuellen sechs Tage bilden den längsten Streik der GDL im Tarifkonflikt. Schon von vielen Seiten wurde die Notwendigkeit sowie das Ausmaß der Arbeitsniederlegung kritisiert. Michael Theurer, Bahnbeauftragte der Bundesregierung, sieht in dem lang anhaltenden Streik eine Gefährdung für das Klima. Denn wenn die Züge nicht fahren, müssen Reisende auf Auto und Flugzeug umsteigen – zwei weniger umweltfreundliche Alternativen.
Mit ständig neuen und immer längeren Streiks büßt der klimafreundliche Verkehrsträger Schiene zunehmend an Attraktivität ein. Jeder, der bisher überlegt hat, vom Auto auf die Bahn umzusteigen, hat nun ein weiteres Gegenargument. Das ist ein Spiel mit dem Feuer.
Michael Theurer, Bahnbeauftragte der Bundesregierung
Es hatte sich bereits gezeigt, dass die Nachfrage an Inlandsflügen deutlich gestiegen ist. Eurowings verzeichnete sogar Rekordzahlen mit den meisten Buchungen auf diesen Strecken innerhalb der letzten vier Jahre.
Der Bahnbeauftragte der Bundesregierung ist nicht allein mit seiner Forderung nach einer Lösung in diesem Tarifkonflikt. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) forderte die beteiligten Parteien auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren und bewertete den Streik als inakzeptabel. Denn nicht nur für Reisende und Pendler ist ein solcher Streik belastend, sondern auch für die Wirtschaft.
Forderungen nach neuem Umgang mit Streik-Situationen
Diverse Politiker haben sich bereits für Alternativen zu den aktuellen Verhandlungen ausgesprochen, da diese keine Lösung hervorbringen. Wissing stellt einen Mediator für künftige Diskussionen in den Raum. Jens Spahn, der stellvertretende Unions-Fraktionsvorsitzende im Bundestag, geht so weit, ein neues Streikrecht zu fordern. Er bringt ein die Bahn als kritische Infrastruktur ins Gespräch, wie es auch CSU-Generalsekretär Martin Huber getan hatte, der eine frühzeitige Ankündigung solcher Streiks fordert. Zudem sollte laut Spahn ein Schlichtungsverfahren vor Streiks verpflichtend eingeführt werden.
Kritische Stimmen richteten sich auch gegen die Deutsche Bahn und den Umgang mit der GDL. Linken-Politiker und Ministerpräsident von Thüringen, Bodo Ramelow, wirft der Bahn vor, die GDL kaputt machen zu wollen. Er betont das gerichtliche Vorgehen des Konzerns gegen die Gewerkschaft und sieht kein “schlichtungsfähiges Angebot” seitens der Bahn.
Der Streik startete am Mittwoch früh um 2 Uhr und hält bis 18 Uhr am Montagabend an. Zentrale Forderungen der GDL drehen sich um eine Arbeitszeit-Verringerung bei vollem Lohnausgleich. Ab Dienstag rechnet die Bahn wieder mit einem regulären Zugverkehr.
Fazit zur positiven Bilanz des Notfahrplans
Nachdem der Notfahrplan der Bahn gestern am ersten Streik-Tag in Kraft getreten ist, zieht die DB bisher eine positive Bilanz. Besonders im Fernverkehr sei der Plan verlässlich – grob 20 Prozent der regulären Strecken werden angeboten. Unterdessen steigt die Kritik an die involvierten Parteien seitens der Politik. Es bleibt abzuwarten, wie die restlichen Streik-Tage verlaufen.